Die Kunst lockt nach Schwabach

11.8.2019, 05:58 Uhr
Die Kunst lockt nach Schwabach

© Foto: Günther Wilhelm

Die weiteste Anreise hatte Anne Osansuu. Die Deutschlehrerin aus Finnland ist allerdings nicht direkt wegen Ortung gekommen. Vielmehr besucht sie eine Freundin in Fürth. Christa Lodes dagegen ist bereits zum dritten Mal bei der Kunstbiennale im Zeichen des Goldes.

Nach drei Stunden Rundgang stehen beide vor dem Atelier 15 in der Bachgasse. Wie sie es fanden? Beide schmunzeln. Ihre Eindrücke können gegensätzlicher nicht sein. "Super", sagt Christa Lodes spontan. Anne Osansuu zögert eine Moment, ganz offensichtlich will sie nicht unhöflich klingen: "Es ist interessant. Aber ich kann moderne Kunst leider überhaupt nicht verstehen."

Kunst ist kontrovers und will es auch sein. Allerdings bleibt dieses Kopfschütteln in der kleinen Zufallsumfrage eine Einzelmeinung. "Sehr gut" sei der Kunstparcours durch die Altstadt, sagt auch Jürgen Pauldrach, ebenfalls aus Fürth und bereits zum fünften Mal bei Ortung.

Natürlich sind auch Schwabacher unter den knapp zwei Dutzend Teilnehmern dieser Führung. Irvie Kellmann ist begeistert: "Das ist ganz klase. Diese vielfältigen Ideen! Und es wird immer besser!"

Ist das Kunst?

Ein besonderes Lob bekommt Katharina Hefele. Die 24-jährige Schwabacherin absolviert in Erlangen den Masterstudiengang in Kunstgeschichte und ist zum ersten Mal im Team der Rundgangsleiter. "Tolle Erklärung und gut verständlich", sagt Christa Lodes, die Umstehenden nicken.

"Oh, vielen Dank", sagt Katharina Hefele. "Mir geht es nicht darum, die Werke zu bewerten, sondern sie neutral vorzustellen", erklärt sie. Ihre Erfahrung nach den ersten Führungen? "Die Reaktionen auf die Kunstwerke sind insgesamt wahnsinnig positiv. Manchmal kommt aber natürlich auch die Frage: Ist das wirklich Kunst."

Ausgerechnet bei der preisgekrönten Arbeit von Birgit Nadrau wird es sogar noch grundsätzlicher. "Und wo ist das Kunstwerk?" fragt eine Besucherin, als sie das ehemalige Prell-Geschäft betritt. Die Jury hat "Invasion II" den Ortung-Preis verliehen. Für die kleinen Wesen aus Messingteilen muss man sich tatsächlich Zeit für den zweiten Blick nehmen.

Kein Zeichen von Reichtum

Besonderen Eindruck bei dieser Führung machen Babette Brühls "Kinder eines goldenen Zeitalters" im Bürgerhaus. Sie versteht ihre Ölportraits als "stille Anklage". Das Gold ist kein Zeichen von Reichtum. Die Thermodecken wärmen Kinder, die gerade vor dem Ertrinken gerettet wurden.

Eine Attraktion für sich sind die Stationen selbst. Gerade die auswärtigen Gäste sind von den Kellergewölben oder der Alten Synagoge beeindruckt, und auch für Schwabacher ist es interessant zu sehen, wie das alte Iffland-Haus gerade saniert wird.

Immer wieder neu

Ein kunstvoller Spaziergang durch das Herz der Goldschlägerstadt: Dieses Konzept funktioniert auch in der elften Auflage. "Eigentlich ist es ja immer das Gleiche", staunt sogar Kulturamtsleitein Sandra Hoffmann-Rivero, die Festivalchefin, "doch die Künstler schaffen es mit ihren faszinierenden Ideen immer wieder neu."

"Ortung" läuft bis Sonntag, 18. August. Infos unter www.schwabach.de.

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