Werner Trommer ist erbost: Seine reifen Pfirsiche sind weg

19.9.2019, 06:10 Uhr
Werner Trommer ist erbost: Seine reifen Pfirsiche sind weg

© Foto: Martin Regner

Am Mittwoch vergangener Woche schaute Trommer gegen 19 Uhr auf seinem Pachtgelände in Treffersäge zwischen Meckenlohe und Pruppach nach dem Rechten. Dort kümmert er sich um zwei gepachtete Fischweiher und rund 4,5 Kilometer des Finsterbachs. Genau zwischen den beiden Weihern hat Trommer eigenhändig einen Pfirsichbaum gepflanzt.

Bei seinem Besuch am Mittwoch kam Trommer zu dem Entschluss, seine Pfirsiche am Samstag ernten zu können: "Das waren herrliche, große Früchte. Und schön reif." Doch es sollte anders kommen. Denn am Samstagvormittag fand er seinen Obstbaum leer vor: "Die Pfirsiche waren ratzeputz weg. Da war kein einziger mehr da."

Das Dunkelfeld ist groß

Wer die schätzungsweise 50 reifen Früchte an sich genommen hat, weiß Trommer nicht. Fest steht nur: Derjenige muss sich vor Ort ausgekannt haben. Der Pfirsichbaum ist von der Straße aus nicht zu sehen. Um dorthin zu gelangen, muss man in einen Schotterweg Richtung Wald abbiegen, zu Fuß eine Wiese überqueren und dann über ein Stauwehr des Finsterbachs klettern.

Da der unbekannte Dieb am Tatort, abgesehen von plattgetretenem Gras, keine Spuren hinterlassen hat, verzichtete Trommer auf eine Anzeige bei der Polizei: "Da kommt ja doch nichts dabei raus."


Teich in Gräfenberg leergefischt: 300 Fische geklaut.


Wie oft solche Fälle vorkommen, weiß man bei der Polizei nicht. "Bei uns wird da relativ wenig angezeigt", erklärt ein Sprecher der Polizei Roth auf Nachfrage. Es gebe außerdem "ein relativ großes Dunkelfeld". Das soll heißen: Wem Obst geklaut wird wie Trommer, der verzichtet oft auf eine Anzeige. Falls der Verlust einzelner Früchte vom Besitzer überhaupt bemerkt wird.

Ähnliches berichtet der Landwirt Anton Walther, der in Großweingarten bei Spalt Kirschen und Spargel anbaut. Dass größere Mengen Obst geklaut werden, "kommt bei uns nicht so oft vor. Wir haben überall einen Zaun mit Schloss um die Obstwiesen". Und die Zäune "haben wir nicht wegen den Zweibeinern aufgestellt, sondern wegen den Rehen".

Videoüberwachung könnte helfen

Dass es auch gegen zweibeinige Eindringlinge hilft, die Obstwiesen einzuzäunen, sagt Thomas Riehl. Er ist Geschäftsführer des Verbands Fränkischer Obstbauern. Besonders in Regionen mit vielen Touristen komme häufiger mal reifes Obst weg, etwa in der Fränkischen Schweiz, im Bodensee-Raum oder an der Mainschleife, so Riehl weiter. Ein Zaun erhöhe die Hemmschwelle für Diebstähle.

Und um nichts anderes handelt es sich: Wer sich ohne Erlaubnis an Obstbäumen bedient, die ihm nicht gehören, begeht eine Straftat. Egal, ob es nur um einzelne Früchte geht oder um Eimer voll Obst.


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Was bei der Polizei im Landkreis Roth allerdings weitaus häufiger angezeigt wird, ist der Diebstahl von abgelagerten Holzvorräten. Von 2017 bis 2019 sind bei der Polizei Roth fünf Fälle bekannt, in denen Mengen zwischen zwei Ster Weichholz und 24 massiven Eichenstämmen weggekommen sind. Der Gesamtschaden beträgt rund 4600 Euro. Diese Taten ereigneten sich – bis auf einen – alle in den Herbst- und Wintermonaten, so eine Polizeisprecherin.

Bei der Polizei in Hilpoltstein zeigt sich ein ähnliches Bild: Es sei in den vergangenen Jahren kein Obstdiebstahl angezeigt worden. Dafür kam von 2016 bis 2019 insgesamt sieben Mal Brennholz weg. Aussichtslos, wie Werner Trommer meint, sind Ermittlungen in solchen Fällen aber nicht: Eine Videoüberwachung könne viel helfen, rät die Polizei.

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