Welche Betriebe testen ihre Mitarbeiter auf Corona?

26.3.2021, 05:00 Uhr
Welche Betriebe testen ihre Mitarbeiter auf Corona?

© Foto: Marijan Murat

Trotzdem sind einige Firmen von sich aus aktiv geworden: Sie haben Teststrecken eingerichtet, auch nach schlechten Erfahrungen mit Infektionen im eigenen Betrieb.

Der Schock saß tief: Kurz vor Weihnachten (!) musste die Firma Henglein in Wassermungenau die Produktion von Kloßteig stoppen, reihenweise Mitarbeiter hatten sich mit dem Coronavirus infiziert. Eine Reihentestung ermittelte 40 positive Fälle.


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Das gab den Ausschlag für Personalchef Johannes Amberger: Er richtete eine eigene Teststrecke ein, inzwischen werden die Beschäftigten einmal wöchentlich getestet, manche sogar zwei Mal. Nasenabstrich vor Arbeitsantritt, das gilt natürlich auch für die Nachtschichten, "zum Eigenschutz", sagt Amberger, das werde mittlerweile "sehr gut angenommen". Wer im Homeoffice arbeitet, muss bei der Rückkehr in der Betrieb natürlich ebenfalls antreten.

Bis zu drei Teststrecken

Bis zu drei Teststrecken können parallel betrieben werden, sechs Studenten, die der Betriebsarzt eingewiesen und begleitet hat, übernehmen das Abstreichen. "Heute sollen die neueren Tests eintreffen, die nicht mehr komplett in die Nase geschoben werden müssen", kündigt Amberger an, sodass die Prozedur nicht mehr so unangenehm empfunden wird.

Der Effekt: Seitdem konnten die wenigen Fälle schnell entdeckt werden – alle vier positiv Getesteten wurden danach beim PCR-Test übrigens bestätigt –, und weitere Kontakte wurden ruckzuck ausfindig gemacht.

Rund 8000 bis 10.000 Euro monatlich lässt sich Henglein diese Sorgfalt mit 400 Tests pro Woche kosten. Gut und sinnvoll investiertes Geld, findet Amberger, "der Schutz unserer Mitarbeiter ist uns das wert". Aber eine Pflicht zum Testen für alle Unternehmen? Amberger ist zwiegespalten: "Einerseits schnellen damit die Infektionszahlen in die Höhe, und der Lockdown dauert noch länger. Andererseits gibt der Test jedem von uns zu 95 Prozent Sicherheit und Schutz. Mein Vater ist 74 Jahre alt – wenn ich getestet bin, kann ich ihn besuchen."

Schnelle Nachverfolgung

Ob es wirklich für jeden Betrieb durchführbar ist, die Beschäftigten zu testen, hält Dr. Daniela von Schlenk für fraglich. Aber auch bei der Firma Schlenk in Barnsdorf bei Roth mit mehreren Standorten in der Region gibt es seit Kurzem eine professionell getaktete Schnellteststrecke. So wie bei Henglein – man sei im engen Austausch – nehmen geschulte Studentinnen und Studenten den Abstrich mit (neuen und angenehmeren) Teststreifen vor, binnen weniger Minuten liegt das Ergebnis vor. "Erst gestern haben wir einen positiven Fall rausgefischt", berichtet von Schlenk, die im Unternehmen eigens ein Corona-Team eingerichtet hat. Dank schneller Nachverfolgung war im jüngsten Fall noch kein einziger weiterer Kontakt betroffen.

Rund 250 Tests werden wöchentlich gemacht, "eventuell verdoppeln wir die Menge noch", überlegt von Schlenk. Denn die Erfahrung habe gezeigt, wie schwer es sei, "das Virus wieder aus dem Betrieb rauszukriegen". Auch der Hersteller von Metallpigmenten, -folien und -legierungen hatte vor vier Wochen unter etlichen Corona-Ausbrüchen zu leiden.

Natürlich bedeutet das Testmanagement auch für Schlenk mehrere Tausend Euro zusätzliche Kosten im Monat. "Aber ein Produktionsausfall wäre viel teurer", sagt von Schlenk, die als ausgebildete Medizinerin anfangs sogar selbst getestet hat. Inzwischen läuft die Strecke nur mit geschultem Personal. "Eine gewisse Distanz ist auch nötig", propagiert die Personalchefin professionellen Umgang – nicht nur wegen der Hemmschwelle beim Abstrich, sondern auch wegen der "Vermengung von Ebenen". "Das sollen nicht die Azubis machen."

Kommt die Testpflicht?

Von Corona gebeutelt ist auch die Schmauser Precision GmbH in Schwabach, der Tod eines 56-jährigen Kollegen "hat uns tief getroffen", sagt Geschäftsführer André Feustel. Angesteckt habe sich allerdings niemand im Betrieb des Präzisionsteileherstellers. "Alle Infektionen waren im privaten Bereich."

Da die Testpflicht auf die Betriebe "wohl zukommt", sei man mit dem Betriebsrat gerade beim Erarbeiten von Lösungen, "die arbeitsrechtlich auch tragbar sind". Trotzdem macht Feustel aus seiner persönlichen Meinung keinen Hehl: "Die Bekämpfung der Pandemie ist eine gesamtgesellschaftliche Sache. Warum sollen das allein die Arbeitgeber leisten?" Die coronabedingten Kosten seien enorm hoch, Schnelltests würden weitere 50.000 Euro im Jahr ausmachen. Und: Obwohl im Betrieb alle AHA-Regeln peinlich genau beachtet werden: "Auf dem Weg von und zur Arbeit sitzt man zu dritt im Auto. Die Ansteckungsgefahr besteht also weniger im Betrieb als vor- und nachher."

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