Brücken- und Pflasterzoll füllte Schwabacher Stadtsäckel

26.5.2012, 11:00 Uhr
Brücken- und Pflasterzoll füllte Schwabacher Stadtsäckel

In der Falkenstein’schen Chronik von 1756 wird berichtet, dass „die vier Thorwarte jeder in ein verschlossene Büchsen den Weg Zoll einnehmen“. Die ersten Zollhäuschen standen damals unmittelbar vor den Stadttoren.

Im Jahre 1819 erhielt die Stadt Schwabach durch hohe Regierungs-Entschließung die Bewilligung zur Erhebung eines Brücken- und Pflasterzolls. Dieser soll zur baulichen Unterhaltung der Brücken, des Pflasters und der Straßen im Bezirk der Stadt dienen. Wie aus den Archivunterlagen der Stadt Schwabach zu ersehen, wurde hierüber dem Stadtmagistrat jährlich der Nachweis erbracht. Die Abgabe wurde sowohl von Auswärtigen als auch von Einheimischen erhoben. Eine Hinterziehung des Pflasterzolls wurde in den 1890er Jahren mit einer Mark bestraft, zuzüglich Nachzahlung des Pflasterzolls.

Bauten an Einfallstraßen

Im Laufe des 19. Jahrhunderts errichtete die Stadt Schwabach an den Einfallstraßen fünf Zollhäuschen (Pflasterzoll- und Gefällannahme). Die Erhebung des Pflaster-, Weg- und Brückenzolles in Schwabach wurde wegen des Wegfalls der gesetzlichen Grundlage am Freitag, 14. Oktober 1938, eingestellt. Damit endete auch die Tätigkeit der Pflasterzoll-Einnehmer. In der Stadt war ab diesem Termin vorgesehen, die Zollhäuser künftig für Zwecke der Stadtverwaltung zu nutzen.

Das Zollhäuschen am Nürnberger Tor war ein architektonisches Schmuckstück mit seinem filigranen Fachwerk, den Bogenfenstern und dem Dachaufbau, welcher jedem Zimmermann das Herz höher schlagen lässt. Am 14. Dezember 1973 hat man dies sicher nicht so gesehen, denn sonst hätte der Stadtrat mit nur einer Gegenstimme den Abbruch nicht beschlossen.

Brücken- und Pflasterzoll füllte Schwabacher Stadtsäckel

© Privatarchiv Hans Schmitt/Hans P. Grießhammer

Zollstation vor der Dreieinigkeitskirche, Ludwigstraße 32: Im Jahre 1888 erfolgte die Verlegung der Pflasterzollstation vom Mönchstor hierher. Der Abriss erfolgte 1960. Letzter Zolleinnehmer war Michael Ruttmann.

Der spätere Mieter August Mazur zog westlich und südlich eine Einzäunung und betrieb eine „Fahrrad-Aufbewahrung“. Zu jener Zeit war der Besitz eines Fahrrades etwas Besonderes und man wollte Diebstählen vorbeugen.

Zollstation bei der Kreuzung Rittersbacher-, Nördlinger- und Wittelsbacherstraße (heute Verkehrs-Blumeninsel): Die Station wurde 1892 erbaut und 1952 abgebrochen. Letzte Zolleinnehmerin war hier Marie Renner. Wie Hanns Schmitt, Schwabach-Unterreichenbach, von Erzählungen seines Vaters noch gut in Erinnerung hat, musste dieser als Kind den Fuhrwerken nachrennen, um zu kassieren, wenn die Kutscher am Zollhäuschen vorbeifuhren, ohne den Pflasterzoll an seine Urgroßmutter Marie Renner zu entrichten. Dabei kam es hin und wieder vor, dass der Kutscher eingeschlafen war. Oft wussten die Pferde allein den Weg.

Falls dies nicht geholfen hat, rief Marie Renner den Zolleinehmer beim Nürnberger Tor an und bat ihn, den Obolus einzuheben. Die Zollhäuschen waren gleichzeitig auch die Feuermeldestelle und deshalb damals schon mit Telefon ausgestattet.

Brücken- und Pflasterzoll füllte Schwabacher Stadtsäckel

Zollstation und Holzgartenwächterhaus Reichswaisenhausstraße 11 (Ecke Reichswaisenhaus-/Gutenbergstraße, heute Containerabstellplatz): Das Haus wurde im Jahr 1880 errichtet und 1975 abgerissen. Letzter Holzgartenaufseher war Adam Zwick.

Zollstation bei der Alten Linde, Hördlertorstraße 29: Letzter Zolleinnehmer war in dem 1844 erbauten Haus Ernst Buckel. Der Zolleinehmer war hier auch zuständig für den Verkauf der Eintrittskarten (fünf Pfennige pro Person) für das im Jahre 1882 errichtete erste städtische Freibad in der Badstraße. Das ehemalige Freibad ist heute Teil des Geländes des Reit- und Fahrvereins. An der dortigen Hauswand befand sich eine Tafel mit Anzeige der täglichen Wasser- und Lufttemperatur. Dieses Bad war in Betrieb bis 1938 und kurze Zeit nach dem Krieg.

Heim der Schwabanesen

Das ehemalige Zollhäuschen bei der Alten Linde ist das letzte noch bestehende. Es wurde im Jahre 1991 durch die Schwabanesen von der Stadt Schwabach käuflich erworben und liebevoll mit großem Arbeitseinsatz und Finanzaufwand renoviert. Heute wird es von den Karnevalisten als Vereinsheim genutzt.

Das vorhergehende Zollhaus (Torwächterstation) stand wesentlich näher bei der Alten Linde und musste 1844 wegen seines erbärmlichen Zustandes abgebrochen werden. „Würde man es an dieser Stelle wieder bauen, würde die schön gewachsene Linde ihre Äste über das ganze Haus verbreiten. Wenn nun das neue Haus höher als das alte werden sollte, so müsse man alle Äste gegen die Morgenseite hin abstumpfen“, heißt es in einer Beschreibung. Dies wollte man nicht und wählte deshalb den neuen heutigen Standort.
 

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