Abschießen? Biber sorgt für Ärger am Hembach

13.1.2017, 05:58 Uhr
Abschießen? Biber sorgt für Ärger am Hembach

© Fotos: Wilhelm

Die ersten Gründe sieht man gleich hinter seinem Haus im Obstgarten. Nopitsch zeigt zwei kleine Baumstümpfe mit den typischen Bissspuren. „Die hat er an Weihnachten abgenagt.“ Gleich daneben steht ein abgeknickter Pflaumenbaum: „Der ist heute Nacht gefällt worden.“

Doch der Obstgarten ist gar nicht das Hauptproblem. Klaus Nopitsch betreibt in seinem Anwesen Forstwirtschaft: „Wir machen hier Wald-umbau, wie es von allen gewünscht wird, und pflanzen wertvolle Laubbäume. Eichen, Buchen, Ahorn, auch Akazien und Douglasien. Und dann kommt der Biber und fällt sie.“

Zwischen 50 und 80 Bäume weisen bereits Schäden auf. „Und da ist der nächste“, sagt Nopitsch und deutet auf einen frisch gefällten Baum auf der Eisfläche des zugefrorenen Hembachs. Zwar bekommt er eine Entschädigung von etwa 30 bis 40 Euro pro Baum aus einem Fonds. Aber das sei zum einen nicht viel, „und außerdem kann sich der Wald nicht mehr so verjüngen. Wenn das so weitergeht, droht eine kahle Landschaft.“

Was aber tun? Das Landratsamt habe ihm geraten, sich vielleicht einen Hund zur Abschreckung zuzulegen. Doch Nopitsch will kein Hundehalter werden.

Vor allem aber solle er die Bäume mit einer Drahtummantelung schützen. Den Draht zahlt das Landratsamt, die Arbeitszeit aber nicht. „Eine Gruppe vom Bund Naturschutz um Elke Küster-Emmer hat mir schon geholfen, um einige Obstbäume Drahtgitter zu ziehen“, bedankt sich Nopitsch für diesen Einsatz der Naturschützer. „Aber mit dem ganzen Wald kann man das nicht machen.“

„Rigoroser vorgehen“

Biberberater Harry Seidel hat zu einer weitergehenden Maßnahme gegriffen und im Bereich der nahen Unterfichtenmühlen eine Lebendfalle aufgestellt. „Aber mit null Erfolg“, berichtet Seidel. „Biber sind raffiniert.“ Für Klaus Nopitsch ist deshalb klar: „So kann das nicht weitergehen.“ Harry Seidel sieht das genauso: „Da bin ich voll seiner Meinung.“

Klaus Nopitsch erwartet deshalb vom Landratsamt, „etwas rigoroser vorzugehen“. Was er konkret meint? „Abschuss.“ Der aber ist schon rechtlich nicht so einfach. Schließlich ist der Biber geschützt. Ausnahmen muss die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt erlauben. Dazu holt sie auch den Rat eines der vier Biberberater im Landkreis ein. „In diesem Fall würde ich das bejahen“, erklärt Harry Seidel. Denn das steile Ufer des Hembachs im Bereich der Oberfichtenmühle mache es unmöglich, eine zwei Meter lange Lebendfalle überhaupt aufzustellen. Zudem ist das Areal eingezäunt, es sind also keine Spaziergänger unterwegs. Die Jagd wäre deshalb relativ gefahrlos — für die Menschen.

Gefangen und erschossen

Für den Biber dagegen macht es keinen wirklichen Unterschied. Denn die Zeiten, in denen lebend gefangene Biber woanders ausgesetzt werden, sind längst vorbei, weil sich der Biber ohnehin stark ausgebreitet hat. „Die werden getötet. Wir informieren den zuständigen Jagdpächter, und der erschießt sie“, so Seidel. „In Bayern werden rund 1000 bis 1500 Biber im Jahr erschossen.“

Konfliktsituationen wie in der Oberfichtenmühle sind laut Seidel „keine Ausnahme“. Denn „Problembiber“ gebe es an mehreren Stellen, vor allem im südlichen Landkreis an der Schwarzach.

„Aber sie sind auch keine Plage“, betont Renate Großhauser, die Pressesprecherin des Landratsamts. „Es gibt schwierige Einzelfälle, die wir jeweils prüfen. Aber der Biber gehört zur Natur.“

„Als wirklich letztes Mittel“ sei die Tötung eines Bibers zu akzeptieren, so Richard Radle, der Kreisgeschäftsführer des Bund Naturschutz. Zuvor aber will Elke Küster-Emmer nochmal aktiv werden: „Ich biete Herrn Nopitsch an, dass wir nochmal mit einem Trupp Leute kommen und noch mehr Bäume mit Draht schützen.“

Auf Dauer sei Vergrämung die bessere Lösung, findet Richard Radle. „Wenn man einen Biber erschießt, kommt der nächste.“

Denn eines sei klar, sagt auch Harry Seidel: „Der Biber ist nicht aufzuhalten. Den bringen wir nicht mehr weg.“

 

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