"Schäufele-Affäre" beschäftigt Zirndorf weiter

6.11.2017, 06:00 Uhr

© Archivfoto: Hans-Joachim Winckler

Die Deutsche Presse Agentur, Süddeutsche Zeitung, Bayerischer Rundfunk und Die Welt griffen das Thema auf und machten es deutschlandweit publik. Der Franke und das Schäufele – mehr Klischee geht eben fast nicht.

Was war geschehen? In Zirndorf wurde ein neuer Supermarkt eröffnet, zur offiziellen Feier waren neben anderen Gästen auch alle Stadträte eingeladen. Dass nach Reden und Rundgang ein Essen serviert werden sollte, war, sagte Bürgermeister Thomas Zwingel auf Nachfrage der Fürther Nachrichten, nicht bekannt. Eine Stunde nach dieser Feierlichkeit sollte die Zirndorfer Stadtratssitzung beginnen, wie immer seit vielen Jahren am letzten Mittwoch im Monat, wie immer um 17.30 Uhr.

Beide Termine waren zu schaffen, was man daran sehen konnte, dass 14 Stadträte und Bürgermeister mit minimaler Verspätung im Sitzungssaal anwesend waren. Über die Hälfte aber kam nicht an, weil sie sich den Supermarkt zeigen ließen und gemeinsam Schäufele verspeisten. Konsequenz: Im Stadtratsgremium war weniger als die Hälfte der Mitglieder anwesend und die Versammlung damit beschlussunfähig. Diese Fakten werden von niemandem bestritten.

Nun zu den Motiven und dem zeitlichen Ablauf — darüber gibt es jetzt über eine Woche später von fast jedem einzelnen Nicht-Anwesenden viel zu sagen. Sie hätten dem Supermarkt-Betreiber "ihre Wertschätzung" gezeigt, so der Tenor. Höfliche Stadträte gegen unhöfliche?

Vom Sitzungsende über WhatsApp erfahren

Zitiert wird von den Nicht-Anwesenden das Protokoll der Verwaltung, das eine Dauer der Sitzung von drei Minuten angibt. Gemeint ist damit aber die formale Sitzung, nicht der Vorlauf aus Begrüßung und Bürgeranfragen. Wer selbst an diesem Tag im Rathaus war, weiß, dass die gesamte Veranstaltung länger gedauert hat. Drei Minuten reichen für Begrüßung bis hin zur Übergabe von Bürger-Unterschriften nicht aus.

Zum nun ausgebrochenen "Kleinkrieg" gehört auch, dass ein WhatsApp-Protokoll zum Beweis herangezogen wird: Selbst die Stadträte, die guten Willens waren und noch hätten kommen wollen, hätten schon auf ihrem Handy lesen können, dass die Sitzung nicht stattfindet. Pünktliche Stadträte gegen unpünktliche?

Eine Retourkutsche?

Es spricht aber viel dafür, dass das Fernbleiben vorab geplant war als vermeintliche Retourkutsche an einen Bürgermeister, der es mit den Formalien peinlich genau nimmt.

Zu den Fakten gehört auch, dass niemand der Nicht-Anwesenden eine Bitte an den aufbrechenden Bürgermeister richtete, die Sitzung mit einigen Minuten Verspätung beginnen zu lassen.

Zu den Fakten gehört ebenso, dass CSU, Grüne und Freie Wähler nicht bereit waren, einen Teil ihrer Fraktionsmitglieder in die Sitzung zu schicken, während der Rest im Supermarkt blieb. Das Klima im Zirndorfer Stadtrat gilt — wenn wundert es — im Vergleich zu den Nachbarkommunen nicht als das beste.

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