Der Landkreis Roth und die Virus-Variante

Wenig Wissen, umso mehr schützen: Wie sich Klinik und Feuerwehr für "Omikron" rüsten

28.12.2021, 06:04 Uhr
Seit Wochen im Pandemiemodus: In der Rother Kreisklinik sind viele Kapazitäten für Covid-Patienten reserviert. Wenn’s schlimmer kommt, wird weiter konzentriert - wenn das denn möglich ist, meint der Pandemiebeauftragte Dr. Themistoklis Tsiotikos.

© Guntram Rudolph Seit Wochen im Pandemiemodus: In der Rother Kreisklinik sind viele Kapazitäten für Covid-Patienten reserviert. Wenn’s schlimmer kommt, wird weiter konzentriert - wenn das denn möglich ist, meint der Pandemiebeauftragte Dr. Themistoklis Tsiotikos.

Die Aufgeregtheit angesichts der vorhergesagten „Omikron-Wand“ hat die Alarmstufe am Kreisklinikum Roth nicht verändert. „Wir befinden uns bereits im Pandemie-Modus – seit Wochen“, fasst der Pandemiebeauftragte Themistoklis Tsiotikos unmittelbar nach der Dienstbesprechung zum Thema zusammen. Das heißt, im Krankenhaus sind viele Kapazitäten für Covid-Patienten reserviert. Wenn’s schlimmer kommt, wird weiter konzentriert, wenn das denn möglich ist.

Pandemiemodus, das bedeutet, dass die Elektivversorgung heruntergefahren ist. Elektiv heißt "auswählend" und beschreibt Eingriffe, die nicht als Notfälle unumgänglich sind. In Roth betrifft dies etliche Bereiche. „Allgemeine Unfallchirurgie, Innere, Gynäkologische“, zählt Tsiotikos auf, „das Belegarztsystem ist komplett eingestellt.“ Für Personal wie Patienten gilt ein strenges Testkonzept, die Kommunikationsstrukturen sind geschärft.

Wöchentliche Krisensitzungen

Dazu gehören die Arbeit des in Weißenburg ansässigen Koordinators für die vier Krankenhäuser südlich von Nürnberg sowie die ständige Aktualisierung von Informationen, etwa neuen Erkenntnissen des Robert-Koch-Institutes (RKI). Einmal pro Woche kommt man zur Krisensitzung zusammen, wenn nötig auch enger getaktet.

Was nützliche Informationen über die Omikron-Variante des Coronavirus angeht, ist das Fachwissen überschaubar. Tsiotikos vornehm: „Die Informationen sind nicht so valide, was die Anzahl der Patienten und die Krankheitsverläufe betrifft. Das meiste erfahren wir aus der Presse.“ Jedenfalls sei sehr beunruhigend, was über die Ansteckungsgefahr veröffentlicht wird.

Sollten die Fallzahlen nach oben schießen, könnte die Rother Kreisklinik ihre Covid-Station um eine zweite erweitern. Das umfasst nicht nur die Umrüstung der Räume und Geräte, sondern auch eine Umschichtung des Personals. Doch bei der Belegschaft sind die Ressourcen endlich. Wenn Leute von der Station in Quarantäne müssen oder krank werden und niemand mehr da ist, den man aus dem Urlaub zurückholen könnte, sind alle Möglichkeiten erschöpft. Drei Möglichkeiten zählt der Pandemiebeauftragte auf, dieses Szenario zu verhindern: „Schützen – schützen – schützen.“ Sich selbst und die anderen durch Impfung und durch möglichst wenig Kontakte.

Im momentanen Zustand des Pandemie-Modus können die Dienst- und Urlaubspläne eingehalten werden, das könnte sich aber ganz schnell mit höheren Patientenzahlen ändern. Tsiotikos: „Covid-Patienten, das sind aufwändige Patienten. Wir müssen da auch darauf achten, dass wir unser Personal nicht überlasten.“ Auch das fällt unter „schützen“.

Viel zusätzliche Belastung

Bei den Feuerwehren, die wie die Krankenhäuser zur „kritischen Infrastruktur“ zählen, hat man ebenfalls ein besonderes Augenmerk auf die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft. Das Auftauchen der Omikron-Variante hat laut Kreisbrandrat Christian Mederer zunächst einmal zur Folge, dass sich der Informationsfluss stark erhöht: „Da wird jetzt laufend nachgeschärft.“ Das Thema an sich beschäftigt die Rettungsdienste dauerhaft – seit Beginn der Pandemie.

Das Besondere bei den Feuerwehren in seinem Bereich: Man hat es hier mit Ehrenamtlichen zu tun. „Berufsfeuerwehrler sind da leichter handelbar“, so Mederer. Bei den Freiwilligen ist der Arbeitsschutz letztlich Sache der Gemeinden – und da gibt es durchaus Unterschiede. Da spielt zum Beispiel schon eine Rolle, wie häufig eine Wehr ausrücken muss, etwa weil sie nahe einer Autobahn oder einer Bahnstrecke angesiedelt ist.

„Beim Impfen sind wir gut dabei“, nennt Mederer einen Pfeiler im Konzept zum Eigenschutz. „Viele sind schon geboostert.“ Für solche, die sich nicht impfen lassen wollen oder können, sind häufige Tests Pflicht: routinemäßig dreimal die Woche und nach einem Einsatz sowieso. Wenn nötig - wie in der Nähe zur Autobahn - wird die Taktung erhöht: „Das ist ein ganz schöner Mehraufwand für die Ehrenamtlichen.“ Und nicht immer leicht, wenn die Testmöglichkeiten fern sind.

Nebenbei: Das Feuerwehrhaus als gesellschaftlicher Mittelpunkt eines Dorfes hat Pause. Die Gebäude dürfen zurzeit nur für den Dienstgebrauch genutzt werden - unter 2G-Bedingungen. Was die Bedrohung durch die neue Virusvariante betrifft, setzt der Kreisbrandrat auf eine Mischung aus Wachsamkeit und Erfahrung: „Die Lage ist sehr dynamisch, und ich würde sagen, wir stehen gewappnet da.“

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