Die Hühner-Paten und das Hühner-Paradies

25.8.2018, 06:00 Uhr
Die Hühner-Paten und das Hühner-Paradies

© Foto: Gerner

Mit Haustieren und Nutztieren hatte Wägler viele Jahre lang nicht viel zu tun. Dann ist er im Netz auf einen Bericht aus dem Elsass gestoßen. Die Stadt Colmar schenkt interessierten Bürgern zwei Hühner, so sie denn genügend Platz haben und so sie bereit sind, sich ordentlich um sie zu kümmern. Die Stadt erhofft sich dadurch eine Reduzierung des Biomülls, die Bürger bekommen regelmäßig frische Eier. Eine Win-Win-Situation. Wenn man den Berichten im Netz glauben darf, dann scheint es zu funktionieren.

Im Prinzip hat Gerhard Wägler das Colmar’sche Modell auf seine Hausgemeinschaft in der Buchschwabacher Straße in Rohr übertragen. Er kaufte im oberpfälzischen Pavelsbach bei einem Züchter zwölf Hennen und einen Hahn, und für jedes Tier fand sich in dem umgebauten Bauernhof, der mehrere Wohnungen fasst, ein Pate. Ein Gemeinschaftsprojekt.

Nur das Beste war gut genug

Weil sich Wägler, der im Nebenjob auch Krippenbauer und Holzschnitzer ist, nicht mit einem 08/15-Hühnerstall zufrieden geben wollte, tat er sich mit seinem Nachbarn Marek Ring zusammen, einem Spengler. Gemeinsam haben sie etwas gebaut, das aussieht wie das Hühnerparadies. Der Auslauf musste wegen wildernder Marder und wegen sporadisch auftauchender Raubvögel zwar eingezäunt werden. Doch dieser Auslauf, den das Federvieh hat, ist enorm großzügig bemessen. Es vergnügt sich auf Hühnerschaukeln, jagt sich gegenseitig durch hölzerne Verstecke oder wird im Sandbad Parasiten los.

Auch der eigentliche Stall schreibt sich von und zu. Es gibt ein großes Fenster, Wägler und Ring haben an Ab- und Zuluftschleusen gedacht, auch an einen Kamin. Auf dem Spitzdach thront ein Wetterhahn. Derzeit noch aus Holz, bald jedoch aus Metall.

Drei Brutboxen

Direkt vom Stall geht es in drei von außen zu öffnende Brutboxen, in denen die Hühner ihre Eier ablegen. Alles Marke Eigenbau. "Wenn Du dir solch einen Stall bauen lassen würdest, dann würde das etliche tausend Euro kosten", ist Gregor Wägler überzeugt. So aber blieb es "nur" bei etlichen Arbeitsstunden. Denn das Material stellte Hausbesitzer Armin Stöckl, der in dem vor rund 30 Jahre aufgegebenen Bauernhof an der Buchschwabacher Straße aufgewachsen ist, der jetzt aber in Cadolzburg wohnt. "Ich habe hier schon eine ganz besondere Hausgemeinschaft zusammen", lobt Stöckl.

Die letzten beiden Hühner-Patenschaften sind erst dieser Tage weggegangen. Alfred und Monika van der Roost wohnen derzeit noch in Röthenbach/St. W., ziehen aber in gut einem Monat nach Rohr in die Buchschwabacher Straße um. "Wir mussten für die Patenschaften nicht lange überredet werden", sagt van der Roost, dessen Vorfahren aus Belgien nach Franken gekommen sind. "Diese Hühner-Geschichte ist wirklich eine tolle Idee."

Ein Dutzend Tiere, das reicht

Übrigens: Vergrößern wollen die Hühner-Paten ihre Geflügel-Gemeinschaft nicht. Das Grundstück böte zwar noch viel Platz, doch im Stall soll keine Überbevölkerung herrschen. "Wir haben das so kalkuliert, dass alle Hühner nebeneinander auf die Sitzstange passen", erklärt Initiator Gregor Wägler.

Ganz abgeschlossen ist das Projekt aber noch nicht. Der Stall soll noch Stromanschluss erhalten, damit er im Winter beleuchtet werden kann. "Soll bei der Eier-Produktion helfen" hat Hobby-Landwirt Wägler herausgefunden. Ansonsten ist der Krippenbauer zufrieden mit dem Werk. "Ich überlege oft und lange, aber ich wüsste nicht, was wir noch besser hätten machen können." Für ihn sind die Hühner inzwischen auch ein netter Zeitvertreib. "Ich setze mich öfter auf die Bank neben dem Auslauf und schaue den Tieren beim leben zu."

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