Experten-Runde war sich einig: Arbeit ist die beste Integration

27.1.2016, 08:55 Uhr
Experten-Runde war sich einig: Arbeit ist die beste Integration

© Daniela Harbeck-Barthel

Auf Einladung der SPD-Landtagsabgeordneten Helga Schmitt-Bussinger kam der Chef der Arbeitsagenturen in Bayern, Dr. Markus Schmitz zu einem Gedankenaustausch nach Schwabach. Gemeinsam mit Elsa Koller-Knedlik, der Verantwortlichen auch für die Arbeitsagentur Schwabach, erläuterte er neue Strategien.

Schwabach hat sehr gute Voraussetzungen: „Durch die gute Arbeit des Jobcenters Schwabach unter Leitung von Benno Rupprecht wurde die Zahl der Langzeitarbeitslosen reduziert. Darüber hinaus gibt es in Schwabach offene Ausbildungs- und Arbeitsplätze, welche auch für Flüchtlinge in Frage kommen“, so Koller-Knedlik. Die bayerischen Bürgerinnen und Bürger würden hierbei aber keinesfalls benachteiligt. Im Gegenteil: „Alle Leistungen für die Flüchtlinge sind zusätzlich“, unterstrich Koller-Knedlik.

Firmen haben Interesse

Auch gibt es bereits Schwabacher Firmen, die ihr Interesse an der Beschäftigung von Flüchtlingen bekundet haben. „Schwabacher Handwerksbetriebe melden uns regelmäßig nicht vergebene Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Das kann eine Chance sein, die Nachwuchssorgen im Handwerk zu mindern“, ergänzte Sebastian Dörr, Geschäftsführer Kreishandwerkerschaft Mittelfranken Süd.

Andrea Schmidt, Geschäftsführerin der Familien- und Altenhilfe Schwabach und Koordinatorin für Berufspraktika für Flüchtlinge hoffte auf reges Interesse seitens der Schwabacher Wirtschaft. Wünschenswert wäre hier ein Coaching durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arbeitsagentur. Dr. Schmitz und Koller-Knedlik sagten zu, diese Möglichkeit ernsthaft zu überprüfen: „So würden die Betriebe von zusätzlicher Arbeit entlastet und die jungen Menschen hätten kompetente Ansprechpartner.“

„Wir sind dankbar für neue Ideen“, meinte Dr. Schmitz. So sollen eine Vielzahl an Unterstützungsmöglichkeiten, sowohl in der dualen Ausbildung, als auch in Form von ausbildungsbegleitenden Hilfen bis hin zu einem sogenannten Brückenjahr, greifen, um Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

„Gerade beim ersten Kontakt mit dem Jobcenter sind die anerkannten Flüchtlinge vor eine große Herausforderung gestellt, was das Ausfüllen der Formulare betrifft. Ab Februar werden hierfür Ehrenamtliche des AsylCafés mit Unterstützung des Jobcenters Schwabach Beratungsstunden anbieten“, fügte Evi Grau-Karg, Vertreterin des Asyl-Cafés Schwabach, hinzu.

Deutschlernen sei unerlässlich, so Sozialreferent Knut Engelbrecht. Doch reiche das momentane Angebot noch nicht aus. Die Agentur für Arbeit unterstützt deshalb Projekte wie die „berufsbezogene Sprachförderung“, an dem bereits 74 Schwabacher Asylbewerber teilnehmen.

Lehrkräfte an Schwabacher Schulen sehen noch weitere Schwierigkeiten. Birgit Citak, Klassenleiterin einer Übergangsklasse für nichtdeutsche Muttersprachler an der Johannes-Kern-Mittelschule, berichtete: „Ich habe eine Klasse mit verschiedensten Nationalitäten und Leistungsniveaus. Von Förderschul- bis Gymnasialniveau ist dabei alles vertreten. Hierbei einen adäquaten Unterricht zu leisten ist eine große Herausforderung.“

Peter Birle, Schulleiter der Berufsschule fügte hinzu: „Ich würde mich freuen, wenn erfolgreiche Modellprojekte wie ,Perspektive Beruf für Asylbewerber und Flüchtlinge‘ in der nächsten Zeit auch in Schwabach eingeführt würden.“

Susanne Rohrmüller, Bereichsleitung für Gruppen von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, bat um Verständnis, dass Leistungsvermögen und Leistungsbereitschaft manchmal eingeschränkt seien. „Die Jugendlichen haben teils Schreckliches erlebt, sind von ihren Familien getrennt und leiden unter dem unsicheren Aufenthaltsstatus. Da ist es nachvollziehbar, dass im Unterricht nicht immer die volle Leistung erbracht werden kann“, so Susanne Rohrmüller.

Wünsche an Politik

Aber auch Wünsche an die Politik wurden formuliert: eine auskömmliche Personal- und Finanzausstattung für Jobcenter und Arbeitsagenturen, bessere Förderung von Flüchtlingskindern vor Eintritt in Regelklassen, Ausbau von Berufsintegrationsklassen, bessere Unterstützung der ehrenamtlichen Helfer und einer massiven Förderung des sozialen Wohnungsbaus. Helga Schmitt-Bussinger will sich dafür einsetzen.

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