Eltern entsetzt: Schwabachs SVE wird verkleinert

10.8.2020, 13:17 Uhr
Eltern entsetzt: Schwabachs SVE wird verkleinert

© Foto: Günther Wilhelm

Diese Petition haben bisher 164 Unterstützer unterzeichnet. Die Schulleitung wollte sich nicht dazu äußern. Die Presseauskünfte habe in diesem Fall die Regierung von Mittelfranken übernommen, hieß es. Die Regierung hat auf eine schriftliche Anfrage hin die Entscheidung bestätigt. "Der Abbau wurde insbesondere unter Berücksichtigung einer personalverträglichen Lösung angekündigt und vollzogen", so die Regierung.

"Alle geschockt"

Für die Eltern kam die Nachricht völlig überraschend. "Als wir das in einer Elternbeiratssitzung erfahren haben, waren alle geschockt", berichtet Jasmina Kurth, die die Online-Petition initiiert hat.  "Die SVE bietet eine tolle Förderung", betont auch Saskia D’arrigo. Beide Mütter haben Kinder in der SVE. "Und wir sind äußerst zufrieden."

Sie persönlich hätten durch die Verkleinerung auch keine Nachteile, betonen sie. Schließlich werde kein Kind hinausgeworfen. Doch in Zukunft werden zehn Plätze weniger zur Verfügung stehen. "Wir setzen und für künftige Kinder ein." Für die Eltern geht die Entscheidung in die falsche Richtung. Einerseits fehlten Kindergartenplätze, andererseits werde eine hervorragende Betreuungseinrichtung verkleinert.

"Bedarfsgerecht ausbauen"

Rein formal ist die SVE kein Kindergarten, sondern Teil der Schule. Sie dient der gezielten Förderung von Kindern zwischen drei und sechs Jahren. Aus Sicht der Eltern ist der Bedarf nicht nur vorhanden, er nehme sogar zu.

Die Petition trägt deshalb den Titel: "SVE Kiga Schwabach bedarfsgerecht erhalten! Die Anzahl der Gruppen weiter ausbauen!" Gleich der erste Satz der Begründung drückt die Stimmung aus. "Mit Entsetzen" habe man von der Reduzierung erfahren.

Großes Einzugsgebiet

"Die Anzahl förderbedürftiger Kinder steigt jedoch an. Schwabach befindet sich in stetigem Wachstum. Die SVE Schwabach hat ein großes Einzugsgebiet und ist zusätzlich auch für Rohr, Kammerstein und Regelsbach zuständig. Über 20 Kindergärten in Schwabach und Umgebung greifen auf unsere SVE zurück, wenn es um die Aufnahme/Übernahme von förderbedürftigen und/oder auffälligen Kindern geht. Weitere Kindergärten sollen dazu kommen", so der Elternbeirat. Die Verkleinerung sei deshalb nicht nachvollziehbar.

Bei der Frage nach dem Grund betont die Regierung, dass dies keine Entscheidung sei, die speziell Schwabach betreffe. "Bayern hat sich auf den Weg zu einer inklusiven Gesellschaft und zu einer inklusiven Bildung auf allen Ebenen gemacht. Dies beginnt mit einer Weiterentwicklung der Angebote im frühen Kindesalter und setzt sich bei den schulischen Lernangeboten fort", schreibt die Regierung und verweist auf den "Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan".

"Kompetenztransfer"

Die Folge: "Damit haben sich die Rahmenbedingungen für Kinder mit Entwicklungsverzögerungen an den Kindertageseinrichtungen verändert. Handlungsleitend ist dabei ein Streben nach vergleichbaren Verhältnissen in den unterschiedlichen Regionen Mittelfrankens. Unter diesem Gesichtspunkt wurde eine Anpassung der Kapazitäten in Schwabach vollzogen."

Eine Verschlechterung der Förderung sieht die Regierung nicht: "Die veränderten Rahmenbedingungen an den Kindertageseinrichtungen eröffnen auch Kindern mit Entwicklungsverzögerungen eine Teilhabe an den jeweiligen Einrichtungen vor Ort. Unterstützt werden diese zum Beispiel durch Angebote der mobilen sonderpädagogischen Hilfe. So findet ein Kompetenztransfer zwischen Förderschule und Kindertageseinrichtung statt und bietet die Chance zur erfolgreichen vorschulischen Bildung jenseits der SVE."

Müssen durch die Verringerung mehr Kinder abgewiesen werden? Die Regierung sagt nein: "Im Rahmen des Aufnahmeverfahrens findet im Anschluss an die sonderpädagogische Diagnostik eine ergebnisoffene Beratung statt. Dabei werden im Einzelfall die für das jeweilige Kind und seine Förderbedürfnisse notwendigen Förderangebote erörtert. Nicht jedes vorgestellte Kind wird in der SVE aufgenommen. Die Anzahl der nicht aufgenommenen Kinder liegt über die vergangenen Jahre hinweg konstant bei rund 25 Kindern."

OB Reiß unterstützt Eltern

Und was sagt die Stadt? Die Haltung von OB Peter Reiß (SPD) ist eindeutig: "Ich wünsche der Petition viel Erfolg." Die Regierung bezeichnete die Entscheidung allerdings als endgültig. Vielleicht aber, so Reiß, komme nochmals "eine Dynamik" in die Diskussion.

In der Sache argumentiert Reiß ähnlich wie die Eltern: "Schwabach wächst und damit auch der Bedarf." Die SVE sei eine "tolle Einrichtung", die Reduzierung der Plätze deshalb eine "bedauerliche Entscheidung": Letztlich sei dies eine Aufgabenverlagerung vom Staat auf die Stadt. "Und jeder Einschnitt stellt die Stadt vor eine weitere Herausforderung."

Der versucht sie sich auch zu stellen. "Ab September werden wir in den 27 Schwabacher Kitas insgesamt 70 integrative Plätze für Kinder mit besonderem Förderbedarf haben", erklärt Jugendamtsleiterin Brunhilde Adam. Und auch sie sagt: "Der Bedarf steigt."

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