Mit vollem Einsatz gegen das Wasser

Zum Feierabend kam die Flut: Kraftakt bei Regens Wagner in Zell

13.7.2021, 06:04 Uhr
Nach der Katastrophe erinnerten in der Regens-Wagner-Einrichtung in Zell nur noch hochgestellte Sitzmöbel an die Wassermassen vom Vortag.   

© Regens Wagner Zell, NN Nach der Katastrophe erinnerten in der Regens-Wagner-Einrichtung in Zell nur noch hochgestellte Sitzmöbel an die Wassermassen vom Vortag.   

Beim Anblick des Geschehens hätte ein auswärtiger Autofahrer, so er denn bis vor Ort durchgekommen wäre, wohl erst einmal auf sein Navi geschimpft, das ihn vermeintlich nach „Zell am See“ schickte statt in den gleichnamigen Hilpoltsteiner Ortsteil. Der Begegnungspark und ein Parkplatz waren gemeinsam in den Wassermassen förmlich untergegangen. Phasenweise wurde eine Seetiefe bis zu einem Meter gemessen.

Alles begann mit einem seltenen Schauspiel am Freitagnachmittag. Zu einer Zeit, als viele Mitarbeiter dem Feierabend entgegensahen oder diesen schon angetreten hatten, mutierte der Tiefenbach plötzlich zu einem recht hohen Bach, trat über die Ufer und sorgte für Chaos in den Kellerbereichen: Ob Tagesstätte, Kindergarten, Therapie-, Technik- oder Büroräume - überall bahnte sich das Wasser seinen Weg.

Keine Gefahr bestand für die Wohnräume, die sich in den oberen Stockwerken befinden. „Auch die Fahrstuhlschächte sind zugelaufen“, denkt Einrichtungsleiterin Heike Klier an das Szenario zurück. Benutzt wurden die Fahrstühle während der Wasserflut freilich nicht. Bewährt haben sich diesmal jene älteren Datums. „Bei denen ist die Elektronik oben angebracht“, erklärt die Chefin. Was die anderen betrifft hoffe man, durch das Hochfahrenlassen das Schlimmste verhindert zu haben.

"Land unter" in der Regens-Wagner-Einrichtung in Zell: Hier flutete die Roth das gesamte Gebäude einschließlich Keller und Hallenbad.

"Land unter" in der Regens-Wagner-Einrichtung in Zell: Hier flutete die Roth das gesamte Gebäude einschließlich Keller und Hallenbad. © Bernhard Bergauer, NN

Das Schwimmbad wurde ebenso geflutet - samt des Heizraums, was für öliges Wasser sorgte. „Aber Feuerwehren und das THW waren sehr schnell zur Stelle“, lobt Klier das beherzte Engagement. „Ohne die beiden Organisationen hätten wir die Lage wohl nicht in den Griff bekommen.“ Und das, obwohl das eigene Team vorbildliches Engagement zeigte: Der Feierabend war schnell vergessen, wer nicht schon im Dienst war, eilte herbei, um zu helfen.

Mit Sandsäcken wehrten sich die Helfer gegen die anstürmenden Wassermassen. „Es herrschte eine buchstäblich anpackende Stimmung!“, so die Hausleitung. Und seine Einsatzfreude musste keiner bereuen: „Niemand ist zu Schaden gekommen“, ist Klier erleichtert. Wichtig sei es während der ganzen Aktion auch gewesen, die Bewohner darüber zu informieren, was hier eigentlich gerade passiert. Und sie zugleich davon abzuhalten, in dem ganzen Geschehen unter die Räder zu kommen.

Glück im Unglück

Spielmaterial und Mobiliar galt es vor dem Wasser in Sicherheit zu bringen, nur um dieses danach unermüdlich aus den Räumlichkeiten hinauszuschieben oder bei deren Leerpumpen zu unterstützen. Dabei hatten die Helfer Glück im Unglück: Das Wasser war nicht verdreckt, sodass kein Schlamm die Arbeiten erschwerte und am Ende wenig Dreck übrig-blieb. Um den kümmerten sich dann die Hauswirtschaftskräfte, die sofort nach dem „Entwässern“ der Räume damit anfingen, sie zu reinigen.

Nun bleibt die Nacharbeit: Teppichböden müssen wieder trocknen und eine Firma muss feststellen, welche Schäden das Wasser im Mauerwerk angerichtet hat. Derzeit leisten Trocknungsgeräte ihre Arbeit. Ob es noch mehr bedarf, müssen die Untersuchungen ergeben. „Das Ganze war ein bedauerliches und bislang einmaliges Ereignis“, resümiert Klier. Selbst langjährige Mitarbeiter könnten sich nicht daran erinnern, jemals mit solchen Wassermassen konfrontiert gewesen zu sein.

Nach der Katastrophe ist Reinemachen angesagt.

Nach der Katastrophe ist Reinemachen angesagt. © Regens Wagner Zell, NN

Begeistert zeigt sich die Chefin über die Dienstgemeinschaft bei Regens Wagner Zell: „Es gab so viele helfende Hände, jeder hat sich eingebracht wo er nur konnte.“ Auch den Einsatzorganisationen gilt ihr Dank. Sie seien nach den vielen Stunden der Anstrengung immer noch freundlich und „gut drauf“ gewesen. Das letzte Auto sei erst nachts vom Hof gefahren. „Da ziehe ich meinen Hut. Man kann einfach nur Danke sagen!“ Lob zollt sie zugleich dem tollen Miteinander zwischen Einsatzkräften und Regens-Wagner-Mitarbeitern. Kurz vor Mitternacht war dann endlich wirklich Feierabend.

Weiter ging es für die Zeller Feuerwehr am Samstag mit der Reinigung des Außengeländes - die Kehrmaschine lief dabei im Dauereinsatz. Der Technische Dienst brachte parallel dazu die Heizung wieder zum Laufen und kontrollierte die Schäden. Auch eine Ersatzpumpe konnte am gleichen Tag beschafft und eingebaut werden. Und so stand ab Samstagnachmittag für alle Wohngruppen wieder Warmwasser zur Verfügung.

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