Diskussion in Abenberg: Wer wird neues Stadtoberhaupt?

11.2.2020, 09:59 Uhr
Diskussion in Abenberg: Wer wird neues Stadtoberhaupt?

© Robert Gerner

Abenberg ist eine der Gemeinden im Landkreis Roth, in denen die Kommunalwahl am 15. März besonders spannend wird. Denn das Feld wird nach dem Rückzug von Bürgermeister Werner Bäuerlein neu bestellt. Mit der parteilosen Susanne König (nominiert von der SPD) sowie Jens Meyer (CSU), Eugen Börschlein (FW) und Manfred Lunkenheimer (Abenberger Bürgerliste) bewerben sich vier Kandidatinnen und Kandidaten um die Nachfolge. Die einzige Chance, das Quartett im direkten Aufeinandertreffen zu erleben, bot eine Podiumsdiskussion, zu der die drei Abenberger Kirchengemeinden eingeladen hatten. Eindrücke:

"Helfer" steht auf den Kärtchen, die sich die Frauen und Männer auf ihre weißen Hemden und weiße Blusen geheftet haben. Sie weisen den Weg in die Schulturnhalle, sie bieten freie Plätze an und wissen, wo es Getränke und Snacks gibt. Das Interesse der Abenberger ist groß. Die Turnhalle platzt schon 20 Minuten vor Veranstaltungsbeginn aus allen Nähten. Zur Sicherheit wird die Diskussion gewissermaßen auch live im Fernsehen übertragen. So können auch die dabei sein, die es sich ein Stockwerk weiter oben, in der Schulaula, bequem gemacht haben.

30 Minuten Anlaufzeit

Eugen Börschlein, das sieht man ihm an, ist nervös. Der Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler ist mit seinen 52 Jahren zwar der Erfahrenste unter den vier Bewerbern für das Bürgermeisteramt. Aber im Scheinwerferlicht zu stehen vor mehr als zehn Prozent der Wahlberechtigten, das hat man natürlich nicht jeden Tag. Börschlein benötigt eine halbe Stunde Anlaufzeit, ehe er in seinen gewohnten lockeren Plauderton findet. Das macht ihn irgendwie menschlich.

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Susanne König hat’s auch nicht ganz leicht. Sie war vor gut einem Jahr als erste aus dem Startblock gekommen und hatte schon ein fertiges Programm beisammen, als die anderen Parteien und Gruppierungen noch nach Kandidaten suchten – oder noch nicht einmal gegründet waren (Abenberger Bürgerliste). Doch exklusiv ist dieses Programm schon lange nicht mehr. Denn bei allen großen Themen sind sich die vier Bewerber weitgehend einig, von Nuancen einmal abgesehen.

"Da muss ich dir recht geben"

"Da muss ich dir zustimmen", "da gehe ich konform mit dir", "das sehe ich genau so wie du", "da muss ich dir recht geben". Das sind die Sätze, die unter der Moderation von Stefan Straßer vom Bayerischen Fernsehen vielleicht am häufigsten zu hören sind.

Dabei ist es egal, um welche Themen es geht. Wohnen, Wirtschaftsstandort, Mobilität, Attraktivität. Das sind die wichtigsten Punkte, die sich Moderator Straßer aus über 100 Fragen, die im Vorfeld der Veranstaltung aus den Reihen der Bevölkerung eingegangen sind, herausgegriffen hat.

Wohnraum für den kleinen Geldbeutel

Die Aussagen lassen sich im Großen und Ganzen so zusammenfassen: Die Kandidaten wollen neuen Wohnraum schaffen, verstärkt auch für den kleinen Geldbeutel. In Sachen Gewerbe will Interessenten niemand die Tür vor der Nase zuschlagen. Am weitesten lehnt sich Eugen Börschlein aus dem Fenster, der das derzeit bestehende Gewerbegebiet Richtung Obersteinbach sofort erweitern will. Als einziger will CSU-Mann Jens Meyer die Idee weiterverfolgen, bei neuen Gewerbegebieten den Schulterschluss mit Nachbarkommunen zu proben. So wie das Georgensgmünd, Röttenbach und Spalt gemacht haben.

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Bei der Mobilität hat jeder ein paar Ideen parat. Jens Meyer wehrt sich jedoch dagegen, dass die Bürger mit dem Finger nur auf die Stadt zeigen. Auf dem Land müsse es auch Solidarität untereinander geben. Das heißt: Wer ohnehin nach Schwabach fährt, kann auch seinen Nachbarn mitnehmen, der dort vielleicht einen Arzttermin hat.

"Hinterfragt euer Einkaufsverhalten"

Das gleiche gilt für die Attraktivität in der Innenstadt. Geschäfte sind verschwunden, Leerstände drücken auf die Stimmung. Da muss die Stadt doch was machen, hatten Bürger im Vorfeld gefordert. Ja, schon, sagt Eugen Börschlein. "Aber hinterfragt euer eigenes Einkaufsverhalten. Die Sachen im Geschäft anschauen und dann im Internet bestellen hilft den Geschäftstreibenden auf Dauer nicht weiter."

Mehr Leben in der Innenstadt kann es aber auch ohne neue Geschäfte geben. Einen Monatsmarkt und mehr kulturelle und sportliche Veranstaltungen schlägt Susanne König vor. Gut möglich, dass auch neuer Wohnraum da entsteht, wo früher Geschäfte lockten.

Regionale Identität

Manfred Lunkenheimer, der CSU-Bürgermeisterkandidat 2014 und jetzt für die neue Abenberger Bürgerliste am Start, ist vielleicht der krasseste Außenseiter im Kandidaten-Quartett. Doch auf dem Podium gibt es sich regelrecht staatstragend. Er lobt die Arbeit des scheidenden Bürgermeisters Bäuerlein (kommt im Saal offenbar gut an) und wirft mit Begriffen wie "regionale Identität" und "Impulsgeber" um sich. Manchmal droht er im Redeschwall ein bisschen zu überziehen. Aber hinterher sagen viele: Auch Lunkenheimer hat sich, wie die anderen drei auch, gut geschlagen.

Um in die Details einzusteigen, dafür reichen zwei Stunden bei einer Podiumsdiskussion nicht. Der harmonische Abend in der Schulturnhalle ist eher der Auftakt in die heiße Phase des Wahlkampfes. Wer der Kandidatin und den Kandidaten genauer auf den Zahn fühlen will, der muss sich entweder durch die ausgearbeiteten Wahlprogramme lesen oder klicken oder eine ihrer Wahlveranstaltungen besuchen. Die Tour durch die Ortsteile hat bei den meisten gerade erst begonnen.

Diskussion in Abenberg: Wer wird neues Stadtoberhaupt?

© Foto: Robert Gerner

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