Auch Mädchen und Frauen können Angreifern Paroli bieten

3.2.2016, 08:36 Uhr
Auch Mädchen und Frauen können Angreifern Paroli bieten

Wie gut, wenn man dann auf gewisse Techniken zurückgreifen kann, die einem helfen. Christian Schneider, Coach im Bereich Rhetorik/ Kommunikation und Selbstverteidigungstrainer aus Schwanstetten, bietet Kurse an, in denen das vermeintlich „schwächere Geschlecht“ lernen kann, wie man sich verhalten sollte, wenn man sich belästigt fühlt.

Herr Schneider, wie können Mädchen und Frauen vermeiden, dass sie überhaupt in Schwierigkeiten geraten? Nur zuhause bleiben kann ja nicht die Lösung sein.

Christian Schneider: Es wird sich nie ausschließen lassen, dass man im Alltag in eine bedrohliche Situation gerät. Das sollte niemanden davon abhalten, sein Leben so zu gestalten und zu genießen, wie er oder sie es möchte. Sinnvoll ist es aber insbesondere für weibliche Jugendliche, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wo welche Risiken bestehen und wie man zumindest unnötige Risiken vermeidet. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass man sein Glas beim Discobesuch nicht aus den Augen lässt und bereits vor dem Weggehen mit Freunden ausmacht, wie man nachts sicher, also nicht alleine zu Fuß, nach Hause kommt.

Zusätzlich kann man durch ein souveränes Auftreten und eine selbstbewusste Körpersprache oft schon verhindern, von potenziellen Tätern als Opfer ausgesucht zu werden.

Wenn eine Frau oder ein Mädchen doch mal alleine unterwegs ist und verbal „angemacht“ wird, was sollte sie auf keinen Fall tun?

Schneider: Eine Frau sollte sich weder alles gefallen lassen noch gereizt reagieren. Ein schüchternes Lächeln kann als stille Zustimmung missverstanden werden, ein wüstes Beschimpfen kann das Gegenüber noch aggressiver machen.

Wie sollte sie stattdessen reagieren?

Schneider: Dies ist natürlich stark von der jeweiligen Situation abhängig. Wenn ein „Überhören“ der Bemerkung nicht möglich oder gewünscht ist, empfehle ich, eine selbstbewusste Körperhaltung einzunehmen und dem Gegenüber sachlich aber deutlich seine Grenzen aufzuzeigen. Wenn nicht nur ein verbaler, sondern auch ein körperlicher Übergriff befürchtet wird, empfiehlt es sich, die Hände mit beiden Handflächen nach vorn zeigend vor sich zu halten und deutlich „Stopp!“ oder „Bleiben Sie weg!“ zu rufen.

Was aber tun, wenn jemand einen trotzdem berühren will oder gar umklammert?

Schneider: Im Rahmen der Notwehr darf man sich natürlich körperlich gegen unerwünschtes Berühren, Festhalten oder sonstige Angriffe wehren. Je nach Schwere der Situation kann eine verhältnismäßige Abwehr unterschiedlich ausfallen, von einem Griff ins Gesicht des Angreifers über einen Schlag auf die Nase bis zu einem Kniestoß in die Weichteile. Grundsätzlich empfiehlt es sich, körperliche Nachteile durch das Attackieren empfindlicher Punkte auszugleichen.

Auch Mädchen und Frauen können Angreifern Paroli bieten

© Archivoto: Schäfer

Das erfordert sicherlich Übung und Technik. Lernt man das in Ihren Kursen?

Schneider: Genau diese Techniken vermittle ich in meinen Kursen. Sie sind einfach und effektiv. Von komplizierten, kraftabhängigen Hebeln halte ich wenig. Mit Sport haben meine Kurse übrigens nichts zu tun. Vielmehr erfordert die Selbstverteidigung gegen (meist) stärkere Gegner gerade Techniken, die in jeder Sportart untersagt wären.

Was bringen Sie Ihren Kursteilnehmern noch bei?

Schneider: Ich bin beruflich auch als Coach im Bereich Rhetorik, Schlagfertigkeit und Konfliktmanagement tätig. In Selbstverteidigungskursen ist es mir ebenfalls wichtig, nicht nur körperliche Abwehrtechniken zu zeigen, sondern auch Möglichkeiten, Konflikte zu vermeiden oder mit Worten zu beenden. Außerdem gehe ich auf die rechtlichen Voraussetzungen der Notwehr ein, und wir unterhalten uns über das Für und Wider von Hilfsmitteln wie Schrillalarme oder Abwehrsprays.

Sie bieten ja über die VHS in erster Linie Kurse für Mädchen an. Gibt es noch weitere Möglichkeiten, an einem Selbstverteidigungskurs teilzunehmen, zum Beispiel einen, der sich an Frauen richtet?

Schneider: Ich selbst gebe regelmäßig auch Seminare für Erwachsene. Ein Großteil der Teilnehmer sind Frauen, doch die Kurse sind grundsätzlich auch für Männer offen. Dies hat für Frauen sogar Vorteile, da ein Training mit männlichen Übungspartnern natürlich realistischer ist als ein reiner Frauenkurs.

An der VHS Hilpoltstein findet am Samstag, 13. Februar, von 13.30 bis 17.30 Uhr im Haus des Gastes ein weiterer Selbstverteidigungskurs für Mädchen von 13 bis 18 Jahren statt, Telefon (0 91 74) 97 85 03.
Einen Kurs für Erwachsene bietet Christian Schneider am Sonntag, 21. Februar, von 13.30 bis 17.30 Uhr in der Ulmenstraße 52a in Nürnberg an.
Informationen unter
www.selbstsicher-reden.de

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