Zu wenig Strom und zu viel Spannung

27.7.2016, 17:19 Uhr
Zu wenig Strom und zu viel Spannung

© Foto: Carola Scherbel

Die Geschichte beginnt schon 2001, als im Vorfeld der Landesgartenschau für die entstehende Kleingartenanlage, Obst- und Gartenbau- sowie Geflügelzuchtverein und den Holzplatz an der Steinernen Eiche ein Antrag auf Stromanschluss gestellt wurde. Damals bereits war die mit 35 Ampere abgesicherte Anlage „unterdimensioniert“, hat Hauptamtsleiter Stefan Krick inzwischen eruiert, trotzdem sollte sie ausreichen für mehr Kleingärten und einen weiteren Holzplatz. „Eigentlich hätte man damals schon eine neue Trafostation gebraucht.“

Nachdem Kurzschlüsse immer wieder für Sicherungsausfälle sorgten und der städtische Elektromeister eine verstärkte Leitung forderte, gerieten die Gartler in den Verdacht des illegalen Stromabzapfens. „Das ist so nicht richtig“, stellte Krick jetzt jedoch klar. Denn den Datschenbesitzern hatte schon Bürgermeister Richard Erdmann 2003 brieflich zugesichert, dass sie ihre Häuschen dauerhaft versorgen dürfen. „Erfreut“, so Krick, hätten die Kleingärtner die Duldung so aufgefasst, dass sie Leitungen zu Verteilern gelegt, aber „nicht fachgerecht“ angeschlossen haben.

Nach dem Alarm des Elektromeisters hatte Bürgermeister Edelhäußer 2014 eine neue Trafostation (für knapp 60 000 Euro) in Auftrag gegeben, dazu kam die stärkere Stromleitung zum Trafohäuschen für 204 000 Euro, für die die Stadtwerke (als Stromanbieter) der Stadt (als Kundin) aber überraschenderweise eine Rechnung stellten. „Ein Kommunikationsproblem“ zwischen Bauamt und Stadtwerken nannte Bürgermeister Edelhäußer die Summe im April im Bauausschuss, es sei nicht klar gewesen, dass man die Kosten zahlen müsse.

Und für die Leitungen bis zu den Anliegern (Gartler, Moster und Geflügelaufzüchter sowie Holzbearbeiter) sind jetzt weitere 65 000 Euro fällig.

Zwar könne auf eine Optimierung der Wasserleitung verzichtet werden, die Vereine beteiligten sich mit 2500, 1500 und 1000 Euro an den Anschlusskosten, und sie übernehmen für den Aushub Hand- und Spanndienste, sodass die Arbeiten dafür nicht vergeben werden müssen.

Aber das Geld muss bezahlt werden, obwohl der Stadtrat sein Plazet nicht gegeben hatte. Nun waren die einen auf der Suche nach dem Schuldigen, die anderen wollten die spannungsgeladene Historie um alte Zusagen, neue Missverständnisse und noch nicht genehmigte Maßnahmen möglichst schnell vom Tisch haben, und die dritten hatten Bauchgrimmen mit nachträglich zu genehmigenden Kosten, die längst bezahlt sind.

So beantragte Gerhard Grau bei der jüngsten Sitzung des Stadtrates für die SPD-Fraktion, das Thema zu vertagen, weil die SPD die Sache vor die Kommunalaufsicht bringen werde. Die solle prüfen, wer wann falsche Entscheidungen getroffen habe, erst dann solle der Stadtrat über die Gesamtmaßnahme beschließen. Der Antrag auf Vertagung wurde abgelehnt, und CSU-Sprecher Daniel Matulla legte sich nach dieser Steilvorlage ins Zeug: „Wir, die CSU, sind auf der Seite der Vereine und unterstützen sie, damit sie weiter Strom haben.“ Und: „Wir wollen heute eine Entscheidung.“

Dass alle anderen Fraktionen auch „für die Vereine“ sind, wurde dann mehrfach versichert, aber „es geht uns die Nase hoch, dass der Stadtrat vor einer Vergabe im Werkausschuss nicht gefragt wurde“, legte Petra Hoefer (SPD) dar.

Und für Siegfried Schwab (Wählergemeinschaft) bleibt die Sache „politisch brisant“, weil vor einer Abstimmung „Tatsachen geschaffen wurden“. Die Begehung vor der Sitzung „kam 300 000 Euro zu spät“.

Einiges sei da falsch gelaufen, aber „auch unter anderer politischer Verantwortung“, wie Dr. Manfred Weiß (CSU) an den bürgermeisterlichen Duldungsbrief von 2003 erinnerte. „Und bloß weil früher Fehler gemacht wurden, heißt das doch nicht, dass man sie jetzt nicht korrigieren darf.“

Bei der Gelegenheit betonte Edelhäußer noch einmal: „Wir haben nicht erst jetzt die Unzulänglichkeit zugegeben, sondern gleich. Bauamt und Stadtwerke haben die Sache unterschiedlich gesehen, dass das ein Fehler war, habe ich damals schon gesagt.“

Die SPD beriet sich dann noch einmal bei einer von ihr beantragten Sitzungsunterbrechung, ihr Sprecher Andreas Buckreus fand es „anerkennenswert“, dass der Bürgermeister „Fehler eingestanden hat“, und verband dies mit der Forderung, dass die Entscheidungen „künftig auf korrektem Weg laufen“. Dem von der Verwaltung vorgeschlagenen Beschlusspaket stimmten dann alle Genossen zu.

Grünen-Stadtrat Richard Radle dagegen hätte lieber nicht die Gesamtsumme von 329 000 Euro beschlossen, sondern nur das, was eh schon umgesetzt ist.

Aber damit blieben die Grünen und Franken-Stadtrat Robert Gattenlöhner allein. Mit 25 gegen ihre vier Stimmen fand die nachträgliche Genehmigung einer Stromversorgung schließlich eine Mehrheit.

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