Single Malt

Whisky-Premiere: Der Landkreis Roth liegt jetzt am Spey

29.6.2021, 06:00 Uhr
Der erste Whisky aus dem Landkreis Roth kommt aus Leitelshof in der Gemeinde Rohr. Darauf stoßen an (von links): Landrat Herbert Eckstein, Bierbrauer Jörg Gundel, Rohrs Bürgermeister Felix Fröhlich und Christian Müller, Wirt "Zur Lindenschänke" und nun auch Whisky-Distiller.

© Günther Wilhelm, NN Der erste Whisky aus dem Landkreis Roth kommt aus Leitelshof in der Gemeinde Rohr. Darauf stoßen an (von links): Landrat Herbert Eckstein, Bierbrauer Jörg Gundel, Rohrs Bürgermeister Felix Fröhlich und Christian Müller, Wirt "Zur Lindenschänke" und nun auch Whisky-Distiller.

Es ist herrliches Biergartenwetter in einer typisch fränkischen Wirtschaft. Doch an diesem Sonntagabend steht in der Leitelshofer "Lindenschänke" ein Gerstensaft der untypischen Art im Mittelpunkt: der erste Whisky aus dem Landkreis Roth. Wohlgemerkt Whisky, nicht Whiskey. "Schottisch geschrieben, ohne e", erklärt Christian Müller, der Gastwirt, der auch eine kleine Brennerei betreibt. "Das ist ja schließlich ein Single Malt."

"Nur aus Gestenmalz"

Single Malt: Für Whisky-Freunde ist dies das Stichwort für entspannte Vorfreude auf erlesenen Genuss. Destilliertechnisch bedeutet Single Malt: "Der Whisky ist nur aus Gerstenmalz gemacht", erläutert Müller. Für Laien übersetzt: Whisky vom Feinsten.


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Whisky aus dem Landkreis Roth: Das hat selbst Landrat Herbert Eckstein, der jedem Winkel seines Landkreises kennt, noch nicht erlebt. "Ich bin echt gespannt", sagt er als einer der Ehrengäste dieses heimischen Whisky-Tastings. Rohr Bürgermeister Felix Fröhlich geht es genauso: "Ich freu mich schon auf den ersten Schluck."

"Ausgezeichnet und schön mild"

"Dann stoßen wir doch an", ruft Christian Müller in die Runde und erhebt sein Glas zusammen mit den knapp 20 Gästen. Ein kleiner Schluck mit großen Genuss. "Hmm", sagt Herbert Eckstein. "ich bin kein Whisky-Experte, aber der ist wirklich schön mild." Auch Felix Fröhlich trinkt sonst keinen Whisky, hat keine einzige Flasche zuhause, aber das kann sich ändern: "Ganz ausgezeichnet, hervorragend. Etwas für besondere Gelegenheiten."

Das Kompliment geht an Christian Müller. Neben seinem Gasthaus hat er eine Brennerei, in der er Obstbrände und Likör herstellt. Und Whisky. An diesem Sonntag stellt er seinen Dreijährigen vor. Die milde Note ist kein Zufall. "Mein Whisky ist nicht getorft, das mag ich nicht so."

Whisky ist Kult. Langst nicht mehr nur in Schottland, Irland und den USA, den klassischen Whisky-Ländern, wobei Iren und Amerikaner ihn mit e schreiben. Whisky ist aber auch eine Art Geheimwissenschaften, die Rezepturen sind wohlgehütet.

Zwei Lager

Vereinfachungen verbieten sich eigentlich, aber als keine Orientierung sei eine erlaubt: Fans schottischen Whiskys teilen sich in zwei Lager, ach was: in zwei Weltanschauungen. Die einen lieben Whisky wie etwa den von der Insel Islay, einem Torffelsen im Atlantik vor der Westküste. Wer ihn trinkt, spürt Windstärke zehn im Gaumen.

Die anderen sind geschmacklich eher an der Ostküste daheim, im Tal des Flusses Spey. Dort verläuft auch der berühmte Whisky-Trail, ein Mekka für Genießer auch der eher milden Sorten. Leitelshof gehört demnach nicht nur zur Gemeinde Rohr. Auf der Whisky-Landkarte liegt es im Spey-Tal.

"Whisky ist die Königsdisziplin"

Auch Christian Müller ist zufrieden mit seinem Erstlingswerk: "Schlank, angenehm, schöne Farbe, feiner Holzgeschmack." Sein Premieren-Produkt ist so, wie er es sich vor drei Jahren vorgestellt hatte. Aber woher kam eigentlich Idee? "Auf einer Fahrt nach Österreich, als ich mit meinem Freund Markus Schieder eine Brennanlage geholt habe", erzählt Müller. "Da hat der Markus plötzlich gefragt: Wieso machst du eigentlich keinen Whisky?"

Die Plauderei ist der Beginn einer neuen Leidenschaft. "Whisky ist faszinierend. So vielfältig wie fränkisches Bier. Und so komplex, das ist der Wahnsinn", ist Müller begeistert. Eine echte Herausforderung für jeden Brenner. Auch Obstler und Liköre wollen gekonnt sein, keine Frage. "Aber Whisky ist die Königsdisziplin."

50 Stunden für 30 Liter

Der hat sich Christian Müller voller Hingabe gewidmet. Für über 300 Euro hat er ein Fass aus amerikanischer Weißeiche gekauft. Man schmeckt, wenn sich der Whisky wohlfühlt. Das Destillieren war ein Marathon. Erst der Raubrand, dann der Feinbrand, schließlich das Filtern per Hand. Und stets gilt es, die Maische in der Brennblase im Auge zu behalten. Ein Kraftakt. "Fast 50 Stunden hab ich für das 30-Liter-Fass gebraucht", berichtet Christian Müller. "Meine Familie hat mir das Essen in die Brennerei gebracht."

Besonders bedankt er sich beim Barthelmesauracher Bierbrauer Jörg Gundel, von dem er die Bierwürze bezieht. Gleichzeitig entschuldigt er sich bei ihm: "Für meinen Whisky haben wir deine Brauerei drei Tage lahmgelegt." Jörg Gundel winkt gut gelaunt ab: "Für einen guten Whisky tu ich alles."

Zweite Premiere: Whisky-Bratwurst

Einem ähnlichen Motto ist Jürgen Roßkopf, der Metzger aus Gustenfelden, gefolgt: Mit Whisky tu ich alles - jedenfalls schmackhafte Whisky-Bratwürste, die für die zweite Tasting-Premiere sorgen. Beim Rezept dafür verhält es sich allerdings wie mit dem Whisky selbst: Die Antwort ist ein lächelndes Schweigen. Christian Müller gibt immerhin Entwarnung: "Autofahrer müssen sich nicht sorgen. Die Würste sind ja gebraten, der Alkohol ist draußen."

Probieren und genießen kann man den neuen Whisky nebst Whisky-Bratwürsten exklusiv in der Lindenschänke in Leitelshof. "Das Fass muss ein Jahr halten", scherzt Christian Müller. Doch Nachschub ist bereits gesichert. Der fünf- und sogar zehnjährige Whisky sind bereits angesetzt und machen, was Whisky zu Whisky macht: Sie reifen.

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