Auch am Obatzten hat er inzwischen Geschmack gefunden

5.1.2013, 09:36 Uhr
Auch am Obatzten hat er inzwischen Geschmack gefunden

© Ammer

Um seine Wettkampfverpflegung hat sich der Spitzenspieler der Hilpoltsteiner Zweitliga-Mannschaft seit dem Wechsel nach Mittelfranken noch nie sorgen müssen. Zum Beispiel laden die Eltern von Vereinskollege Manuel Hoffmann zweimal pro Saison zu einer bayerischen Brotzeit ein. „Da gibt es immer unfassbar viel zu essen“, berichtet Flemming, der dabei auch erstmals in seinem Leben Obatzten probiert hat. Und hat‘s geschmeckt? „Mir schmeckt alles!“, antwortet der aus Leipzig stammende TV-Crack und lacht.

Nicht nur in Sachen kulinarische Spezialitäten hat sich der 25-Jährige voll integriert, auch sportlich und menschlich ist er mittlerweile ein kaum mehr wegzudenkender Bestandteil der Hilpoltsteiner Tischtennis-Familie. Und eben diese familiäre Atmosphäre schätzt Alexander Flemming am allermeisten in der Burgstadt. „Bei den Heimspielen helfen alle mit, bauen mit auf und bringen selbstgebackenen Kuchen mit. Da macht es einfach Spaß, hier zu spielen.“

Herzen der Fans erobert

Und der seit inzwischen zweieinhalb Jahren für den TV spielende Sachsen-„Import“ dankt es seinem Verein mit einer engagierten und spektakulären Spielweise, mit der er längst die Herzen der heimischen Fans erobert hat. „Er ist unser Lieblingsspieler und wird hoffentlich unser Lieblingsspieler bleiben“, sagt Teamchef Bernd Beringer, der alles daran setzen will, den 25-Jährigen in Hilpoltstein zu halten.

Auch wenn aufgrund der Ligen-Reform des Deutschen Tischtennis-Bundes die Mannschaften der 2.Bundesliga nächste Saison nur noch mit vier statt mit sechs Spielern antreten werden, soll Alexander Flemming weiterhin das TV-Trikot überstreifen.

Sieg beim TOP48-Turnier

Denn nicht nur bei den Punktspielen überzeugt der aus Leipzig stammende Ausnahmekönner, sondern auch bei Meisterschaften und Ranglistenturnieren. So wurde er im vergangenen Jahr nicht nur zusammen mit seinem Teamkollegen Nico Christ bayerischer Meister im Doppel und Dritter im Einzel, sondern feierte auch den bislang größten Erfolg seiner Karriere: den Sieg beim TOP48-Turnier.

Bei diesem zweitägigen Wettbewerb mit – wie der Name schon sagt – insgesamt 48 Teilnehmern treffen sich nahezu alle deutschen Spieler, die in der 1. und 2.Bundesliga Rang und Namen haben. Eine entsprechend große Überraschung war Flemmings Triumph bei dem auch als Bundesranglisten-Finale bekannten Turnier, auch wenn er schon in den Jahren zuvor immer recht gut dabei abgeschnitten hatte. „Der Modus dabei liegt mir irgendwie, denn in aller Regel steigern sich die Spiele langsam vom Schwierigkeitsgrad her“, erklärt Alexander Flemming, der sich dann auch problemlos den Sieg in seiner Vorrundengruppe geholt hatte, dank toller Moral auch das Viertelfinale und das Halbfinale überstand und dann im Endspiel den Nationalspieler Ricardo Walther in sieben Sätzen bezwang.

Gegen den Erstliga-Spieler und Mannschaftskameraden von Timo Boll hatte die Hilpoltsteiner Nummer eins all ihren Kampfgeist in die Waagschale geworfen, denn nach einer 2:0-Führung verlor Flemming die nächsten drei Sätze, konnte das Steuer dann aber noch einmal herumreißen. „Da war alles dabei“, erinnert sich der 25-Jährige an dieses dramatische Finale.

Der Sieg gab dann auch viel Selbstvertrauen für die Punktspiele in der 2.Bundesliga, wo Flemming und Co. bereits am ersten Spieltag für ein absolutes Highlight gesorgt hatten. Im Heimspiel gegen den TTC Fortuna Passau hatten die Burgstädter nach einem 3:7-Rückstand eine sensationelle Aufholjagd gestartet und noch mit 9:7 Punkten gewonnen.

Glückwünsche im Gasthaus

Kurze Zeit danach hielt Alexander Flemming zusammen mit Felix Bindhammer und Manuel Hoffmann einen Jedermann-Lehrgang in Hilpoltstein ab und saß während der Mittagspause mit seinen Schützlingen in einem örtlichen Lokal. „Da sind dann andere Gäste an unseren Tisch gekommen und haben uns zu unserem Sieg gratuliert“, erzählt der Spitzenspieler, der gerade wegen solcher Erlebnisse gerne weiter für den TV spielen würde.

Der Stellenwert, den das Tischtennis in Hilpoltstein hat, sei bundesweit ziemlich einzigartig. Besonders eindrücklich bekommen Flemming und seine Teamkameraden das bei manchem Auswärtsspiel zu spüren, wenn der „Zuschauerkönig“ der 2. Bundesliga vor gerade mal einer Hand voll Fans antritt.

Auch das heutige Match in Passau wird wohl vor einer deutlich bescheideneren Kulisse als in Hilpoltstein stattfinden. Was dabei am Ende herauskommt, kann der Student der Wirtschaftswissenschaften, der kurz vor seinem Bachelor-Abschluss steht, nicht recht abschätzen.

Zwar hat er in den vergangenen Tagen fleißig zusammen mit Felix Bindhammer trainiert, der ihn in Leipzig besucht und auch mit ihm Silvester gefeiert hatte — „doch nach fünf Wochen Spielpause weiß man nicht so recht, wo man steht“. Ein Drama wie im Hinspiel würde er sich gerne ersparen, auch wenn er und seine Teamkameraden damals von der großen Hilpoltsteiner Tischtennis-Familie frenetisch bejubelt worden waren.

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