Wasserkraft setzt Energie frei

10.5.2011, 16:26 Uhr
Wasserkraft setzt Energie frei

© Fa. Schlenk

Die Leistung der Turbine beträgt maximal 160 Kilowatt. Im Jahresdurchschnitt wird bei schwankenden Wassermengen eine Leistung von 115 Kilowatt erwartet. Und der daraus resultierende Beitrag für die Umwelt: Der jährliche Ertrag von einer Million Kilowattstunden entspricht einer Einsparung von 39 Tonnen Kohlendioxid. Zum Vergleich: Ein Hektar Wald absorbiert durchschnittlich zehn Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Umgerechnet entspricht die erzielte Einsparung der Leistungskraft von 39 Hektar Mischwald. Seit der Inbetriebnahme der Kaplan (Rohr-)Turbine im Dezember 2010 wurden bereits 312000 Kilowattstunden produziert. Die Jahresmenge dieser Anlage liegt bei 1000 Megawattstunden). Dies entspricht laut Vorstand Carl-Joachim von Schlenk-Barnsdorf aber „gerademal zehn Prozent des Jahresbedarfs des Standortes Barnsdorf und nur zirka drei Prozent des Gesamtenergiebedarfs unseres Unternehmens in Deutschland“.

Schlenk bedauerte, dass das Unternehmen seinen Energiebedarf so schnell nicht aus regenerativer Energie decken könne. Zumal das Potential für Wasserkraft in Deutschland zu über 90 Prozent ausgeschöpft sei. Ebenso das ökologisch verantwortliche Potential des Biogases. Blieben noch Sonne und Windkraft. Jedoch sei die Leistungsfähigkeit dieser Technologien derzeit noch ausgesprochen beschränkt, meinte Joachim von Schlenk. Deswegen arbeite sein Unternehmen an diesen Themen und investiert seit einigen Jahren verstärkt in Forschung und Entwicklung zur Herstellung von Materialien, die den Wirkungsgrad, insbesondere von Solarmodulen, erhöhen.

Heuer werden rund 7,5 Millionen Euro in die Produktionsanlagen im Standort Bitterfeld und in den neuen Standort in Georgensgmünd investiert. „Das ist erst der Anfang“. Schlenk: „Es ist uns gelungen, mit einem neuen Produkt den Wirkungsgrad von Solarmodulen um bis zu drei Prozent auf die Fläche bezogen zu erhöhen“.

Zurück zur Turbine. Mit dieser Investition wird die zweite Phase des firmeneigenen Ökologiekonzeptes für Barnsdorf gestartet. Das ökologische Ausgleichskonzept von 2003 sei mittlerweile vollständig abgearbeitet. Nun hat sich das Traditionsunternehmen neue Ziele für Barnsdorf und die Rednitzaue gesetzt.

Jährlich will Schlenk für diese Projekte 500000 Euro investieren. Geplante und bereits eingeleitete Maßnahmen betreffen die Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude in Barnsdorf. Die Rednitzaue im Bereich Barnsdorf wird durch die Erdverkabelung der Firmen-Stromleitungen und Beseitigung der Strommasten verschönert. Zudem werden zusätzliche Grundstücke um Barnsdorf zur Durchführung von Biotopmaßnahmen erworben.

Am sichtbarsten wird der Konflikt zwischen Ökologie und Ökonomie ohnehin am Landverbrauch. 1991 wurde begonnen, ein Standorterweiterungskonzept für den Barnsdorfer Kernbetrieb zu erarbeiten. Ein wichtiger Aspekt waren auch die gesetzlich vorgeschriebenen ökologischen Ausgleichsmaßnahmen. „Wir entwickelten einen Masterplan, der auch das schon früher der Natur Entnommene ausbalanciert“. Kern des Projekts ist die langfristige Renaturierung der Rednitzaue und der umliegenden Wälder auf 2,2 Kilometer Länge und auf einer Gesamtfläche von zirka 100 Hektar.

In Barnsdorf wird Wasserkraft seit Jahrhunderten genutzt. Die alte Turbine am ehemaligen Werkskanal, die zwischen 1938 und 2002 in Betrieb war, erreichte eine Leistung bis zu 80 Kilowatt. Die neue Kaplan (Rohr-) Turbine hat hohe Wirkungsgrade bei kompakter Bauweise, eine ausgereifte Technologie, und ist bestens geeignet für den Einsatz bei sehr niedriger Fallhöhen und großen schwankenden Durchflussmengen.

Das Laufrad der Turbine gleicht einem Schiffspropeller, dessen Flügel verstellbar sind. Das Wasser wird durch eine Spirale in Drall versetzt und die Leitschaufeln sorgen dafür, dass das Wasser parallel zur Welle auf die Schaufeln trifft und dabei Energie überträgt. Der Wasserdruck nimmt vom Eintritt in das Laufrad bis zum Austritt stetig ab. Durch das Saugrohr verlässt das Wasser die Turbine. Seitlich der Turbine bis zum Unterlauf befindet sich eine Fischtreppe. Mit einer vermeintlichen Hauptströmung gelangen die Fische so problemlos unter Umgehung der Turbine und des Wehrs vom Ober- zum Unterlauf und umgekehrt.

Landrat Herbert Eckstein würdigte bei der Einweihung der Turbine, dass das Unternehmen Schlenk sowohl hinsichtlich der Ökonomie als auch der Ökologie in die Zukunft gerichtete Maßnahmen ergriffen habe. Nicht zuletzt habe dies das Image dieses in der Heimat fest verwurzelten Unternehmens in den vergangenen Jahren nachhaltig geprägt. Und Ralph Edelhäußer fasst die ökologischen Leistungen wie folgt zusammen: „Hier wird mit Hirn und Herzblut für Nachhaltigkeit gesorgt“.DETLEF GSÄNGER