Medienkompetenzwoche

Die Corona-Kids und ihre digitale Welt

Petra Bittner

Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung

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28.2.2022, 06:00 Uhr
Zu viel, zu unbedarft? Um interessante Themen geht es bei der Medienkompetenzwoche.

© Dominic Lipinski/PA Wire/dpa/Illustration Zu viel, zu unbedarft? Um interessante Themen geht es bei der Medienkompetenzwoche.

Man könnte Studien zitieren, einige. Wahlweise auch Zahlen, erschreckende. Zum Beispiel die des Hamburger Jugendpsychiaters und Suchtforschers Rainer Thomasius. Der will herausgefunden haben, dass deutsche Teenager zwischen zehn und 17 Jahren 75 Prozent mehr Zeit an PC, Handy und Tablet verbracht haben als vor Corona. Thomasius´ Befragung lief 2020, nach dem ersten Lockdown.

Die Daten variieren mit der Pandemie-Entwicklung, schon klar. Doch noch immer ist die Rede von alarmierendem „Kontrollverlust“, von „Sucht“ oder „Fehlentwicklung“, wenn das aktuelle Mediengebaren junger User in den Blick gerät. Dann fallen nicht selten auch Stichworte wie „Sexting“ (die Thematisierung sexueller Inhalte im Netz), „Cybermobbing“ (Beleidigung, Bedrohung, Bloßstellung oder Belästigung via social media) oder „Cybergrooming“ (die gezielte Kontaktaufnahme zu Minderjährigen im Internet mit dem Ziel der Anbahnung sexueller Kontakte).

Ja, es sei gerade eine „sehr herausfordernde“ Phase „für Kinder, Jugendliche und für alle, die sie auf ihrem Weg begleiten“, bestätigen der Kreisjugendring (KJR) Roth und die Bildungsregion des Landkreises.

Stärken vertärken

Doch beim bloßen Bedauern über diesen Umstand will man es nicht belassen. „Stärken statt schlechte Stimmung schüren“ lautet in etwa die Devise. Und so stellt sich KJR-Jugendpflegerin Stefanie König gemeinsam mit Bildungskoordinatorin Christine Waitz die Frage: „Alles digital, oder was? – Kind sein in Pandemiezeiten“. Das ist nämlich der Titel der „2. Medienkompetenzwoche“ vom 21. bis 25. März. Während dieser Tage ließe sich einiges zum „großen Thema“ erfahren, versprechen die Organisatorinnen. Aber nicht nur dann...

Medienkompetenz – ein Wort, viel Wissen. Es geht schließlich darum, wie man mit den Neuen Medien adäquat umgeht. Chatten, Surfen, Gamen – „das lässt sich aus dem Leben junger Menschen nicht mehr wegdenken“, weiß die kommunale Jugendpflegerin König.

Darum gelte es auszuloten – zwischen den Möglichkeiten und Grenzen, den Gefahren und dem Potenzial der schönen neuen Medienwelt. Und genau deshalb werde im Landkreis Roth „der Bereich Medienkompetenz auch das ganze Jahr über durch unterschiedlichste Angebote gefördert“, legt König nach. Mit der „2. Medienkompetenzwoche“ wolle man das kompakt verdeutlichen.

Viele Unsicherheiten

Einerseits. Andererseits wissen Waitz und König um all die Unsicherheiten, die die Digitalisierung mit sich gebracht hat. Auch und vor allem während Corona: „Wie verändern sich Erziehung und Mediennutzung in der Pandemie?“, „Wie gehen Eltern mit psychischen Herausforderungen um?“, „Worauf sollte bei der Mediennutzung der Kinder geachtet werden?“ oder „Warum ist aktive Medienarbeit der Königsweg der Medienpädagogik?“

Darauf soll es zwischen 21. und 25. März Antworten geben. Möglichst niedrigschwellig, aus fachlichem Mund und verschiedenen Perspektiven.

Dazu haben sich der KJR und die Bildungsregion Partner ins Boot geholt: die Erziehungs- und Familienberatung Roth-Schwabach, die Medienfachberatung des Bezirks Mittelfranken, die Kriminalpolizei Schwabach, das Gesundheitsamt Roth-Schwabach, die Suchtberatungsstelle der Diakonie Roth-Schwabach oder den Jugendmedienschützer und Medienpädagogen Michael Posset. Sie alle werden in Online-Vorträgen, aber auch analogen Veranstaltungen aus ihrem Knowhow schöpfen. Der Anmeldecountdown läuft (bis 14. März unter www.kjr-roth.de)

Das Programm

Los geht’s am Montag, 21. März, 18.30 Uhr: „Pornobilder, Sexting, Cybergrooming – wenn aus digitalen Medien eine Gefahr wird“. Darüber weiß Roland Mücke von der Kriminalpolizei Schwabach vermutlich besser Bescheid als ihm manchmal lieb ist. Denn Jugendliche nutzen digitale Räume mitunter recht freizügig und unbedacht. Das kann gefährlich und strafbar werden. Der Online-Vortrag mit anschließender Gesprächsrunde richtet sich vor allem an Eltern, pädagogische Fachkräfte und Ehrenamtliche in Vereinen.

