"Wählt einfach!": Kandidaten diskutierten in Hilpoltstein

4.10.2018, 16:16 Uhr

© Foto: Unterburger

Viele waren gekommen, um sich auf der "Straße der Demokratie" entlang der Platanen im Residenzhof über die Parteien zu informieren, die dort ihre Stände aufgebaut hatten, und mit den Vertreter der Parteien ins Gespräch zu kommen. In einer ausgelosten Reihenfolge waren die SPD, Die Linke, Die Grünen, Die Partei, die CSU, die FDP und die FW vertreten. Bürgermeister Markus Mahl wies darauf hin, dass die AfD explizit nicht eingeladen wurde, weil sie die Gesellschaft spalte und rechtspopulistisches Gedankengut verbreite. "Solange ich Bürgermeister dieser Stadt bin, haben die hier bei uns nichts verloren!", rief er unter dem Beifall der Zuhörer.  Sein besonderer Dank galt den Gebärden-Übersetzerinnen Kirstin Günther und Susanne Kassler und dem Organisationsteam.

Der Diskussion stellten sich Marcel Schneider (SPD), Volker Bauer (CSU), Stefan Stromberger (FDP), Andreas Hofmann (Grüne), Thomas Schneider (FW) und Tino Schwarz (Linke). In der ersten Runde versuchten die Landtagskandidaten Antworten auf folgende Frage zu geben: Warum ändern Politiker immer wieder ihren Kurs und sind in ihren Aussagen nicht verlässlich? Die Frage wurde gestellt von der Rummelsberger Diakonie, von Regens Wagner und der Lebenshilfe. "Politiker sind auch nur Menschen und machen Fehler", gab Thomas Schneider (FW) zu, "manchmal versprechen sie Sachen, die sie nicht halten können". Er strenge sich an, dies nicht zu tun.

"Ab und zu sollte man seinen Standpunkte ändern", erklärte Tino Schwarz. Volker Bauer wies darauf hin, dass Politiker oft schwierige Entscheidungen treffen müssten. Man müsse eine Politik machen, die für jeden Menschen das Beste ist. Stefan Stromberger brachte den Begriff der Politikverdrossenheit ins Spiel. Als Politiker müsse man immer bedenken, was man tut.

Vertrauen in Politik verloren

Marcel Schneider meinte, viele Menschen hätten das Vertrauen in die Politik verloren. "Vor den Wahlen versprechen die Politiker viel, nach den Wahlen wollen sie davon nichts mehr wissen", kritisierte er. Für die Grünen stehe der Mensch im Mittelpunkt, versicherte Andreas Hofmann: "Das dürfen wir alle nicht vergessen!"

In der zweiten Runde beschäftigte man sich mit der Frage: Welchen Einfluss übt die Kirche – oder allgemein die Religion – bei der Wahl aus? Diese Frage wurde über die Schulen und den Jugendtreff der Stadt Hilpoltstein gestellt. Als Christ lege man Wert auf den Frieden, hob Thomas Schneider hervor. "Aber ich lehne es ab, wenn der Pfarrer sagt, wen man wählen soll." "Ich bin fest der Überzeugung: Jesus würde links wählen", sagte Tino Schwarz, "wer sich christlich nennt, ist noch lange nicht sozial."

Volker Bauer verwies darauf, dass Bayern ein christlich geprägtes Land sei. "Wir brauchen eine faire Sozialpolitik", forderte er.

Zustimmung fand er bei Stefan Stromberger, der meinte, die Kirche sei bei uns fest verwurzelt. "Ich glaube nicht, dass die Kirche Einfluss auf die Wahl nimmt", so Stromberger. Marcel Schneider will Kirche und Politik getrennt sehen: "Das sind zwei Paar verschiedene Stiefel." Auch Andreas Hofmann verwies darauf, dass es eine Trennung von Kirche und Staat gebe. Dies sei richtig so.

Drohende Altersarmut

In der dritten Runde stand eine Frage im Mittelpunkt, die durch die beiden Heimatzeitungen ermittelt worden war. Sie lautete: "Geht in Bayern die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander? Wenn ja, was können Sie und Ihre Partei im Landtag dagegen tun, um das zu verhindern, auch mit dem Blick auf drohende Altersarmut?"

"Ja, die Schere geht auseinander", bestätigte Andreas Hofmann, "wir müssen weg von Hartz IV, wir müssen die Besteuerung von Renten rückgängig machen." " Manche werden immer reicher, die anderen immer ärmer", stimmte Marcel Schneider seinem grünen Vorredner zu, "wir brauchen eine Sicherung der Rente bis zum Jahr 2040 und eine effektivere Mietpreisbremse." Thomas Schneider gab zu bedenken, dass viele Menschen nicht von ihrem Verdienst leben könnten: "Jeder muss von seinem Verdienst leben können und es muss noch was übrig bleiben für das Alter."

Gegen Altersarmut sei eine durchgehende Beschäftigung nötig, forderte Volker Bauer: "Wir wollen Wohlstand für alle." Tino Schwarz forderte eine "andere Finanzierung", denn jeder zweite Rentner habe eine monatliche Rente, die unter 800 Euro liege. Stefan Stromberger sah die Sache etwas anders. "Wir helfen den Menschen nicht, wenn wir den Reichen etwas wegnehmen, um den Armen etwas davon zu geben", meinte er.

Nach den Statements der Politiker konnten die Zuhörer rote oder grüne Karten hochheben. Grün bedeutete, dass sich die Landtagskandidaten verständlich ausgedrückt hatten, rot bedeutete das Gegenteil. Meist waren grüne Karten zu sehen.

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