Freie Waldorfschule Wendelstein feierte ihr 20-Jähriges

13.10.2013, 09:00 Uhr
Freie Waldorfschule Wendelstein feierte ihr 20-Jähriges

Die wichtigste Ehrung hatte sich die Schule als Überraschung für den gemütlichen Empfang nach dem Festakt aufgespart: Geschäftsführer Carsten Dammasch enthüllte ein Straßenschild: „Rainer Brüggmann-Platz“. Es wird auf dem Schulgelände einen Ehrenplatz erhalten.

Erstaunter Gründungsvater

Der sichtlich überraschte Rainer Brüggmann war als erster und langjähriger Geschäftsführer des Waldorfschulvereins einer der wichtigsten Gründungsväter, der die neue Schule maßgeblich mitgeprägt hat.

Die mittlerweile weltweit bestehenden Waldorfschulen basieren auf der Reformpädagogik von Rudolf Steiner (1861 - 1925). Zentrales Ziel ist die „Erziehung zur Freiheit“. Dazu gehört nicht nur die intellektuelle, sondern auch und gerade die handwerkliche und künstlerische Bildung junger Menschen.

Dies wurde auch bei den unterschiedlichen Schüler-Darbietungen während des Festaktes deutlich.Im Festsaal übernahmen das Schulorchester und die schuleigene Musikband die musikalische Eröffnung mit dem Stück „Moonriver“. Moderiert wurde der Festakt von Gerhard Gauer vom Schulleitungsteam.

Kreative Bandbreite

Zwischen den Grußworten zeigten die Klassen die kreative Bandbreite der Schule: Das Mittelstufenorchester „Con brio“ hatte ein Mozartstück mit mehreren Sätzen einstudiert, die achten Klassen zeigten als wichtigen Bestandteil des Lehrplans eine Eurythmie-Vorführung und trugen ein frisch-freches Handwerkerlied vor. Die neunte Klasse interpretierte ein Goethe-Gedicht auf der Bühne, die dritten Klassen begeisterten mit einem Gedicht und einem Kanon und die zweite Klasse mit der gespielten Fabel vom bescheidenen Karpfen.

Der Auftritt der Klasse 7b mit „Satzgefüge“ beschloss die Vorführungen, bei dem die Festgäste in einen kleinen Grammatiktest einbezogen wurden.

Konflikte zur Gründungszeit

Als erster Ehrengast erinnerte Landrat Herbert Eckstein an die bewegte Gründungszeit. „Ich weiß noch gut aus meiner Zeit im Wendelsteiner Gemeinderat, welchen Beleidigungen und Drohungen von Bürgern Bürgermeister Wolfgang Kelsch und wir Gemeinderäte ausgesetzt waren, als wir uns für die Waldorfschule hier am Ort entschieden und an dem Vorhaben festgehalten haben.“

Freie Waldorfschule Wendelstein feierte ihr 20-Jähriges

© Ruthrof

Wendelstein sei heute „ein Bildungsleuchtturm in der Region“ mit den Grundschulen, der Mittelschule, dem Gymnasium und nicht zuletzt mit der Waldorfschule.

Rückenstärkung vor zwanzig Jahren

Schon sein Amtsvorgänger Helmut Hutzelmann habe 1992/93 im Kreistag für die Förderung der Waldorfschule geworben und damit der Gemeinde den Rücken gestärkt habe.

Bürgermeister Werner Langhans betonte, dass er immer gern in der Waldorfschule zu Gast sei, ob bei großen Anlässen wie der Abiturfeier oder kleinen Anlässen wie der jährlichen Baumpflanzaktion, schon aufgrund der besonderen Atmosphäre der Schule. Diese besondere Bildungsvermittlung in dieser Schule ist aber auch nur dann erfolgreich, wenn an den Schaltstellen in der Verwaltung, im Lehrerkollegium und in der Geschäftsführung die richtigen Leute tätig sind, und hier hatte die Waldorfschule immer eine glückliche Hand.

Schwabacher Initiative

Erwin Hofmann blickte in seinem Beitrag als Zeitzeuge der Schulgründung mit Schulkindern zu dieser Zeit in die Entstehung und Entwicklung zurück. Aus einer 1985 gegründeten Elterngruppe für einen Waldorf-Kindergarten in Schwabach wuchs wenige Jahre danach auch eine Initiative für die Gründung einer eigenen Waldorfschule.

Obwohl die Stadt Schwabach generell grünes Licht gegeben habe, sei die Gründung dort nach 1989 an der „Kleingeistigkeit der Schwabacher Bevölkerung und deren Widerstand gegen diese Schule“ gescheitert. In Wendelstein, wohin ein Schülervater damals den Kontakt hergestellt habe, wurde die neue Schule mit offenen Armen willkommen geheißen, obgleich auch hier die Bevölkerung anfangs skeptisch war.

Zuflucht in Nürnberg

Mit Hilfe der Gemeinde konnte der Waldorfverein 1991/92 die Grundstücke kaufen. 1993 wurde der erste Schulbau errichtet für die ersten fünf Klassen, die bis dahin in der Nürnberger Rudolf-Steiner-Schule „Asyl“ gefunden hatten.

Diese Patenschule hatte auch eine symbolische Sachspende dabei. In Form eines Miniaturstuhles erhielt die Waldorfschule damit als Jubiläumsgeschenk mehrere neue Stühle für den Festsaal.

Als Nürnberger „Gründungsbegleiter“ seit den Anfängen in Wendelstein zeigte sich Hans Hofrichter stolz auf die Wendelsteiner Institution und nannte den damaligen Bürgermeister Wolfgang Kelsch den „Gründungsbürgermeister dieser Schule“. Heute, so Hofrichter, besuchen Schülerinnen und Schüler aus ganz Mittelfranken die Schule, die zudem bayern- und deutschlandweit in ihrer Entwicklung ein gern besuchtes Vorbild für Neugründungen ist.

„Gute Ergänzung“

Glückwünsche gab es zudem vom bayerischen Kultusministerium, in dessen Namen Ministerialbeauftragter Joachim Leisgang die Waldorfschule als Teil einer vielfältigen Bildungslandschaft im Markt Wendelstein sah: „Die Waldorfschule hier ist zum einen eine Alternative und zugleich auch eine gute Ergänzung der bestehenden Schultypen“.

Florian Osswald, zugleich Hauptredner des schulinternen späteren Festabends, sah die Aufgabe der Schule darin, einem Kind von Anfang an bis zum Erwachsenenalter Werte und Ideale zu vermitteln.

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