Eichwasen: Das Jubiläum im Jubiläumsjahr

7.12.2017, 14:00 Uhr
Eichwasen: Das Jubiläum im Jubiläumsjahr

© Bild: Postkartenmotiv/Stadtarchiv Schwabach

Der Mit-Vorsitzende des Schwabacher Geschichts- und Heimatvereins, Hans Grießhammer, sowie die frühere Eichwasen-Stadträtin, Inge Schneider, gingen schon seit fast zwei Jahren mit der Idee schwanger, im Jubiläumsjahr 2017 eine ausführliche Festschrift über den Eichwasen herauszugeben. Als Verfasser und Herausgeber haben sie schließlich mit dem Eichwasener Stadtrat Eckhard Göll, einem "alten" Eichwasener Bewohner, einen profunden Kenner des Stadtteils gefunden. Eckhard Göll hat bereits die beiden Festschriften zum 20- und 25-jährigen Jubiläum mit herausgegeben und maßgeblich gestaltet.

Geschichte auf 76 Seiten

Nach monatelanger akribischer Arbeit in Zusammenarbeit mit dem Leiter des Stadtarchivs, Wolfgang Dippert, ist nun ein 76-seitiges Werk entstanden, in dem eine Fülle an Wissenswertem und Interessantem über den Eichwasen zu finden ist.

Eckhard Göll und viele Mitautoren werfen aus verschiedensten Perspektiven ihren Blick auf den Stadtteil. Die Themen reichen von einem geschichtlichen Abriss über Erläuterungen zu den Straßennamen bis zu Beiträgen von zwei Stadtbauräten, von der Darstellung der am Eichwasen aktiven Vereine und Parteien über die Kirchen und den Kindergarten bis zu Zeitzeugengesprächen. Garniert wird die Festschrift mit vielen historischen und aktuellen Fotos und Karten.

Das Heft wird am Schwabacher Weihnachtsmarkt am Stand des Geschichts- und Heimatvereins, gegenüber vom Rathaus, ab Freitag, 8. Dezember, verkauft. Ab Montag, 11. Dezember, startet der Verkauf des Heftes auch im Schreibwarenladen Eichwasen der Familie Neff (Wilhelm-Dümmler-Straße 116a). Der Preis beträgt fünf Euro.

Auszug aus der Festschrift

Als Appetithappen hier ein Auszug zur Historie des Eichwasens von Eckhard Göll:

Der Eichwasen trägt einen alten Namen, wenngleich das Gebiet bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nicht besiedelt war. Entgegen früheren Forschungen erstreckte sich das Gebiet des Eichwasens nicht auf das Gelände der früheren Kaserne (Heute O’Brien-Park), sondern auf den Bereich nördlich davon. Alleine vom Wort her lässt sich auf eine mit Eichen bestandene größere Wiesenfläche rückschließen. Darauf deutet heute noch der Rest des Eichwäldchens hinter der Wilhelm-Albrecht-Straße 32 bis 36 hin, aber auch der Rest des Bolzplatzes an der Wilhelm-Dümmler-Straße, an dessen südlichem Rand zum Weiher hin vereinzelt alte Eichen stehen.

(...)

Anfang des 19. Jahrhunderts herrschte in Schwabach Mangel an gebrannten Ziegeln. Die ursprünglich im Eigentum der Hospitalstiftung befindliche Ziegelei im Süden Schwabachs vermochte den Bedarf nicht mehr zu befriedigen. Am Eichwasen wurde ein zweites Schwabacher Ziegeleigelände ausgewiesen. (...) Zur gleichen Zeit wurden 1,5 Hektar des Eichwasens durch den Polizeikommissär Lorber als "entbehrliche Ödländereien" veräußert.

Auf der Karte von 1822 lässt sich die Benennung "Ziegelhütte" und ein größeres Gebiet mit Lehmgruben, in etwa auf der Fläche des früheren Bolzplatzes, erkennen. . Den lehmhaltigen Boden haben viele Eichwasener beim Bau ihres Hauses kennengelernt.

(...)

Im Jahr 1901 wurde vom Restaurator Konrad Zwickel auf dem Ziegeleigrundstück die Villa Eichwasen erbaut. Im Adressbuch von 1905 für die Stadt Schwabach wird unter der Adresse "Eichwasenstraße 11" die Villa Eichwasen als Restauration und Luftkurort genannt. Seit dieser Zeit war die Villa Eichwasen oder Villa Liselotte ein von vielen Schwabachern gern besuchtes Ausflugsziel. Vor allem für die Jugend Schwabachs wurde in der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg häufig zum Tanz aufgespielt.

(...)

Bis Ende 1941 wurde die Villa Eichwasen noch bewirtschaftet. Mittlerweile verstorbene Zeitzeugen berichteten, dass nach dem Krieg das Haus und die Nebengebäude von vielen Flüchtlingsfamilien überfüllt waren. Die Villa, im Eigentum der Stadt, wurde kaum jemals richtig renoviert, so dass der Abbruch fast zwangsläufig erfolgte. Unser Eichwasener Stück Geschichte wurde dann in 1968 abgebrochen. Ich erinnere mich sehr gut, als kleiner Knabe an der Hand meines Vaters der Feuerwehrlöschübung als Zuschauer beigewohnt zu haben. Interessanterweise war die Villa am Tag vor der offiziellen Löschübung von Jugendlichen bereits in Brand gesteckt worden, die Feuerwehr musste anrücken, um den Brand zu löschen – nur um dann am nächsten Tag die Villa "richtig" abzufackeln.

In der Zeit der Planung und Bebauung des Eichwasens wurde wenig Wert auf Denkmalschutz gelegt. So verlor der Eichwasen das einzige Stück steingewordene Geschichte und mit der Villa ein Gebäude, das von sehr vielen Eichwasenern bis heute als ein Ortsmittelpunkt oder Treffpunkt schmerzlich vermisst wird. Heute liegt am Standort der ehemaligen Villa die Garageneinfahrt westlich des ehemaligen Sparkassengebäudes.

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