Wenn Christus rockt

5.2.2011, 00:00 Uhr
Wenn Christus rockt

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In der vergleichsweise kleinen Szene des Christrocks kennt die Rother Band wirklich jeder. In ihrer Heimat gilt sie hingegen eher als „hidden Champion“. Am heutigen Samstag ist sie beim renommiertesten deutschen Preis der christlichen Musikszene, dem David-Award, in der Kategorie „bester Newcomer“ nominiert.

Triumphzug quer durch Europa

Begegnet man den drei Stielper-Brüdern David (17), Johannes (21) und Florian (22) oder ihrer Mauker Freundin Anne Mederer (21) am Bahnhof oder beim Einkaufsbummel, glaubt man nicht, dass es sich bei den bekennenden Christen um Mitglieder einer der derzeit angesagtesten Bands des deutschen Christrocks handeln könnte. Doch zeitgleich warten tausende Fans in ganz Europa auf Auftritte in ihrer Nähe oder das professionell produzierte neue Album.

Geträumt haben die Nachwuchsrocker den Traum einer großen Musikkarriere nie, sie haben ihn von Anfang an gelebt. Und dazu gehört eben auch das Quäntchen Glück, das so viele Stars im Rückblick auf ihre musikalischen Anfänge beschwören.

Als sie 2008 gemeinsam mit Freunden aus Ulm, Siegen und Würzburg die Formation „Good Weather Forecast“ (GWF) gründeten, wurde durch den schnellen Erfolg bei einem Musikwettbewerb postwendend eine Agentur auf sie aufmerksam und forcierte fortan ihren Werdegang. Und als sie beim renommierten Festival „Rock without Limit“ eine im Stau stehende Band urplötzlich vertreten musste, kam die Nachwuchsband unverhofft zu einem zusätzlichen Auftritt vor mehreren tausend Menschen. Ab da nahm der Triumphzug seinen Lauf.

Konzerte in der gesamten Bundesrepublik folgten im nächsten Jahr, und mit Engagements in ganz Europa gelang GWF 2010 auch der internationale Durchbruch in der Christrockszene. Auf einer zehntägigen Tour spielten die Jungs und Mädels im Oktober vergangenen Jahres in vier Ländern neun Konzerte und legten rund 5000 Kilometer zurück.

Beim ökumenischen Kirchentag in München begeisterte GWF ein 6000-köpfiges Publikum aus aller Welt. Der Erfolg der Rother Formation blieb auch der christlichen Fachwelt nicht verborgen. Ein „Who is Who“ der christlichen Rockbandszene und Produzentenriege fördert seither aktiv die Karriere der jungen Nachwuchskünstler. Nahezu wöchentlich tourt GWF mittlerweile quer durch Europa und vergrößert auf diese Weise sowohl seinen Fanstamm als auch den Absatz der bisher aufgenommenen Single und des Albums samt eigener Merchandising-Artikel.

In der Region macht sich die Band hingegen unabsichtlich rar. Von Auftritten in ihrer Kirchgemeinde „Eclesia“ oder dem Sieg beim Bandfestival in der Rother Kulturfabrik 2009 abgesehen, ergeben sich vor Ort nur wenig Gelegenheiten zum Auftritt, bedauern gerade die Rother Bandmitglieder.

Die Nominierung zum David-Award ist nun die Krönung der noch jungen Bandkarriere und vielleicht sogar Anschubhilfe zu mehr. So spielen die Nachwuchs-(Christ-)Rockstars derzeit mit dem Gedanken, mittelfristig eine Zeit lang aus dem Schul-, Uni- oder Erwerbsbetrieb auszusteigen und den professionellen Einstieg ins Musikgeschäft zu proben. Weiteres ehrgeiziges Vorhaben der Formation: einen Fuß in den amerikanischen Markt zu setzen. „Dort ist die Christrock-Szene schon viel ausgeprägter“, begründen GWF ihren Traum von Auftritten im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“.

Den Glauben verbreiten

Neben ihrer Liebe zur Musik verbindet die sieben Bandmitglieder (ein vormals achter Musiker ist zwischenzeitlich wieder ausgestiegen) auch der Glaube. So handeln ihre lebendigen, schnellen und fröhlichen Songs von Grenzerfahrungen mit Gott, der Bibel und Jesus. „Gläubig zu sein heißt nicht gleich, langweilig zu sein“, möchten die bekennenden Christen ihr Bekenntnis auf musikalische Weise ins rechte Licht rücken und weiterverbreiten. Doch auch Nicht-Christen werden und sind bei ihren Konzerten gern gesehen. „Wir wollen unserem Publikum in erster Linie eine gute Show bieten“, so die oberste Prämisse der Nachwuchs-Rocker.

Vorbildlich ist auch ihr Selbstverständnis. So trinken die Bandmitglieder während ihrer Auftritte keinen Alkohol. „Das sind wir unseren jungen Fans schuldig“, erklären sie.

Egal ob die Fanstimmen der zurückliegenden Wochen und das Jury-Urteil heute für den Sieg beim David-Award ausreichen, Sorgen um die musikalische Zukunft von „Good Weather Forecast“ muss man sich angesichts des proppenvollen Spielplans nicht machen. Für 2012 ist zudem ein neues Album in Arbeit, das nahtlos an die guten Verkaufszahlen des Vorläufers anknüpfen soll und vielleicht auch die Bekanntheit der Band in ihrer Heimat etwas ankurbeln wird.