Abschluss von LesArt: Lässiger Abend mit Miroslav Nemec

12.11.2013, 09:00 Uhr
Abschluss von LesArt: Lässiger Abend mit Miroslav Nemec

© Schmitt

Nemec ist 1954 in Zagreb geboren. Seit 1973 ist er Deutscher.
„Miroslav Jugoslav“ heißt sein Buch und zitiert damit den Namen, den ihm seine Freilassinger Klassenkameraden gegeben haben, als er zwölfjährig aus der kroatischen Hauptstadt nach Oberbayern kam. Seine bettelarme Familie hatte ihn zu kinderlosen Verwandten geschickt, um ihm eine Ausbildung und damit die Aussicht auf ein besseres Leben zu verschaffen.

Musik und Schauspiel

Das hat trotz einiger Brüche aufgrund seiner offenbar außerordentlichen Begabungen gut geklappt. Nemec hat am Salzburger Mozarteum klassisches Klavier studiert und ist Fachlehrer für Musik geworden. Anschließend absolvierte er die Züricher Schauspielschule.

Nemec ist äußerst ehrgeizig und kann sich regelrecht in ein Ziel verbeißen. Vor der Aufnahmeprüfung zum Musikstudium hat er täglich sieben Stunden Klavier geübt.

Von Literatur hatte er keine Ahnung, als er an die Schauspielschule wollte. „Dann habe ich jeden Tag ein Theaterstück gelesen“ In diesen emotionalen Extrem-Phasen sind viele seiner Songs entstanden. Als 15-Jähriger gründete er die Schülerband „Asphyxia“. Heute tourt er häufig mit einer Combo, die seinen Namen trägt.

Ohne Allüren

Musik und Darstellung. Zwischen diesen Kunstgattungen spielt sich der Abend im Markgrafensaal ab. Nemec sitzt am Klavier, spielt Gitarre und singt in seiner Muttersprache. Dazwischen liest er, erzählt nette Anekdoten und lacht selbst heftig über manchmal grenzwertige Witze. Der Abend ist unterhaltsam und locker. Der 59-Jährige inszeniert sich spürbar authentisch: nahbar, sympathisch und ohne Allüren.

Obwohl er sich durchaus einiges einbilden könnte: Sein Klavierspiel ist exzellent. In Zürich schaffen es nur die Besten. Als Tatort-Kommissar ist er hoch dekoriert: Zwei Grimme-Preise, den Fernseh-Ehrenpreis des bayerischen Ministerpräsidenten und den „Goldenen Löwen“ hat er für die Darstellung der Migrations-Hälfte des Ermittler-Duos aus der bayerischen Landeshauptstadt erhalten.

Seit 1991 spielt er den Ivo Batic und hat mit ihm eine unverwechselbare Figur in der deutschen Fernsehlandschaft geschaffen.

Schwere Entscheidung

Miroslav Nemec’ Buch ist ein Rückblick auf ein außerordentlich gelungenes Leben, und nach den Vorlese-Stellen zu urteilen, auch eine Hommage an seine Eltern. Ganz offenbar war es ihnen trotz widriger Verhältnisse möglich, ihrem Sohn gute Startbedingungen zu verschaffen. Dafür ist Nemec dankbar, spürt man zwischen den Zeilen. Die Entscheidung, ihn auswandern zu lassen, war umstritten. „Mein Vater hat sehr darunter gelitten.“

Schließlich haben ihn seine Großtante und deren Mann adoptiert. Fritz Nemec war Ingenieur aus Wien.

Musikalisch war Nemec erste Sahne. Nie mangelte es an Qualität. Immer reagierte das Publikum mit großem Applaus. Ein rundum geglückte Nemec-Show also. Dafür konnte man leicht auf den Krimi mit Horst Schimanski alias Götz George verzichten.

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