Arbeit als Ehrenamtlicher: Wenn er gibt, bekommt er etwas

14.1.2020, 16:52 Uhr
Arbeit als Ehrenamtlicher: Wenn er gibt, bekommt er etwas

© Foto: OBA Lebenshilfe Schwabach-Roth e.V.

Die Entscheidung für etwas Soziales hat er bewusst getroffen. Nach 20 Jahren als Vorsitzender der Triathlonabteilung des SC Roth beziehungsweise als Hauptorganisator des Rothsee-Triathlons wollte er etwas anderes machen. Zwei Jahre Pause vom Ehrenamt mit Zeit für sich und seine Familie neben dem Hauptberuf Polizeibeamter – danach macht er sich auf die Suche. Wo kann er helfen, seine freie Zeit sinnvoll einbringen? Beim "Füreinander"-Netz des Landratsamtes Roth erhält er Ideen und nach einem sehr intensiven Gespräch ist für ihn klar: er will Menschen helfen.

In Schulen und Kitas

Als Begleiter einer blinden Frau aus Roth besucht er Kindergärten und Schulen und informiert über das Blindsein und die Folgen im Alltag. In der Zusammenarbeit merkt Dietmar Schuster, dass seine Betreute sehr gerne unter Menschen ist. Das Wandern und der Besuch von Musikveranstaltungen macht beiden viel Freude. Bis zu ihrem Tod steht er, neben ihrer Familie, früheren Arbeitskollegen und Bekannten der offenen und wissbegierigen, liebenswerten blinden Frau zur Seite.

Nach diesen Erfahrungen ist Dietmar Schuster klar, dass er sich eine neue Freizeitgestaltung suchen muss, bei der er Menschen unterstützen kann. Auf der Homepage der "Füreinander"-Stelle findet er den Kontakt zu Honorata Martinus der Offenen Behindertenarbeit (OBA). Der Kontakt entsteht und er ist überzeugt: "das ist das Richtige für mich."

Organisationstalent bewiesen

Der pensionierte Polizeibeamte erlebt das erste Mal, was es heißt, mit Menschen mit Behinderung freie Zeit zu verbringen. Für ihn ist der Kontakt noch immer spannend. Vorsichtig formuliert der überzeugte Ehrenamtler: "Menschen mit Behinderung sind grundehrlich. Entweder sie sind gut drauf, oder eben nicht. Erstaunt hat mich, wie man sie für eine Sache begeistern kann und wie sie dann hinter den Dingen stehen."

Als ehrenamtlicher Helfer bei der OBA ist Dietmar Schuster entweder als Assistenz bei Ausflügen dabei oder er leitet Kurse. Honorata Martinus, Leiterin der OBA nennt ihn "zuverlässig" und "einen der Besten". Für Dietmar Schuster bleiben die Begegnungen immer interessant. Jede Zusammenkunft ist einzigartig. Ob ein Tanzabend auf der MS Brombachsee oder ein Wanderwochenende am Spitzingsee – alle Angebote begeistern nicht nur die Teilnehmer.

Beim Wanderwochenende am Spitzingsee im Oktober konnte er sein Organisationstalent beweisen. "Im Vornherein bin ich mit einer Kollegin schon mal in die Region gefahren, um Routen kennenzulernen, alternative Touren zu überlegen, wenn wir zwei Gruppen mit unterschiedlichen Leistungsniveaus machen müssen. Mit einer Nachtwanderung zu Beginn des Wochenendes konnten wir feststellen, wie fit die Teilnehmer sind und wer in welcher Gruppe die Wanderung am nächsten Tag bestreiten würde."

Das Schöne an seinem Engagement sieht Dietmar Schuster auch in den Begegnungen mit anderen Menschen. Beispielsweise war in der gleichen Unterkunft am Spitzingsee ein Spielmannszug untergebracht, der dort auch an den Abenden probte. Nach einem kurzen Kennenlernen harmonierten die Gruppen sofort und die Teilnehmer des Wanderwochenendes erhielten ein Konzert, bei dem alle auch einmal selbst dirigieren durften. Das sind Erinnerungen, von denen Alle profitieren.

Wie reagiert man richtig?

Die Fahrt im Zug nach München verbrachten einige Mitreisende freiwillig im Stehen, um den Menschen mit Behinderung der Wandergruppe einen Sitzplatz zu geben.

Diese positiven Erlebnisse sind die eine Seite, die die Tätigkeit für Dietmar Schuster so erfüllend macht. Aber es gibt auch viele Erlebnisse, die er als Bereicherung sieht, die im ersten Moment für jemand Unbedarften drastisch klingen. Wie geht man mit Menschen um, mit denen man sich vielleicht nicht verständigen kann? Wie reagiert man auf ein Verhalten, das man so nicht erwartet (oder erwarten kann)? So passiert ist es auf der Fahrt nach München, nach der Ankündigung, in Allersberg müsse umgestiegen werden. In jeder anderen Reisegruppe wäre dies eine normale Meldung und alle begeben sich zur Zugtüre.

Nie Routine

Doch was ist, wenn einer der Gruppe beschließt "Ich steige hier nicht aus"? Da bedarf es Fingerspitzengefühl, Empathie und auch ein gutes Miteinander unter den Kollegen. " Es kommt nie Routine in meine Arbeit, wahrscheinlich ist es auch das, was ich brauche. Denn auch in meinem Beruf als Polizeibeamter hatte ich keine Routine und bin immer auf Menschen in Ausnahmesituationen getroffen – das bin ich gewohnt", sagt Schuster. Jedoch hat Dietmar Schuster nie das Gefühl, dass er gibt, sondern dass er etwas bekommt.

Das ist auch der Grund, warum ihm sein Engagement bei der OBA so gut gefällt. Schade findet er, dass so wenig Männer im Ehrenamt in diesem Bereich tätig sind.

Weitere Infos unter www.oba-schwabach-roth.de

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