Wucht des Zorns spürbar

8.6.2015, 16:54 Uhr
Wucht des Zorns spürbar

© Foto: Tobias Tschapka

Helmut Gerlach wurde 1921 in Ostpreußen geboren. Er hat an diversen Ausstellungen im In- und Ausland teilgenommen. Rundfunk und Fernsehen haben über sein Schaffen berichtet. Vor 26 Jahren ist er zusammen mit seiner Frau Jutta Gerlach und ihrer gemeinsamen Freundin Heide Maier von Nürnberg nach Mindorf gezogen.

Heide Maier übernahm auch die Begrüßung der Gäste, die zur Vernissage in der Galerie-Scheune gekommen waren, darunter neben der Witwe des Künstlers auch Landrat Herbert Eckstein sowie Hilpoltsteins 2. Bürgermeisterin Ulla Dietzel. Sie freute sich darüber, dass die Nürnberger Dramaturgin, Autorin und Rezitatorin Barbara Bredow, die auch schon vor zehn Jahren bei der damaligen Ausstellungseröffnung dabei war, eine ausführliche Laudatio auf Gerlach und sein Werk halten werde, und dass Marion Ludwig, ebenfalls aus Nürnberg, mit ihrer Querflöte einen passenden musikalischen Rahmen für die Vernissage bieten würde. Einen großen Dank sprach Maier auch dem Ehepaar Helga und Willi Stengl aus, die zur Realisierung dieser Retrospektive beigetragen hätten.

Barbara Bredow sprach über Gerlach von einem Menschen, der zeitlebens zu Tode betrübt war, von Krieg und Brudermord, und gleichzeitig gehetzt von Zorn und Enttäuschung über erneute allseitige Kriegstreiberei, neues Lügen, Morden und Verjagen. „In den programmatischen Environments und Installationen können wir die Wucht dieser Gefühle erahnen“, sagte sie.

Als sie den Kunstlehrer Helmut Gerlach vor mehr als 50 Jahren kennen lernte, begriff sie ihn als einen zutiefst Einsamen, der unsichtbare Wunden von Trauer und Scham mit sich trug. „Für ihn gab es damals nur oben oder unten, gut oder schlecht, und vor allem: Lüge oder Wahrheit“, erinnerte sie sich. Gerlach habe als Heimatvertriebener Hitlers Krieg vom Anfang bis zum Ende – von seinem 18. bis in sein 24. Lebensjahr hinein – durchmachen müssen. Das hatte ihn unduldsam gemacht gegenüber Schönfärbern, „vergesslichen“ Lügnern und Mitläufern aller Art.

Immer sei er auf der Suche gewesen „nach den ihm gemäßen Ausdrucksmöglichkeiten für die große, nicht verhandelbare Ansage von der Gerechtigkeit, die er uns so verzweifelt verständlich zu machen suchte“, so Bredow.

Nie hatte er sich dabei irgendeiner künstlerischen oder ästhetischen Mode oder gar einem leicht verkäuflichen Kunstbegriff unterworfen. „Seine Kunst musste ausschließlich ihn, Gerlach, in all seiner Schwere, seiner Trauer, seinem Sarkasmus tragen und ertragen können – und mit ihm die Leidenden der Welt“, beschrieb Bredow den verstorbenen Künstler, der von seinem Wesen her gänzlich unfähig gewesen sei, irgend einen Missstand nicht wahrzunehmen, und davon nicht betroffen zu sein. „Oft machte ihn das hart – hart wie seine Plastiken, und immer hielt es ihn hochsensibel in seinem vom Krieg zerstörten, schmerzenden Körper und seiner vom Krieg verstörten, schmerzenden Seele“, so Bredow, die während ihrer Rede auch aus einigen Gedichten von Helmut Gerlach zitierte.

Die Ausstellungist noch bis zum 21. Juni geöffnet. Die Öffnungszeiten der Galerie-Scheune sind mittwochs, samstags und sonntags jeweils von 15 bis 18 Uhr, sowie nach telefonischer Vereinbarung.

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