Wenn Füße zu Persönlichkeiten werden

6.1.2020, 17:19 Uhr
Wenn Füße zu Persönlichkeiten werden

© Foto: Robert Unterburger

Ihre Füße bewegen ganz Europa, sind umjubelt in der ganzen Welt. Weltweite Medienresonanz und 20 Millionen Clicks auf YouTube machten Anne Kling auf allen Kontinenten bekannt. Sie gilt als Erfinderin des Fußtheaters, einer Kunst, in der die Füße – ausgestattet mit Nasen, Mützen, Perücken und Gewändern – zu eigenständigen Persönlichkeiten werden.

Schon im Dezember 2018 war sie in der Hilpoltsteiner Residenz mit einem Kinderprogramm, dem Märchen "Der Fischer und seine Frau". Damals war die Vorstellung im Nu ausverkauft. Ebenfalls ausverkauft war das neue Programm "Der Fußmord und andere Liebesdramen", mit dem sie sich nun an Erwachsene wandte und wiederum für Furore sorgte.

Anne Klinge aus Nürnberg, Jahrgang 1972, ist Puppenspielerin und Regisseurin in Personalunion. Sie gründete das "Theater mit Hand und Fuß". Ihre Auftritte in Sydney, Osaka, Tokio, Shanghai, Mailand und Peru sowie Aufsehen erregende Fernsehauftritte in England, Deutschland, Frankreich, Tschechien und der Slowakei brachten ihr internationale Preise ein, so etwa den 1. Jury-Preis beim Internationalen Gauklerfestival Koblenz, den Publikumspreis beim Niederstätter Surprize Bozen und den 2. Jury-Preis und Sonderpreis der Kinderjury beim Internationalen Kleinkunst-Festival Usedom.

Zunächst durfte das Publikum miterleben, wie sie ihre Füße und Zehen unter anderem mit winzigen Perücken in scheinbar menschliche Wesen verwandelte. Lautes Gelächter gab es, als sich "der Mann" kratzte, in der Nase bohrte und den imaginären "Popel" ins Publikum schoss. Er wischte sich imaginären Schweiß von der Stirn, nieste und wand ein Tuch um seinen "Hals".

Dann führte das "Theater mit Hand und Fuß" mehrere kleine Episoden vor. Das Stück "Der Fußmord" handelte von einer alternden Chansonette, die sich mit einem windigen Galan einlässt. Er führt ihr einige Zauberkunststückchen vor. So zaubert er eine Maus aus seinem Zylinder und lässt sie in einer Mausefalle verschwinden. Am Ende ist der Nager "mausetot".

In einer zweiten Episode begegnet ein erfolgloser Angler dem Fang seines Lebens, einer Nixe. Mit einem Maßband misst er ihre Brüste und vergleicht deren Durchmesser mit dem seiner Pfanne. Doch sie passt leider nicht in seine Pfanne.

Clownesker Kellner

"Rudis Restaurant und das Schicksal eines allein erziehenden Kellners" hieß die nächste Geschichte, in der ein clownesker Kellner mit den Widrigkeiten seines Alltags kämpft. Da schreit ein Baby zum Herzerweichen, er versucht es zu beruhigen, doch das Kind hört nicht auf zu schreien. In seiner Not stülpt er das Mundstück einer Milchflasche über eine Bierflasche und gibt dem Baby zu trinken. Brav macht das Kind ein "Bäuerchen".

Dann zieht er Gummihandschuhe an, wickelt das Baby und klebt die Windel mit einem Klebeband zu. Doch das Baby schreit weiter und fordert: "Ich will eine Mama!" In seiner Not "bastelt" sich der Kellner eine Mama und das Baby ist glücklich – und – Happy End – die Mama wird für ihn die Frau des Lebens.

Abschließend warb Anne Klinge für ein Projekt in Kampala (Uganda), mit dem 30 Waisenkinder betreut werden und das sie unterstützt. "Wir haben eine direkte Verbindung zu dem Waisenhaus und bauen im Moment eine Schule für die Kinder", berichtete sie.

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