Was wird aus den Kitagebühren?

21.1.2021, 05:00 Uhr
Was wird aus den Kitagebühren?

© Foto: Jens Büttner

"Deutlich weniger Kinder als sonst" besuchen während des zweiten Lockdowns die Kitas im Landkreis Roth und in Schwabach. Zwar gilt im Gegensatz zur Regelung vom Frühjahr nicht mehr die Systemrelevanz der elterlichen Berufe, aber "die Eltern gehen sehr verantwortlich damit um", erlebt es Susanne Fuchs, die Leiterin des LBV-Kindergartens Arche Noah in Hilpoltstein.

Das heißt, sie bringen ihre Kinder wirklich nur in die Kita, wenn es absolut notwendig ist. Ein Viertel bis ein Drittel der eigentlich 80 Mädchen und Buben kommen zurzeit ins Haus. "Ich freue mich, dass die Eltern das möglich machen", lobt Susanne Fuchs die Flexibilität der Mütter und Väter. Denn im Dezember sei ja nicht unbedingt damit zu rechnen gewesen, dass auch im Januar noch Urlaubstage für die heimische Kinderbetreuung nötig sein würden.

Notbetreuung wird gebraucht

Dieselbe Erfahrung hat auch Silvia Humpoletzky gemacht, die den katholischen Kindergarten Heilige Drei Könige in Roth führt. "Die Eltern nehmen das sehr ernst", sagt sie. Aber manche brauchen die Notbetreuung halt wirklich, erklärt sie. Ein gutes Drittel der Kinder werde betreut.

Für die vier städtischen Kindertagesstätten in Schwabach liegt die Zahl der Kinder in der Notbetreuung bei etwa 20 bis 30 Prozent, berichtet Pressesprecher Jürgen Ramspeck. Er hat ebenfalls Verständnis dafür, dass die Eltern die Notbetreuung in Anspruch nehmen. Nach den eh schon verlängerten Weihnachtsferien und vielleicht keinem Resturlaubsanspruch mehr müssten eben doch einige mehr auf die Kinderbetreuung zurückgreifen als während des Frühjahrs-Lockdowns.

Um Geduld gebeten

Dabei sei die Stimmung unter den Eltern wegen der Bezahlung der Kitagebühren nicht negativ. In Schwabach gab es, so Ramspeck, "nur ganz vereinzelt Anfragen", wie es mit einer eventuellen Erstattung aussehe. Die Stadt habe aktiv die Eltern angeschrieben und "um etwas Geduld gebeten", weil dies noch nicht geklärt sei.

Auch im LBV-Kindergarten in Hilpoltstein ist noch nicht bekannt, wie es mit dem Bezahlen der Gebühren weitergeht. Fuchs: "Das ist noch in der Klärung." Dass Eltern ihr Kind in die Notbetreuung bringen, weil sie auf dem Standpunkt stehen, dass sie den Besuch ja schließlich bezahlt haben, glaubt man bei den Einrichtungen nicht. Das Finanzielle, so glaubt Silvia Humpoletzky, spiele wahrscheinlich seit der Einführung von Kindergarten- und Krippengeld im April 2019 beziehungsweise Januar 2020 keine so wichtige Rolle mehr.

Aber für die Kinder ist die Situation eines weitgehend leeren und stillen Kindergartens "schon sehr ungewohnt": Denn eigentlich ist der LBV-Kindergarten in Hilpoltstein ein "offenes Haus", erläutert Susanne Fuchs. Das heißt, die Kinder entscheiden selbst, wo und mit wem sie gerade spielen und arbeiten wollen. Jetzt aber müssen all die, die zu der Kleingruppe gehören, in einem Raum bleiben, weil die kleinen Gruppen ja nicht gemischt werden sollen.

Auch die pädagogischen Angebote wie der wöchentliche Draußen- oder der Erlebnistag fallen weg, das Frühstücksbuffet einmal pro Woche darf es nicht geben, und außerdem müssen sich die Kleinen immer wieder umgewöhnen: Nicht jedes Kind kommt jeden Tag, also wechseln die sowieso schon wenigeren Spielkameraden noch zusätzlich.

In Roth beim Drei-Königs-Kindergarten heißt es dagegen: "Die Kinder finden‘s klasse". Denn: "Sie müssen kein Spielzeug teilen", hat Silvia Humpoletzky beobachtet, "sie haben Zugriff auf alles". Dazu kommt, dass es nicht so laut ist, wenn in einem Raum nur vier bis acht Kinder spielen anstatt sonst bis zu 25. "Das ist gerade für die, die geräuschempfindlicher sind, deutlich angenehmer."

Weiterer Pluspunkt: Nicht nur die Coronaviren will man damit aus den Kitas verbannen, sondern auch die typischen Schnupf- und Niesattacken der Wintererkältungskrankheiten gibt es so gut wie gar nicht. Wo sonst öfter mal kleine Schnupfennasen geschnieft haben, seien jetzt sowohl das Team als auch die Kinder gesund wie nie.

Gründe dafür gibt es laut Susanne Fuchs zweierlei: Zum einen müssen Mütter und Väter jetzt dafür sorgen, dass ein erkältetes Kind daheim bleibt. Zum Zweiten: "Die Masken schützen sicher auch vor Infektionen."

KiTa-gebühren: "Schnell und unbürokratisch erstatten!"

Im Gespräch, in der Klärung, noch nicht spruchreif – so lauten im Moment die Einschätzungen von Kindergarten- und Krippenträgern oder von Erziehern, wenn es um das Aussetzen der Gebühren von Eltern für den Kitabesuch während des zweiten Lockdowns geht. Denn von der Notbetreuung sollen Eltern nur dann Gebrauch machen, wenn sie die Betreuung "nicht auf andere Weise sicherstellen" können.

Die Regelung vom Frühjahr, als die Eltern von April bis Juni die Kosten für die ausgefallenen Monate nicht bezahlen mussten, ist vom bayerischen Familienministerium bisher noch nicht neu entschieden.

Gefordert wird ein "schnelles, unbürokratisches Erstatten" der Kitakosten aber von mehreren Seiten, etwa von der Bayern-SPD. "Eltern und Kinder haben während des Lockdowns derzeit viele Lasten zu tragen, vor allem weil Kitas bis auf die Notbetreuung gerade geschlossen sind", heißt es in einem Schreiben der Parteivorsitzenden Natascha Kohnen. Dass Familien, die ihre Kinder gerade zu Hause betreuen, dafür weiter Gebühren entrichten sollen, wolle die SPD "nicht hinnehmen".

Allerdings wehre man sich auch dagegen, "dass der finanzielle Ausgleich für Familien wie bereits im Frühjahr wieder an Trägern und Kommunen hängenbleibt".

"Wir fordern, dass der Freistaat Kitagebühren für betroffene Familien schnell und unbürokratisch erstattet", so Vorsitzende Natascha Kohnen.

Unterstützt wird diese Forderung auch vom Fürther Oberbürgermeister und Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK), Dr. Thomas Jung.

 

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