Diebe gefasst: Hunderte Gräber geschändet

16.9.2020, 13:20 Uhr
Die Täter hatten es vor allem auf das Metall an und auf den Grabplatten abgesehen.

© Horst Linke, NN Die Täter hatten es vor allem auf das Metall an und auf den Grabplatten abgesehen.

Eine ganze Serie von Diebstählen an Friedhofsgräbern wurde seit August bei der mittelfränkischen Polizei angezeigt. Insbesondere brachen die Täter Grabschalen und andere Gegenstände aus Kupfer, Messing oder Bronze von den Gräbern.

Mit roher Gewalt

Dieser Grabschmuck war meist fest mit den Boden- oder Grabplatten verschraubt oder verklebt, so dass die Diebe sie nur mit roher Gewalt und dem Einsatz von Werkzeugen herausbrechen konnten.

Danach stellten die Männer meist Pflanzen und anderen Grabschmuck wieder auf die Gräber, sodass der Diebstahl im Vorbeigehen nicht sofort bemerkt wurde.


Diebstahl-Serie: Grabzierde von Steiner Friedhöfen geklaut


Die Verdächtigen schlugen an ganz unterschiedlichen Orten zu. In Schwabach und Wendelstein wurden rund 70 Gräber angegangen, in Erlangen etwa 55, in Nürnberg etwas über 20, in Hilpoltstein 45 und in Stein 55.

Seit Anfang September auf der Spur

Bereits Anfang September hatte ein Anwohner in Büchenbach bei Erlangen verdächtige Personen auf dem Friedhof bemerkt, die sich an Gräbern zu schaffen machten.

Bis die Polizei kam, waren die zunächst Unbekannten aber wieder verschwunden. Zurück blieb aber abmontierter Grabschmuck aus Metall, der zur Abholung bereitgelegt worden war.

In der Nähe des Tatortes kontrollierte die Polizei zwei verdächtige Männer in einem Fahrzeug. Da diesen eine Beteiligung am Diebstahl nicht nachgewiesen werden konnte, mussten sie wieder entlassen werden.

Beamte in Zivil auf der Lauer

Zivile Polizeibeamte beobachteten einige Tage später auf dem Friedhof der Nürnberger Peterskirche Männer, die offensichtlich Buchstaben von den Grabplatten kratzten. Anschließend verluden sie Gegenstände in ihr Fahrzeug.

Als der Wagen durch eine uniformierte Streife kontrolliert wurde, fanden die Polizeibeamten Tatwerkzeuge im Kofferraum. Es stellte sich heraus: der 35-jährige Fahrer war einer der beiden Verdächtigen aus Erlangen.

Eine Suche auf dem Friedhof durch Polizeibeamte brachte die Gewissheit: An zahlreichen Gräbern waren Kupferschalen abgebrochen worden. Etwa 30 davon n hatten die Tatverdächtigen für eine spätere Abholung am Friedhof bereitgelegt.

Haftbefehl erlassen

Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth stellte nach der Festnahme einen Haftantrag gegen beide mutmaßlichen Diebe. Der Ermittlungsrichter erließ Haftbefehl.

Durch die vorherigen Pressemeldungen wurde auch ein Schrotthändler aus der Oberpfalz auf die Serie aufmerksam. Ihm hatte die Bande eine Vielzahl der Metallgegenstände als Kiloware verkauft.

Eine Überprüfung zeigte: Es handelte sich um mutmaßliches Diebesgut der Bande. Insgesamt 1,3 Tonnen in Form von Grabschalen, Vasen, Grablichtern, Weihwassergefäßen und anderer Bruchstücke konnten sichergestellt werden.

Die Koordinierung der weiteren Ermittlungen hat zwischenzeitlich die Polizeiinspektion Schwabach übernommen. Vor den Beamten liegt eine wahre Sisyphusarbeit: das Diebesgut muss gesichtet, beschrieben und den einzelnen Tatorten zugeordnet werden. Denkbar ist, dass manche Diebstähle den Grabbesitzern noch gar nicht aufgefallen sind.

Aufruf an Grabbesitzer

Das Polizeipräsidium Mittelfranken bittet daher alle Grabbesitzer in den genannten Orten zu prüfen, ob Metallschalen, Ornamente oder andere Gegenstände von den Gräbern gestohlen wurden.

Anzeigen wegen Diebstahls können bei der jeweils zuständigen Polizeiinspektion erstattet werden. Neben Ermittlungen wegen Bandendiebstahls sowie Diebstahls mit Waffen erwartet die Tatverdächtigen auch eine Anzeige wegen Störung der Totenruhe.