„Gankino Circus“ pimpt brave Volksmusik mit viel Rhythmus

18.11.2014, 10:23 Uhr
„Gankino Circus“ pimpt brave Volksmusik mit viel Rhythmus

© Foto: Unterburger

Plastikblumen schmückten die Mikrofonständer und standen auf der Bühne herum. Ein mannshoher roter Vorhang deutete an, dass es hier irgendwo zu einem Zirkus ging. „Radio Dietenhofen“ wünschte allen eine gute Nacht. In den abgedunkelten Saal der Jegelscheune schlichen sich vier Typen, nahmen neben der Bühne Platz und sangen vierstimmig fränkische Weisen. Anrührend, berührend, traditionell. Volksmusik, unverfälscht.

Doch kaum ging das Licht an, wurden aus den braven Westmittelfranken wilde, anarchische Musikanten, die zum Angriff bliesen. Wer die bayerische „LaBrassBanda“ mag, der war mit dem Quartett aus Dietenhofen, Landkreis Ansbach, bestens bedient.

Sie nennen sich „Gankino Circus“ nach dem bulgarischen Nationaltanz, dem „Gankino Horo“. Der Gankino ist ein Elf-Achtel-Takt, der mit der ursprünglichen fränkischen Volksmusik kombiniert wird. Das verleiht der Musik von „Gankino Circus“ ein treibendes, vorwärts drängendes Element, bei dem kein Zuhörer widerstehen kann.

Die vier Herren kennen sich schon seit Kindertagen. Als Straßenmusikanten haben sie angefangen, gemeinsam Musik zu machen. Ihr Musikstil lässt sich beschreiben als ein wilder Stilmix, als hinreißende Mischung aus Balkan-Beat, jüdische Klezmer-Musik, fränkisch-bayerische Volksmusik und Gypsie-Klängen, die sich mit Rock-’n’-Roll-Elementen vermischen.

Die vier Dietenhofener verstehen ihre traditionalistische Musik als „Angriff auf all diejenigen, die Volksmusik für unzeitgemäß oder verstaubt halten.“ Ihr Konzept ist einfach: Sie mixen brave fränkische Volkslieder mit schrägen Rhythmen. „Wir sehen die Volksmusik als Inspiration“, erklärten die verschrobenen vier Franken, die heute zwischen Stuttgart und Dresden verteilt leben, aber in Dietenhofen immer noch ihre kreativen Wurzeln sehen.

Musikalischer Export

Im Sommer 2013 und im Herbst 2014 wurden sie vom Goethe-Institut als deutscher Exportschlager in die Ukraine geschickt. Sie haben den europäischen Folkpreis „Eiserner Eversteiner“ gewonnen und sind als Support der finnischen Humpa-Legende Eläkeläiset unterwegs. Bis in die Karpaten waren die vier Musiker unterwegs und haben sich von all der Musik inspirieren lassen.

Maximilian Eder am Akkordeon, Simon Schorndanner am Saxofon, Ralf Wieland an der Gitarre und Johannes Lens am Schlagzeug sangen und spielten sich in die Herzen der Zuhörerinnen und Zuhörer in der Jegelscheune. Sie mögen es schräg und schrill und besitzen komödiantisches Talent.

Viele ihrer Texte entstammten der alten Tradition gereimter, meist recht derber Vierzeiler, die meist auf der Kirchweih oder im fränkischen Wirtshaus zum Besten gegeben werden. „Gankino Circus“ schaffte es dank Clownerien und Punk-Rock, dank Django Reinhardt und Rolling Stones, das begeistert mitgehende Publikum gehörig aufzumischen. Tradi-Mix ist voll im Trend.

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