Einsamer Kampf gegen Parkplatz im Seminargarten

5.12.2015, 08:29 Uhr
Einsamer Kampf gegen Parkplatz im Seminargarten

© Foto: Wilhelm

 „In Paris berät die Welt über Klimaschutz, und wir machen aus Grün einen Parkplatz. Das kann’s ja wohl nicht sein“, sagt sie kopfschüttelnd.

Doch sie kritisiert nicht nur, sie macht auch einen Vorschlag: ein Konzept für „autofreies Wohnen“ im sanierten Alten DG, garniert mit umweltbewusstem Car-Sharing.

Im Stadtrat aber ist sie mit dieser Position alleine. Ganz alleine. Nicht einmal die eigenen Grünen-Kollegen wollten sich in der Diskussion über das Konzept für Außenanlagen dieser Forderung anschließen.

Beschlossen wurde ein Konzept, das rund 18 Parkplätze im südlichen Bereich an der Seminarstraße vorsieht. Einen für jede der Mietwohnungen, die im sanierten Alten DG entstehen sollen. Dass sie gebaut werden, ist damit aber nicht gesagt. Das hängt vom Konzept ab, das ein Investor im Detail erst ausarbeiten muss.

An ihn verkauft werden soll der südliche Teil des Gebäudekomplexes und der dahinter liegende südliche Teil des Seminargartens. Davon etwa die Hälfte wäre der Parkplatz.

Die Wunschlösung des gesamten Stadtrats ist, dass die städtische Wohnungsbaugesellschaft GeWoBau dieser Investor wird. Sie soll diesen Teil des Alten DG sanieren, zu Wohnungen umbauen und dann vermieten.

„Wir können das schultern“, sagt auch deren Geschäftsführer Harald Bergmann gegenüber dem Tagblatt. Gleichzeitig betont er, dass die Entscheidung erst im neuen Jahr falle. „Wir sind also nur ein Interessent.“ Aber der wohl aussichtsreichste.

Deshalb ruhen Karin Holluba-Raus Hoffnungen nun auf Harald Bergmann. Sie will die Weichenstellung Richtung Parkplätze korrigieren und deshalb mit ihm ihre Idee nochmals diskutieren.

„Wieso nicht auch bei uns?“

„Autofreie Wohnviertel gibt es bereits. Etwa in Würzburg oder Freiburg. Wieso soll das bei uns nicht gehen?“ fragt Holluba-Rau. „Deshalb wünsche ich mir den Mut zu einem solch zukunftsorientierten Konzept.“

„Wenn wir der Käufer sein sollten, habe ich natürlich den Mut, über alles nachzudenken“, erklärt Bergmann auf Tagblatt-Nachfrage. „Wir haben ja auch Stellplätze für das neue Car-Sharing-Modell in der Stadt zur Verfügung gestellt. Ohne uns gäbe es das gar nicht.“

Doch große Hoffnungen darf sich Karin Holluba-Rau dennoch nicht machen. „Autofreies Wohnen? Ich glaube nicht, dass die Gesellschaft so weit ist. Da bin ich absolut skeptisch. Wir brauchen aber ein Konzept, das funktioniert.“ Deshalb hält Bergmann das von CSU und Freien Wählern beschlossene Konzept inklusive Parkplätze für realistisch und richtig.

OB: „Nicht die Luft abdrehen“

„Wir dürfen der GeWoBau nicht die Luft abdrehen, sonst gefährden wir das ganze Konzept. Das kann ja wohl nicht Euer Ernst sein“, hatte OB Matthias Thürauf im Stadtrat fast beschwörend argumentiert. Zumal der nördliche Teil des Seminargartens der schützenswertere sei. Und der bleibe auch erhalten und soll zu einem öffentlichen Park werden. Detlef Paul und Bruno Humpenöder, die Fraktionschefs von CSU und Freien Wähler, sahen das genauso. Beide Fraktionen sicherten die Mehrheit für den Vorschlag von OB Thürauf.

SPD-Fraktionssprecher Werner Sittauer schlug als Kompromiss eine Halbierung auf neun Plätze plus einen Stellplatz für Car-Sharing vor. Ganz verzichten darauf will aber auch die SPD nicht.

„Wohnungen brauchen Parkplätze“, stellte für die Grünen-Fraktion Eckhard Göll klar. Die Grünen wollten den Punkt vertagen und nochmals über ein Parkhaus etwa in der Bismarkstraße nachdenken.

„Das würde baurechtlich nicht helfen. Nach der Stellplatzsatzung müssen wir mindestens einen Parkplatz pro Wohnung nachweisen“, erklärt Bergmann. Außerdem dürfe man nicht alle Autobesitzer als mögliche Mieter ausschließen.

Bergmann: „Sensibler Umgang“

Sollte die GeWoBau tatsächlich den Zuschlage bekommen, könne er zumindest eines versichern: „Wir würden mit dieser sensiblen Fläche auch sensibel umgehen. Heute bedeutet ein Parkplatz ja nicht mehr, dass alles zubetoniert wird.“

Der weitere Zeitplan: Im Januar beginnt die Sanierung des Alten DG im Flügel an der Südlichen Ringstraße. Dorthin wird die Berufsschule umziehen. Die jetzt dort untergebrachten Flüchtlinge wechseln in die neue winterfeste Halle, die am Baywa-Parkplatz entsteht. Für den Teil, der verkauft werden soll, wird ein Gutachten den Wert ermitteln. Ob die GeWoBau dann tatsächlich der Investor wird, mit dieser Entscheidung von Stadtrat und GeWoBau-Aufsichtsrat rechnet Bergmann im Frühjahr.

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