„What´s up im Klassenchat?“ Katahrina Amon, Awo-Schulsozialarbeiterin der Anton-Seitz-Mittelschule Roth, und Stefanie König vom KJR stellen diese Frage am Dienstag, 22. März, ab 10 Uhr. Dann sind sie online und erklären PädagogInnen, wie faire Chats funktionieren. Nicht selten entstehen Missverständnisse oder Konflikte beim Kommunizieren in den sozialen Netzwerken – die Dynamik ist bisweilen verheerend. Daher gilt: Passende Regeln sind alles!

Am Mittwoch, 23. März, 19 Uhr, kann der Medienpädagoge Michael Posset interessierten Eltern bei einem Online-Abend vielleicht den einen oder anderen Stein vom Herzen wälzen: „Mediennutzung in der Familie“ lautet sein Thema. Es wird um das rechte Maß gehen, um Inhalte und Bedürfnisse.

Am Beispiel „Fake News“ will eine Online-Fortbildung für pädagogisches und ehrenamtliches Personal am Donnerstag, 24. März, 12 Uhr, die „Aktive Medienarbeit in der außerschulischen Jugendarbeit“ aufgreifen. Sonja Breitwieser von der Medienfachberatung des Bezirks Mittelfranken wartet dazu mit praktischen Möglichkeiten auf.

Eintauchen in fantastische Welten

Danach wird ganz tief eingetaucht in fantastische Welten: Ebenfalls am Donnerstag geht es in einem Online-Vortrag (ab 19 Uhr) um „Gaming und Gambling – Spielsucht bei Kindern und Jugendlichen“. Christine Böck von der Suchtberatungsstelle der Diakonie Roth-Schwabach weiß ganz genau, was los sein kann, wenn plötzlich nur noch eines wichtig ist: Zocken!

Am Freitag, 25. März, 18 Uhr, fragt Bildungskoordinatorin Christine Waitz in die Ehrenamts-Runde: „Bereit für den Re-Start?“ Jugendarbeit im Verein war während Corona Fehlanzeige, nicht selten sind Mitglieder ausgeblieben. Damit der Wiederaufbau gelingt, ist gute Öffentlichkeitsarbeit – auch und vor allem über soziale Medien – nicht mehr wegzudenken. Christine Waitz kennt die richtigen Tricks und Kniffe.

Als Nachzügler klinkt sich Marco Schmied von der Erziehungsberatungsstelle Roth-Schwabach am Mittwoch, 6. April (19.30 Uhr) noch ein, um den „Streitpunkt Handy, PC und Co.“ ins Zentrum zu rücken. Eltern erfahren dann, wie sich Vereinbarungen mit dem Nachwuchs treffen lassen, damit Medien nicht zum Dauerkonflikt in der Familie werden. (Hierzu ist die direkte Anmeldung bei der Diakonie erforderlich: (09171) 4000 oder (09122) 98414320.

Analoge Workshops

Parallel zum Online-Programm tun sich auch analoge Workshops auf. Beispielsweise einer zur „Blickschärfung“. Am Montag, 21. März, fordert der KJR Siebt- und AchtklässlerInnen an der Mittelschule Thalmässing auf: „Check das Netz!“ Es geht um Influencer und sonstige Manipulationen auf Instagram, WhatsApp, TikTok und Co. - Die Schüler sollen animiert werden kritisch und genau hinzuschauen.

Digitale Medienkompetenz eignen sich darüber hinaus auch die Lernenden der „Schule am Stadtpark“ an. Zu diesem Zweck wird die Medienfachberatung Mittelfranken dort an acht Vormittagen aktiv.

Auch Theater thematisiert

Ein virtuell-unterhaltsames Theatererlebnis für Schulen im Zeichen der Cybermobbing-Prävention garantiert schließlich die Theatertruppe „Eukitea“. Die rückt mit dem Stück „I like you!“ an – einem eindrücklichen Plädoyer für den verantwortungsvollen Umgang mit social media. Vor- und Nachbesprechung inklusive.

Quasi als Nachhall der „2. Medienkompetenzwoche“ bieten KJR, Gesundheitsamt Roth und Kripo Schwabach am Donnerstag, 17. November (14 bis 17 Uhr) noch eine Fortbildung für Lehrkräfte, Jugendsozialarbeitende an Schulen und die gemeindliche Jugendpflege im Hilpoltsteiner Haus des Gastes an. Dort heißt es dann „Faszination Medien – WhatsApp, Instragram und Co: Wer kommt da noch mit?“

Wer sich für einzelne Aktionen interessiert oder anmelden möchte: www.kjr-roth.de

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