Wo entsteht in Roth das Quartier der Zukunft?

26.2.2021, 05:00 Uhr
Wo entsteht in Roth das Quartier der Zukunft?

© Foto: Ingenieurbüro Christophori und Partner

Zu groß, zu ungewiss, an der falschen Stelle? Einige skeptische Fragen wurden schon gestellt, als Stadtbaumeister Wolfgang Baier den Plan für das neue Viertel mit knapp zehn Hektar vor dem Stadtrat präsentierte.

Schon einmal im Dezember war das umfangreiche Konvolut dem Stadtplanungsausschuss vorgestellt worden. Auch da hatte sich ein Teil der Ratsleute gegen das Projekt gewandt.


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Jetzt also nochmal für alle: Im Norden und Westen von Kreisklinik und Sparkasse und dann bis nach Norden am Westring entlang bis zur Abenberger Straße – auf dieses große Mehreck hat die Stadt ein Auge geworfen und das Heilsbronner Planungsbüro Christophori mit einem Entwurf beauftragt.

Warum ist eine Planung notwendig?

Stadtbaumeister Baier sagt: Weil die Kreisklinik im Zuge der Erweiterung eine weitere Zufahrt braucht, weil Sparkasse und Landratsamt mittelfristig mehr Platz benötigen, und weil der Flächennutzungsplan von 2001, der dort Wohnbebauung vorsieht, fortgeschrieben werden muss. Und weil eine Perspektive für weitere Wohnbebauung nötig sei. Außerdem: Auch die veränderte Staatsstraßenführung an der Kreuzung Abenberger Straße/Westring sei ein Anlass zur Neuordnung des Knotens – vielleicht zu einem Kreisverkehr.

Wie sieht der Plan aus?

Neue Wohnformen statt der früheren Einfamilienhaus-Siedlung, also eine möglichst flexibel gestaltete und gemischte Siedlungsform für alle Alters- und sozialen Gruppen. Arbeiten und Wohnen sollen beieinander sein. Ein Neubau von Lebensmittelmärkten (zum Beispiel auf Parkdecks) soll möglich sein, am Westring werde Lärmschutz geplant, Grün soll es nicht nur am Rand, sondern auch im Quartier geben, intelligente Konzepte für ruhenden Verkehr, also Parkplätze will man entwickeln, E-Mobilität und Fahrradparkplätze mit bedenken. Die Entwässerung ist laut Baier "ein spannendes Thema". Für die Ableitung des Oberflächenwassers könnte ein Wasserlauf angelegt werden, mit "Baumrigolen" könnte dafür gesorgt werden, dass das Grün Wasser "ziehen" kann.

Die Ökologie soll nicht nur in Form von Begrünung eine Rolle spielen: 70 Prozent der benötigten Energie soll das Quartier selbst erzeugen, wünscht man sich bei der Stadt. Baier: "Wohn- und Lebensqualität sollen ein gewisses Prädikat haben."

Wem gehört das Gelände?

"Von den 9,8 Hektar gehören 3,4 der Stadt", gibt Baier zu, dass damit nur ein Drittel des Areals in städtischer Hand ist. Aber: Laut Baier werden die Eigentümer der Flächen "eingebunden". Ziel solle sein, "dass wir Eigentümer werden".

Was sagen die Gegner?

"Sehr gut, ein Quantensprung", lobt Richard Radle (Die Grünen) den Rahmenplan, aber: "Es soll woanders verwirklicht werden". Er hält es für "nicht machbar", wenn der Stadt nur ein Drittel der Grundstücke gehört. Die Eigentümer seien zum Teil sogar dieselben wie auf der Abenberger Höhe – "die verkaufen hier wie dort nicht ...". Er halte das freiwerdende Leoni-Gelände in der Stadtmitte, "das uns gehört", für das richtige Objekt. Außerdem sei das Bauamt nach eigener Aussage doch überlastet, habe für derlei Ideen also keine Kapazitäten frei.

"Weg vom Flächenverbrauch" will auch seine Fraktionskollegin Andrea Schindler. Und für Grünen-Rätin Jutta Scheffler steht fest: "Den Rest der Grundstücke kriegen wir nie." Ein Kompromiss, wie ihn Dr. Joachim Holz vorschlägt – wenn zwei Drittel in städtischer Hand sind, wird weiter geplant –, soll jedoch nicht zur Bedingung gemacht werden, findet Bürgermeister Ralph Edelhäußer.

"Zu groß" ist der Umgriff nach Meinung von Sonja Möller (Freie Wähler). Ihr Argument: "Man muss vorsichtig und sorgsam mit Flächen umgehen."

Was sagen die Befürworter?

Dass die Zufahrt zur Kreisklinik geplant werden kann, hält Steven Gruhl für die SPD für wichtig. Man befürworte das Vorhaben. Aber auch er erinnert an mehrere aktuell geplante Baugebiete und empfiehlt dem Bauamt, "nicht allzu viele Fässer aufzumachen".

Nicht alle Pläne der Stadtentwicklung laufen gleichzeitig weiter, "manches verzögert sich und ist zum Teil nicht verfügbar", erinnert CSU-Sprecher Daniel Matulla. Also müssten schon weitere Gebiete ausgewiesen werden. Zudem glaube er, dass der Bauamtsleiter nur Vorschläge mache, "die er sich auch zutraut".

Was sagt der Bürgermeister?

Natürlich werde auf dem Leoni-Gelände ebenfalls vorgearbeitet, "aber auch da gibt es Unwägbarkeiten". Und: "Wir planen nicht nur auf drei bis fünf, sondern auf zehn bis 20 Jahre." Die Stadt brauche "Perspektiven". Um Verzögerungen wie bei der Abenberger Höhe zu vermeiden, sollen die Eigentümer rechtzeitig einbezogen werden. Welche Wohnformen dann genau entstehen, und wie groß das Gebiet dann am Ende werde, das alles werde doch in dem Verfahren behandelt. Im Übrigen würden zum Beispiel im Baugebiet Baumgartenwiesen in den nächsten Wochen schon die Bagger anrollen.

Wie wird entschieden?

Mit einer Mehrheit von 23 gegen sechs Stimmen (von Grünen, Sonja Möller und Susanne Horn von der Linken) gilt der Entwurf des Rahmenplans als gebilligt und soll ausgelegt werden, um sowohl die Bürger*innen als auch alle Träger öffentlicher Belange zu beteiligen.

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