Wirte erhöhen den Druck: "Wir wollen eine sichere Öffnung"

1.3.2021, 18:00 Uhr
Wirte erhöhen den Druck:

© Foto: Jürgen Leykamm

"Vergesst uns diesmal nicht! Das ist unsere große Bitte, wenn sich am Mittwoch die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten wieder treffen", sagt Sylvia Lehmann vom Gasthaus "Zum Schwan" in Schwand. "Beim letzten Treffen waren wir ja nicht einmal Thema."

Damit das anders wird, hat sich die Rother Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) an der bundesweiten Protestaktion ihres Verbandes beteiligt: "Gedeckter Tisch & Gemachtes Bett". Der Slogan soll signalisieren: Wir sind bereit für unsere Gäste. Die aber dürfen nicht kommen, solange der Lockdown für Hotels und Gaststätten gilt. Deshalb will DEHOGA vor dem Treffen am Mittwoch den Druck erhöhen.


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Sylvia Lehmann will nichts verharmlosen. Sie weiß um die wieder steigenden Inzidenzen und die Angst vor den Corona-Mutanten. Deshalb sagt sie deutlich: "Wir wollen eine sichere Öffnung." Sicher bedeutet zunächst: nicht überhastet. "Wir reden nicht von übermorgen, das sagt niemand. Nichts wäre schlimmer als aufzumachen und bald wieder schließen zu müssen."

Offen zu Ostern?

Doch die Hotels und Gaststätten bräuchten eine Perspektive und Planungssicherheit. Ein konkretes Datum nennt DEHOGA nicht. "Mein persönlicher Wunsch wäre, an Ostern öffnen zu können", sagt die Schwan-Chefin. Das wäre Anfang April, also in vier Wochen. Eine Woche Vorlauf brauche man ohnehin, um alles für die Gäste vorzubereiten. Vom Einkauf bis zum Reinigen der Bierleitungen und dem Desinfizieren der Kühlaggregate durch Fachfirmen. Selbst wenn es der 1. Mai würde, wäre dies immer noch besser als die momentane Unsicherheit.

"Langsam wird es richtig eng", betont in Spalt Martin Scheuerlein, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Heidi den "Bayerischen Hof" betreibt. Insgesamt "sind wir nun schon sechs Monate vom öffentlichen Leben ausgesperrt", sagt sie.

Da helfe es auch nicht mehr, breit aufgestellt zu sein. Denn eigentlich seien alle Geschäftszweige betroffen. Die ausfallenden Messen hätten sich etwa extrem negativ auf die Übernachtungszahlen ausgewirkt, mit dem Catering sei man aufgrund der fehlenden Veranstaltungen nicht zum Zuge gekommen. Und solche vermisst man natürlich auch im eigenen Hause sehr.

"Die Schmerzgrenze ist erreicht"

"Eine gewisse Durststrecke sollte auch ein Gastro-Unternehmen gut überstehen können", gestehen die Betreiber zwar zu. Nun aber sei die Schmerzgrenze erreicht. Auch bei ihnen, obwohl sie in der glücklichen Lage sind, als Eigentümer keine Pacht zahlen zu müssen. Ans sprichwörtliche Eingemachte geht es aber trotzdem: "Wir leben immer stärker von unseren Rücklagen, die eigentlich einmal unsere Altersvorsorge hätten sein sollen."

Ebenso erweist sich nun ein großer Vorteil als eine große Bürde. Denn eigentlich sind die Scheuerleins sehr froh, dass auch ihre erwachsenen Kinder Katharina und Simon in die Gastrobranche eingestiegen sind und Bereitschaft zeigen, einmal selbst den "Bayerischen Hof" zu leiten. Nun aber frage man sich, ob das ihnen überhaupt noch zuzumuten sei.

Das Hauptproblem: Durch die Unabwägbarkeit der Coronoa-Vorgaben "fehlt der Gastronomie einfach die Perspektive", sind sich alle vier einig. Immer noch nicht sei klar, unter welchen Bedingungen die Türen für die Gäste wieder geöffnet werden dürfen. "Warum gerade von unserer Branche eine Gefährdung ausgehen soll, hat mir noch keiner erklären können", ärgert sich Martin Scheuerlein. Dabei sei diese seit Jahrzehnten strengsten Hygienevorgaben unterworfen.

Matthias Haas, Gebietsverkaufsleiter Gastronomie der Stadtbrauerei Spalt, würde nur zu gern wieder Fässer an den "Bayerischen Hof" karren – und dieser sie ihm liebend gerne abnehmen. Aber wann?

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