Die eigene Kraft richtig einschätzen lernen

13.5.2010, 00:00 Uhr
Die eigene Kraft richtig einschätzen lernen

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Sozialpädagogin Sabine Knuhr vom Awo-Kreisverband Roth-Schwabach ist seit November 2009 an der Volksschule als Jugendsozialarbeiterin tätig. Schon bald waren ihr aggressive oder auch zurückhaltende Verhaltensweisen von Schülerinnen und Schülern aufgefallen. Damit die pubertierenden Mädchen und Jungen mit ihrer Kraft kontrollierter umgehen können oder sich selbst mehr zutrauen, regte sie die Durchführung eines Selbstbehauptungstrainings an. Schulleiterin Waltraut Veitengruber unterstützte das Vorhaben uneingeschränkt.

Diplom-Sozialpädagogin Sabine Heidler, Jugendpflegerin beim Kreisjugendring Roth und Gestalttherapeutin, sowie Diplom-Sozialwirt Ralf Dollweber, bewegungserfahrener Gestalttherapeut und Berater im Sozialpsychiatrischen Dienst in Schwabach, beide auch Selbstbehauptungstrainer, hatten die Leitung des Trainings. Während die Mädchen in der Halle einzeln, zu zweit oder zu dritt gegeneinander »kämpften« und durchaus auch ihren Spaß am Raufen, Rangeln, sich mit anderen körperlich zu messen, hatten, dabei ihre eigene Kraft verspürten, schießen männliche Jugendliche oft übers Ziel hinaus.

Beim Selbstbehauptungstraining durften sie bei (Box-) Kampf- und Raufspielen unter geschulter Aufsicht ihre Durchsetzungskraft, ihre Geschicklichkeit und ihren Selbstbehauptungswillen voll entfalten. Aggressionen wurden dabei als Ausdruck der Lebendigkeit verstanden und akzeptiert. Entscheidend allerdings war, im fairen Kampf den Angriffen zu widerstehen. Das Befolgen solcher Regeln verändert die Einstellung positiv zu sich selbst und die (Körper-) Haltung gegenüber dem Umfeld. Bei Regelverstoß wurde der Kampf sofort unterbrochen, eine Entschuldigung musste folgen.

Kraft und Aggression wurden so wohlwollend, aber auch entschlossen begrenzt. Die Jugendlichen haben gelernt, mit ihren kraftvollen Impulsen umzugehen, ohne anzuecken oder Schaden anzurichten. Dadurch ist man dem Ziel des Projekts, den Jugendlichen den Spaß am Kämpfen zu lassen, ihnen eine realistische Einschätzung ihrer eigenen Kraft zu ermöglichen und dabei auch noch ihre destruktive Seite wohlwollend zu begrenzen, ein ganzes Stück nahe gekommen.

Teil des Programms waren leichte Befreiungsgriffe aus Umklammerungen, stabiles Stehen, Nein-Sagen, das Einhaltgebieten mit Gesten und Stimme. Außerdem: Übungen zu der Frage: »Wie viel Raum brauche ich, und wie viel nehme ich mir?« und »Wie nah will ich anderen sein?«

Das Selbstbehauptungstraining ist Bestandteil einer Reihe von Maßnahmen gegen Mobbing und über den Umgang mit Gewalt in der Klasse – für die Jugendlichen ein probates Mittel, Aggressionen zu kontrollieren und falsche Schüchternheit aufzugeben. Ein Projekt, das an der Schule Schule macht.