Zum Challenge 2019: Das neue Herz schlägt für Roth

5.7.2019, 18:00 Uhr
Höchstleistung mit Spender-Herz: Der Kölner Elmar Sprink ist mit Leib und Seele Triathlet.

© privat Höchstleistung mit Spender-Herz: Der Kölner Elmar Sprink ist mit Leib und Seele Triathlet.

Fußball einerseits (als Wahl-Kölner ist er selbstverständlich FC-Fan), Ausdauersport andererseits: 2016 läuft Sprink beim TransAlpine Run von Garmisch-Partenkirchen nach Brixen, absolviert im selben Jahr auch noch den Zugspitz Base-trail XL und den Silvrettarun 3000. Ein Jahr später fährt er unter anderem bei so legendären Radevents wie dem Cape Epic, der Bike Transalp und nicht zuletzt dem Ötztal Radmarathon mit. Zugegeben: Die Liebe zum Sport ist eine Eigenschaft, welche die meisten Challenge-Teilnehmer mit ihm teilen werden. Was Sprink und seine Leistungen allerdings außergewöhnlich macht, ist die Tatsache, dass der Kölner die genannten und noch etliche weitere sportliche Extremwettbewerbe nach einer Herztransplantation gemeistert hat.

Herzstillstand auf dem Sofa

Für den heute 47-Jährigen gehört Sport schon immer zu seinem Leben. Seit 2004 stellt er sich der Herausforderung Triathlon. Er geht die Sache mit Ehrgeiz an und kann schon bald auf etliche erfolgreiche Starts bei Halb- und Langdistanzrennen zurückblicken. 2010 bekommt er jedoch beim Sport immer wieder Probleme, nicht zuletzt mit der Atmung. Die Diagnose der Ärzte: Belastungsasthma. Es geht so weit, dass er den Ironman Klagenfurt beim Laufen abbrechen muss. Zwar ärgert er sich, an eine schwerwiegende Erkrankung denkt er jedoch nicht.

Stattdessen geht er weiter zur Arbeit und ist sportlich aktiv. Wenig später erleidet er zuhause, wie aus dem Nichts, auf dem Sofa einen Herzstillstand und das, obwohl er gut acht Wochen vorher noch beim Kardiologen zum Routinecheck – ohne Befund – war. Er hat Glück im Unglück: Seine Frau kommt an diesem Tag früher als sonst heim, findet ihn und ein herbeigeeilter Nachbar, der zufällig Arzt ist, kann ihn reanimieren. Von da an beginnt für Elmar Sprink eine medizinische Odyssee. Niemand kann ihm sagen, was die Ursache seines Herzproblems ist.

Langsam geht es ihm wieder besser, doch Anfang 2011 bekommt er erneut massive Probleme mit dem Herz. Auch davon erholt er sich einigermaßen. Ab Mai 2011 ist jedoch klar, dass er unbedingt ein Spenderorgan benötigt, denn sein Herz wird immer schwächer. Von Ende Dezember 2011 an liegt er praktisch durchgängig im Krankenhausbett, über drei Monate davon auf der Intensivstation. Ihm wird eine Herzpumpe implantiert, zusätzlich ist er auf die Hilfe einer externen Herz-Lungen-Maschine angewiesen. Alles, um die Wartezeit bis zur Transplantation zu überleben.

Das Gefühl war überwältigend

Obwohl er auf der sogenannten High Urgent List steht, muss er ein halbes Jahr lang hoffen und bangen. Anfang Juni 2012 kommt endlich die erlösende Nachricht: Es gibt ein Spenderherz für ihn. Vom 8. auf den 9. Juni wird er operiert – und feiert ab sofort zweimal Geburtstag. Elmar Sprink kämpft sich von da an zunächst zurück ins Leben. Sitzen, gehen, laufen – er muss alles erst wieder lernen. Doch er ist ehrgeizig, kämpft, macht schnell Fortschritte und lässt sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen.

Exakt ein Jahr nach seiner erfolgreichen Herztransplantation ist es soweit: In Gütersloh, wo er seinen allerersten Triathlon absolviert hatte, nimmt er – begleitet von drei Freunden – an einem Volkstriathlon teil. Das Gefühl "war überwältigend", blickt Sprink zurück. "Ich war wieder Triathlet!" Auch die Tatsache, dass Freunde und die Familie mit dabei waren, habe das Erlebnis so intensiv gemacht. Stück für Stück arbeitet er sich anschließend zurück in sein altes Sportlerleben. Und tatsächlich: 2014 läuft er in Frankfurt nach 226 Kilometern Schwimmen, Radfahren und Laufen in etwas mehr als elfeinhalb Stunden über die Ziellinie. Im selben Jahr steht er sogar – dank einer Einladung des Veranstalters – auf Hawaii am Start.

Sport als Therapie

Als erster Herztransplantierter finisht er das legendäre Rennen. Was die einen bewundern, löst bei anderen Unverständnis und Kopfschütteln aus. Für Elmar Sprink macht es aber einfach nur Sinn. "Ich weiß, dass Sport gut ist", erklärt er seine Motivation. "Wäre mein Herz durch den Sport kaputt gegangen, würde ich nicht so weitermachen." Gleichzeitig sei es auch "eine Art Therapie" für ihn. Er achte nun wesentlich stärker auf die Signale seines Körpers und zu viel Ehrgeiz, der auch ihn früher manchmal gepackt habe, sei tabu. "Gesundheit ist das größte Glück!"

Wessen Herz ihm das alles ermöglicht, weiß der 47-Jährige, der selbst ebenfalls Organspender ist und es auch schon vor seiner eigenen Leidensgeschichte gewesen ist, natürlich nicht. "Ich wüsste es aber gerne. Einfach um mich bei der Familie, die der Organspende zugestimmt hat, bedanken zu können."

Die Idee, in Roth zu starten, geistert ihm schon länger im Kopf herum. "Viele sagen, es sei das Rennen mit der besten Stim-mung", erklärt Sprink seine Motivation. Bislang kennt er das Triathlon-Mekka nur durch aus Erzählungen. Mit Challenge-Chef Felix Walchshöfer steht er schon länger in Kontakt. Nachdem ein erster Startversuch 2016 in Roth nicht geklappt hatte, soll der Traum in diesem Jahr endlich wahr werden. "Ich freue mich wirklich wahnsinnig darauf", sagt Sprink, vor allem "auf den Solarer Berg und den Zieleinlauf. Ich bin gespannt, ob es so ist, wie die Leute immer erzählen." Körperlich fühle er sich "topfit und gut vorbereitet".

 

Über seine Geschichte hat Elmar Sprink das Buch "Herzrasen 2.0. – Mit Spenderherz zum Ironman" geschrieben.

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