Schülerbeförderung sorgt in Moosbach für Unmut

28.7.2019, 12:00 Uhr
Einen Erstklässler mit der S-Bahn nach Hause schicken, das wollen weder Gemeinde noch Eltern. Auseinander gehen die Meinungen bei der Frage, wie die Moosbacher Ganztagesschüler stattdessen nach Hause kommen sollen.

Einen Erstklässler mit der S-Bahn nach Hause schicken, das wollen weder Gemeinde noch Eltern. Auseinander gehen die Meinungen bei der Frage, wie die Moosbacher Ganztagesschüler stattdessen nach Hause kommen sollen.

Derzeit setzt der Markt Feucht morgens und mittags Busse ein. Der Schultag der Ganztagesklassen endet jedoch um 14 beziehungsweise 16 Uhr. Mal haben dann fünf Moosbacher Kinder Schluss, mal nur eins. Ihnen zahlt die Gemeinde ab dem kommenden Schuljahr wahlweise S-Bahn-Tickets oder eine Entschädigung in Höhe des Fahrpreises: also einen Euro pro Schultag."Keiner der Eltern, die ich kenne, möchte diese finanzielle Entschädigung. Wir wollen einen sicheren Transport unserer Kinder", sagt Andrea Irmscher, Mitglied des Elternbeirates. Deren Tochter ist eines von acht Moosbacher Kindern, die im abgelaufenen Schuljahr eine Ganztagesklasse in Feucht besucht haben. Mit Unterstützung von Schwiegervater und Ex-Gemeinderat Hermann Hagel kämpft sie für den Einsatz eines Shuttelbusses oder Taxis.

Dass die Regierung den Schulweg per S-Bahn aufgrund des ungefährlichen Fußwegs und der kurzen Fahrzeit als "nach objektivem Maßstab zumutbar" einstuft, kann Irmscher nicht nachvollziehen. Schließlich können Erstklässler mitunter weder Uhr noch Fahrplan lesen.

Ein Verkehrspädagoge der Deutschen Verkehrswacht habe Irmscher am Telefon erklärt, dass es Kinder gibt, die das S-Bahn-Fahren bewältigen können, solange alles glatt geht. "Aber sobald sich ein Faktor ändert, etwa eine Tür nicht aufgeht, ist der Weg vor der dritten, vierten Klasse nicht angstfrei zu bewältigen", zitiert sie aus dem Gespräch.

Gemeinde ebenfalls gegen S-Bahn

Indes befürworten weder Bürgermeister Konrad Rupprecht noch Hauptamtsleiter Florian Schmidt die S-Bahn als Transportmittel für Erstklässler. "Für die ganz Kleinen ist die S-Bahn sicher ein Problem", sagt Rupprecht.

Und Schmidt meint, er traue es seiner kleinen Tochter zwar zu, "aber schön ist es nicht und es muss auch nicht sein". Bleibt das Elterntaxi. Denn echte Taxis oder Shuttlebusse seien nicht zu bekommen.

Irmscher und Hagel werfen der Gemeinde vor, nicht engagiert genug nach Taxis gesucht zu haben. Der langjährige Gemeinderat bietet Schmidt gar seine Mithilfe an. Denn die Ausschreibung habe kleine Unternehmer gar nicht erst erreicht, weil sie allein auf den Schulbus abzielte.

Dies will Rupprecht wiederum nicht stehen lassen. "Ich bin überzeugt, dass wir alles geleistet haben. Und ich meine, dass die Lösung passt." Weiter verweist der Bürgermeister auf Schulamt, Regierung und die Rechtsaufsicht des Landratsamts, die die Feuchter Lösung befürworten. "Wir würden sogar widerrechtlich handeln, wenn wir jetzt Taxis einsetzen",sagt Rupprecht.

Die S-Bahn wollen also weder die Eltern noch der Bürgermeister. Taxis sind schwer zu bekommen und rechtlich zumindest umstritten. Alternativ schweben Irmscher und Hagel eine Art Gemeindetaxi oder Schulweghelfer in der S-Bahn vor. Für beides fehlt laut Rupprecht aber das Personal. Die Gemeinde habe keinen Mitarbeiter mit Personenbeförderungsschein und Schulweghelfer, die am Nachmittag mehrfach zwischen Moosbach und Feucht hin und her pendeln - und dafür Tickets benötigen - seien wohl kaum zu finden.

Eine Lösung, die beide Seiten zufrieden stellt, ist demnach nicht in Sicht. Obgleich sich zum neuen Schuljahr etwas ändert. Durch die anhaltende Diskussion hat sich die Rechtsaufsicht des Landratsamt genauer mit dem Fall befasst. Und die Zahlung einer Wegstreckenpauschale für unzulässig erklärt. Aktuell entschädigt die Gemeinde alle betroffenen Eltern noch mit 25 Cent pro Kilometer. Ab September muss sie auf S-Bahn-Niveau reduzieren: Dann gibt es einen Euro pro Schultag.

Die Rechtsaufsicht des Landratsamtes hat weiterhin festgestellt, dass die Gemeinde rückwirkend noch Eltern aus Moosbach und der Gsteinacher Straße entschädigen muss. Und zwar ab dem Schuljahr 2015/16. Weitere Informationen hierzu erteilt das Hauptamt der Marktgemeinde unter Telefon 09128/9167-15

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