50 Jahre Lebenshilfe: Pioniere für gelebte Menschenwürde

27.4.2013, 08:14 Uhr
50 Jahre Lebenshilfe: Pioniere für gelebte Menschenwürde

© Wilhelm

50 Jahre: Die Lebenshilfe Schwabach-Roth hat am Freitagvormittag im Markgrafensaal runden Geburtstag gefeiert. 1963 hatte das Ehepaar Hans-Peter und Marianne Ruf die Initiative entwickelt. Ihr Antrieb: persönliche Betroffenheit. Ihre Tochter Brigitte war mit einer Behinderung zur Welt gekommen.

„Das waren Eltern mit Power“, erinnert Gerhard John, der stellvertretende Landesvorsitzende der Lebenshilfe, an die inzwischen leider verstorbenen „Gründer-Eltern“. Zudem hat das Lehrer-Ehepaar Schwabach zu einer „Keimzelle des Landesverbands“ gemacht. Der begann seine Arbeit in Schwabacher Kellerräumen.

Wohl auch deshalb hatte eigentlich die Landesvorsitzende der Lebenshilfe, Barbara Stamm, ihr Kommen zugesagt, um die Festrede zu halten. Stamm ist aber auch Präsidentin des Bayerischen Landtags und eine der wichtigsten CSU-Politikerinnen. Und nach dem Rücktritt von Fraktionschef Georg Schmid hatten Krisensitzungen der Partei offenbar Vorrang. „Sie wäre heute sehr viel lieber hier bei ihnen als in München“, versichert ihr Stellvertreter John.

Rückblick zeigt Fortschritt

Er erinnert daran, dass Eltern mit behinderten Kindern noch Anfang der sechziger Jahre auf sich alleine gestellt waren: „Denn es war ja nichts da.“ Keine Betreuung außerhalb der Familie, keine Hilfsangebote, keine Eingliederung, Pflege oder Rehabilitation. Und schon gar keine Möglichkeit, Kinder mit Behinderung zur Schule zu schicken.

„Damals galt noch das Reichsschulpflichtgesetz von 1938, das Kinder mit geistiger Behinderung vom Unterricht ausschloss. Ein Gesetz, das noch immer die Handschrift des NS-Regimes trug“, sagt John. Jenes Regimes, das im so genannten Euthanasieprogramm Zehntausende Behinderte ermorden ließ.

Von der Geschichte geprägt

Es ist dieser geschichtliche Hintergrund, der die Lebenshilfe Schwabach 1963 einen an sich selbstverständlichen Begriff in ihrer Gründungsurkunde nochmals betonen lässt: Das „Recht auf Menschsein“.

Auch der heutige Vorsitzende Gerhard Engelhardt stellt nochmals klar: „Menschen mit Behinderung haben gleiche Rechte und gleiche Würde wie alle Menschen.“ Diesen Satz hat die Lebenshilfe Schwabach, die sich vor 25 Jahren in den Landkreis Roth ausgedehnt hat, mit Leben erfüllt: Werkstätten, eine eigene Schule, Wohnheime, die Frühförderstelle, ein umfassendes Beratungsangebot. Stichworte einer kontinuierlichen Arbeit für ein menschenwürdiges Leben.

Jüngstes Beispiel: das neue Wohnheim in der ehemaligen Kaserne, das diese Woche bezogen wurde und das nach Marianne Ruf benannt werden wird. Hier wird übrigens auch Brigitte Ruf wohnen.

Wunderbar aufgehoben

Dabei geht es der Lebenshilfe mehr als um Grundversorgung, wie Schwabachs OB Matthias Thürauf betont: „Wer schon mal eine Einrichtung besucht hat, der weiß: Da geht es auch lustig zu. Und der spürt, dass die Menschen sich dort wunderbar aufgehoben fühlen.“ Auch Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer, Landrat Herbert Eckstein und die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Karin Knorr würdigen die Arbeit der Lebenshilfe und sagten weitere Unterstützung zu.

Die kommt aber nicht nur vom Staat. Gerhard Engelhardt bedankt sich bei der Gemeinde Rednitzhembach und Marcel Schneider für die Benefizabende, die schon fünfstellige Summen für die Lebenshilfe eingespielt haben.

Und seit über 40 Jahren sammeln die Feuerwehren regelmäßig für die Lebenshilfe. Diesmal übergibt Kreisbrandinspektor Erhard Schneider 5000 Euro.

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