Gassenhauer umgedichtet

Wirbel um Liedtext: So wurde aus Layla der heilige Martin

Carola Scherbel

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11.11.2022, 15:00 Uhr
Der Laternenumzug zu St. Martin mit der Melodie von Layla? Auf diese Idee kam eine Erzieherin.

© Stephan Jansen/dpa, NN Der Laternenumzug zu St. Martin mit der Melodie von Layla? Auf diese Idee kam eine Erzieherin.

Auf Volksfestbierbänken wurde sie im Sommer viel besungen und beklatscht, aber die deftigen Verse über sie auch als "sexistisch" diskutiert und teilweise verboten. Kurzum: Der Bierzeltschlager "Layla" ist seit seinem Erscheinen höchst umstritten. Mehrere Städte wie zum Beispiel Würzburg wollten nichts hören von der Puffmama, die "schöner, jünger, geiler" ist, und untersagten das Abspielen des Songs. Was natürlich zur Folge hatte, dass "Layla" gern noch lauter gegrölt wurde.

Inzwischen ist das Lied mit der so einfachen wie eingängigen Melodie überall angekommen, das Mitsingen für viele lässige Selbstverständlichkeit. Auch im Kindergarten hat sich Layla längst zum Ohrwurm gemausert. Deshalb wurde Steffi Hiemer aktiv.

Deshalb wurde Layla zu St. Martin

Die junge Frau aus Tandl bei Hilpoltstein arbeitet als Erzieherin in einem Kindergarten in Heideck, aber ob in der Puppen- oder in der Bauecke – überall haben sie und ihre Kolleginnen die Kleinen "Layla" singen gehört. "Die Kinder hören das und finden es toll", hat Hiemer jetzt in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk erzählt, den Refrain "lalalalalayla" trällern selbst die Kleinsten fröhlich mit.

Deshalb haben sie und ihre Kolleginnen die Idee gehabt, den nicht jugendfreien Text kurzerhand umzudichten. Steffi Hiemer hat ein bisschen rumprobiert und gesummt: "Ma-Ma-Ma ergibt sich ja fast von selbst", lacht sie im Rückblick. Binnen eines Tages ist jedenfalls der neue Liedtext über Ma-Ma-Ma-Ma-Martin entstanden: "Er hat ein Pferd und sein Name ist Sankt Martin. Er ist Soldat und jeder mag ihn."

Viele haben sich gemeldet

Kurz vor dem Martinsfest hat sie die Zeilen mal an den Bayerischen Rundfunk gesandt, begeistertes Feedback bekommen und bei einem Interview bei den Frühaufdrehern schon eine musikalische Kostprobe gegeben. Zusammen mit ihrer fünf Jahre alten Tochter Eliana hat sie die Zeilen im BR vorgesungen, weitere Sender stehen bei ihr und der Kita schon auf der Matte. Die mediale Aufmerksamkeit ist enorm, in den Kommentaren gehen die Meinungen auseinander.

Könnte also ein Gassenhauer mit Martinstext beim Laternenumzug des Kindergartens das bewährte "Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne" ablösen? Steffi Hiemer selbst kann ihre Ideen derzeit zumindest im Beruf nicht umsetzen, weil sie gerade im Mutterschutz ist, ihr zweites Kind ist vor wenigen Tagen zur Welt gekommen. Aber vielleicht könnte der umgedichtete Song trotzdem den Weg in den Kindergarten-Kanon finden?

Den Spieß umgedreht

Annette Korth, die Leiterin des katholischen Kindergartens in Heideck, findet es zwar "grundsätzlich schön, wenn Mitarbeitende sich engagieren und einbringen und Ideen haben". Und dass die Erzieherin "einfach mal den Spieß umdreht und sich einen Spaß daraus macht, die eingängige Melodie mit einem neuen Text zu versehen", das hält Korth für eine "gute Sache".

Denn sie persönlich "mag es nicht, wenn Kinder solche Ausdrücke plärren". Aber es ist nicht ihre Sache, den Kindern das Singen dieser Lieder zu verbieten. "Es wäre an den Eltern, solche Lieder zu ignorieren oder sie halt einfach mal abzudrehen", findet sie.

Deshalb hält sie die kreative Idee der Erzieherin für prima, "trotzdem singen wir das umgedichtete Lied nicht". Denn nicht nur das Urheberrecht kann der Kita da einen Strich durch die Rechnung machen, auch der Träger der Einrichtung müsse einverstanden sein. Korth: "Wir bleiben zum Martinstag bei unseren traditionellen Martinsliedern."

Aber das muss nicht so bleiben. Denn beim Träger des Johannes-Kindergartens wird schon an einer Lösung gearbeitet, damit es keine urheberrechtlichen Probleme gibt. Keinesfalls wolle man die Verse kommerziell nutzen, "es geht nur darum, dass das Lied im Kindergarten gesungen werden darf", winkt Manuel Leisinger ab.

Der Geschäftsführer der katholische Kitas Franken gGmbH mit Sitz in Schwabach freut sich riesig über das Engagement der Erzieherin: "Es ist doch toll, wenn man so ein Lied, statt es den Kindern zu verbieten, pädagogisch sinnvoll ummünzt." Der Effekt sei, dass alle sich freuen. "Die Kinder haben ein schmissiges Lied, das sie gerne singen, weil sie die Melodie schon kennen. Und die Erwachsenen müssen beim Martinsumzug nicht schon wieder alle 28 Strophen vom Laternenlied singen."

Übrigens: Noch am Abend des Martinstages erfährt Manuel Leisinger dann von höchster Stelle, dass die Kita das umgeformte Lied singen und verwenden darf. Also: Kindergarten-Bühne frei für den Martins-Song 2022!

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