Die Großen das Fürchten lehren

27.12.2010, 08:54 Uhr
Die Großen das Fürchten lehren

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Im Zweifelsfall würde sich Jonas Hacker für Bayern München entscheiden. Wenn er die Wahl hätte zwischen dem Championsleague-Finale im Fußball und, sagen wir mal, dem entscheidenden WM-Duell zwischen Schach-Weltmeister Viswanathan Anand und seinem Vorgänger Wladimir Kramnik, Hacker würde lieber Fußball gucken. „Schneller, emotionaler, attraktiver, fernsehtauglicher“, sagt er.

Schachbegeisterung mit Erfolg

Hacker kickt ja auch selbst. Beim VfL Treuchtlingen gibt der 14-jährige Gymnasiast den Innenverteidiger oder defensiven Mittelfeldspieler. Bekannt geworden ist der Teenager jedoch durch seine Fähigkeiten im „königlichen Spiel“. Der Treuchtlinger, der erst in diesem Jahr zur Schachgemeinschaft Büchenbach/Roth gewechselt ist, hat sich 2010 die Bayerische Meisterschaft im Blitzschach in seiner Altersklasse gesichert. Als dritter Bayerischer Meister im Schach verpasste er hauchdünn die Qualifikation für das Bundesfinale.

Hacker ist ein Talent, wie es die SG Büchenbach/Roth vielleicht noch nie hatte. Schon als kleiner Knirps interessierte er sich dafür, wie man die 32 Bauern, Türme, Pferde, Läufer, Damen und Könige über die 64 Felder eines Schachbretts zieht. Sein Vater Harald zeigte ihm die Grundzüge, heute hat der Senior längst keine Chance mehr gegen seinen talentierten Junior.

Jonas spielte zuerst in Treuchtlingen und Weißenburg, doch schon als Elfjähriger hatte er Angebote von größeren Vereinen. Die SG Büchenbach/Roth machte schließlich das Rennen. Hier hat er die Chance, sich mit etwa Gleichstarken zu messen – zum Beispiel als 14-Jähriger in der U20 -Bayernliga, der höchsten bayerischen Spielklasse dieser Altersklasse. „Solche Spiele bringen einen voran“, sagt Hacker.

Landkreismeister

Sein bisher größter Coup war sicherliche die Bayerische Schach-Blitzmeisterschaft bei den Junioren. Für Aufsehen gesorgt hat er jedoch auch bei der Schach-Landkreismeisterschaft, wo der 14-Jährige mit begeisterndem Spiel einen Arrivierten nach dem anderen geschlagen hat – und sich am Ende den Titel geholt hat.

Jonas Hacker besteigt regelmäßig in Treuchtlingen den Zug und steigt in Büchenbach wieder aus. Unter den Fittichen seines Trainers und Mentors Daniel Häckler wird mindestens einmal pro Woche für drei Stunden trainiert. Spielzüge werden nachgestellt, Spielsituationen werden analysiert.

Mit dem Mannschaftstraining ist es jedoch nicht getan. „Ungefähr 45 Schachbücher“, stehen zu Hause im Regal von Jonas Hacker. Die meisten davon hat er schon studiert. Sechsmal pro Woche beschäftigt er sich mit seinem Sport. Er spielt berühmte Partien nach wie die seines (sportlichen) Vorbilds Bobby Fischer, der schon mit 14 Jahren US-Meister und mit 15 Großmeister war.

Gewissenhafte Analyse

Er versucht sich dann hineinzuversetzen in die Gedankengänge der ganz Großen. „Manchmal erkennt man erst nach einer halben Stunde, wie genial einzelne Züge waren“, erzählt der 14-Jährige.

So gewissenhaft der Teenager trainiert, so gewissenhaft bereitet er sich auf seine Spiele vor. Ganz genau analysiert er mittels Datenbanken die Stärken und Schwächen seiner nächsten Gegner und versucht die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und in den entscheidenden Situationen dann die richtigen Züge zu machen. Klingt einfach, ist es aber nicht. „Denn mein Gegner versucht ja auch mein Spiel zu lesen und meine Schwächen auszunutzen.“

Wo liegen die Grenzen von Jonas Hacker? Wird er einmal Bundesliga spielen? Kann er FIDE-Meister, Internationaler Meister oder gar Großmeister werden? Hacker weiß es selbst nicht. Er konzentriert sich lieber auf die nächsten Termine. Zum Beispiel die Landkreis-Sportlerehrung. „Klar werde ich kommen“, sagt er, „auch wenn Schachspieler damit leben müssen, bei der Wahl zum Sportler des Jahres nur Außenseiter zu sein“.