Das Jahr der Pilze

16.9.2010, 23:04 Uhr

Die Pilzsaison beginnt in unseren Breiten Anfang/Mitte August und dauert mindestens bis Mitte Oktober. Die Spezialisten ziehen derzeit allmorgendlich durch die Wälder – und machen in der Regel reiche Beute. So blickt Rudolf Rossmeissl auf die „beste Steinpilzsaison seit vielen Jahren“ zurück.

Bis vor etwa drei Wochen wuchs der beliebteste Speisepilz der Deutschen in rauen Mengen. Ebenso die Pfifferlinge, die es auch jetzt noch in moosigen, feuchten Waldgebieten gibt. „Da hat man im Nu eine Mahlzeit zusammen“, sagt Experte Rossmeissl, der seit 1978 offiziell geprüfter Pilzberater für die Region ist.

In der zweiten Hälfte der Pilzsaison schießen verstärkt die Maronenröhrlinge aus dem feuchten Waldboden. „Die sind jetzt der Renner, wo die Natur schon auf Herbst umgeschaltet hat“, sagt Rossmeissl.

Steinpilze, Pfifferlinge, Maronen und Parasolpilze landen in vielen Sammlerkörben. Doch alleine im Landkreis Roth gibt es rund 300 Arten von essbaren Speisepilzen. Sie alle zu kennen und zu bestimmen ist jedoch eine fast unmögliche Aufgabe. Selbst Rudolf Rossmeissl konzentriert sich auf „höchstens 50 bis 60 verschiedene Arten“, die in seinem Kochtopf landen. Darunter allerdings solche Exoten wie die eher unansehnliche Herbst- oder Totentrompete, die getrocknet und gemahlen als feiner Gewürzpilz gilt.

Insgesamt sind im Landkreis Roth 2700 Pilzarten nachgewiesen, davon 13 tödlich giftige wie der berühmte grüne Knollenblätterpilz. Weil sich die meisten Pilzesammler gut in ihrem Metier auskennen oder wirklich nur solche Pilze sammeln, die sie zweifelsfrei bestimmen können, gibt es vergleichsweise selten schwere Pilzvergiftungen. Ein Drama wie 1981 in Sengenthal bei Neumarkt, als nach dem Verzehr von Knollenblätterpilzen vier Mitglieder einer fünfköpfigen Familie starben, hat Rossmeissl in seiner 32-jährigen Tätigkeit als Kreispilzberater im Landkreis Roth glücklicherweise nicht erlebt.

Weit unter dem Grenzwert

Und was ist mit der in den 1980-er und 1990-er Jahren viel diskutierten Strahlenbelastung der Pilze nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl 1985? Seinerzeit waren in unseren Breiten die Maronenröhrlinge und die Reifpilze am stärksten belastet. Im Vorjahr lag die Strahlenbelastung bei Maronenröhrlingen noch bei 200 bis 300 Becquerel und damit deutlich unter dem Grenzwert von 600 Becquerel. „Bei normalen Essgewohnheiten ist damit eine Pilzmahlzeit kein Problem“ sagt Experte Rudolf Rossmeissl.