Die Senkrechtstarterin

14.11.2011, 08:29 Uhr
Die Senkrechtstarterin

© Schmitt

Denn, das sagte sie am Ende ihrer Lesung am Freitag in der Schwabacher Synagoge selbst, auch ihr neuer Roman hat zwei künstlerische Ebenen: „Die hellen Tage“ wirkt neben der Geschichte auch durch die Sprachgestaltung auf besondere Weise.

Die Lesung der 1965 in Frankfurt geborenen Deutsch-Ungarin ist die dritte der diesjährigen LesArt, die nicht nur ausverkauft ist. Die Synagoge ist überfüllt. Viele begnügen sich mit Stehplätzen.

Das weibliche Geschlecht dominiert. Denn, so heißt es, Frauen lesen Bánks Romane und Erzählungen besonders gern. Es sind auch ganz überwiegend Frauen, die im Anschluss an die Lesung wissen wollen, wie die 46-jährige arbeitet.

Zsuzsa Bánk zeigt sich sehr offen. Sie gibt einen spürbar authentischen Einblick in ihr Schaffen. „Ich bin ein Häkel-Typ, ich häkle mich von Zeile zu Zeile durch“, sagt sie. „Ich weiß am Anfang sehr wenig und entwickle Figuren wie Handlung über einen langen Zeitraum von der ersten bis zu letzten Zeile.“

Es gebe keinen Plan, keinen Entwurf. Auch wenn sie inhaltlich nichts mehr ändert. Nach dem letzten Anschlag überarbeitet sie ihr Werk noch einmal gründlich.

„Das hat nur mit der Sprache zu tun“, sagt sie. „Ich klopfe jeden Satz auf Symmetrie und Rhythmus ab.“ Spiralförmig gebaut seien ihre Sätze. Der Höhepunkt in der Mitte, dann fallen sie in Regelmäßigkeit wieder ab, erklärt sie ihren Stil, dessen Erschaffung durchaus anstrengend ist. „Ich lese das Manuskript unzählige Male.“ Das habe sich in den 25 Jahren ihrer Arbeit als Schriftstellerin natürlich entscheidend verändert und weiterentwickelt.

Aber ja, antwortet sie auf die Frage, ob sie schon immer so geschrieben habe, ja, das sei schon immer ihr Ton, der auch in anderen Texten zu finden sei.

Nichts selbst Erlebtes

Biographisches verarbeitet sie indes nicht. „Zwischen den Zeilen erfährt und entdeckt man viel von mir und freilich hat es mit meinem Blick auf die Welt zu tun“, sagt sie. „Aber es ist nichts eigenes Erlebtes dabei, sondern alles frei zusammengefügt.“

Dabei widmet sie sich vor allem ihren Protagonisten außergewöhnlich liebevoll. „Ich entwickle Figuren, die ich gerne mag und beobachte sie über die Jahre meiner Arbeit am Buch.“

Auf 560 Seiten erzählt „Die hellen Tage“ die bewegende Geschichte dreier Kinder, die den Weg ins Leben finden. Es ist ein großes Buch über Freundschaft und Verrat, Liebe und Lüge.

Das meiste davon scheint in der Schriftstellerin von Hause aus angelegt zu sein. Denn, will man ihrer Auskunft dazu Glauben schenken, sie braucht offenbar kaum Inspiration. „Am Fenster hocken und auf die schöne Umgebung glotzen, das reicht aus.“

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