Glosse: Deshalb konnte Merkel nicht Landrätin werden

8.10.2017, 05:58 Uhr
In Deutschland on top, im Landkreis Roth ein Flop: Angela Merkel.

© dpa In Deutschland on top, im Landkreis Roth ein Flop: Angela Merkel.

Hochverehrte Bundeskanzlerin,

sehr geschätzte Frau Dr. Merkel,

liebe Angie,

leicht irritiert habe ich am Abend des 24. September Deine Reaktion auf Deine krachende Wahlniederlage im Fernsehen verfolgt. Du sprachst davon, dass die Union all ihre "strategischen Ziele erreicht" habe, dass ein Regieren an der größten Fraktion vorbei im Bundestag nicht möglich sei und machtest auch sonst einen durch und durch zufriedenen Eindruck. Und das bei diesem Ergebnis.

Aber so hattest Du ja schon den ganzen Wahlkampf bestritten. Die Trump’schen Peinlichkeiten weggelächelt, die Erdogan’schen Ausfälle unkommentiert gelassen, die von der AfD bestellten Marktplatz-Krakeeler ignoriert und ansonsten möglichst wenige Worte über konkrete Politik verloren. Verflixt und zugenäht, muss man Dich denn zum Jagen tragen?

Selbst in der so genannten Elefantenrunde bei ARD und ZDF bliebst du deiner präsidialen Linie treu. Während einem bärbeißigen Herrn Schulz der Kragen platzte wie weiland dem Rotwein geschwängerten Gerhard Schröder im Jahre 2005, saßest Du einfach nur da und hast Dich still in Dich hineingefreut. Manchmal sogar mit ganz leicht nach oben gezogenen Mundwinkeln.

Das ging in die Hose

Inzwischen frage ich mich, ob Du zu diesem Zeitpunkt vielleicht nur Dein bundesweites Wahlergebnis kanntest, aber noch nicht das vor Ort. Na gut, schreibe ich es halt noch einmal auf:

Dr. Angela Merkel 7 Stimmen. Herbert Eckstein 65 740 Stimmen. Dr. Angela Merkel 0,01 Prozent. Herbert Eckstein 96,25 Prozent. Das mit der Landratswahl ist bei Dir so was von in die Hose gegangen, es spottet jeder Beschreibung. 7 Stimmen, liebe Angela, das war bei diesem Herbert-Eckstein-Soloritt der geteilte 35. Platz, irgendwo unter den "Sonstigen", gleichauf mit Leuten wie dem Rednitzhembacher Bürgermeister-Stellvertreter Joschi Leisinger oder mit dem Polizisten Richard Seidler, der in Schwanstetten bislang noch jede Bürgermeisterwahl in den Sand gesetzt hat. Selbst dem Abenberger Feuerwehrkommandanten Jens Meyer (acht Stimmen) oder dem Rother Bademeister Matthias Schubert (15 Stimmen) trauten mehr Menschen das Amt des Landrats zu als Dir, der promovierten Physikerin, der Berufspolitikerin, der ewigen Bundeskanzlerin.

Na gut, dann musst Du dich halt weiterhin in Berlin, in Washington, Moskau oder Ankara, künftig sogar noch auf Jamaika, mit diesen Sturköpfen herumschlagen statt in Rohr oder in Kaising vor applaudierenden Kindern die schönsten Radwege der Welt einzuweihen. Du hast es offensichtlich nicht anders gewollt.

Immerhin vor einem Loddarmaddäus gelandet

Vielleicht spenden Dir an dieser Stelle ein paar Zahlen Trost. Immerhin hast Du diese ganzen Aufmüpfigen aus dem Königreich Bayern in Schach gehalten (Söder 4 Stimmen, zu Guttenberg 2, Seehofer und Herrmann je 1). Du warst besser als der Bundestrainer Jogi Löw (2), der Rekordnationalspieler Loddarmaddäus (3) und die Club-Legende Marek "Das Phantom" Mintal (1) zusammen. Und Du hast dich, wir geben es an dieser Stelle zu, auch gegen das Schwabacher Tagblatt durchgesetzt. Zwei unserer Mitarbeiter, der Historiker Dr. Jörg Ruthrof (4) und der Verwaltungsfachmann Norbert Wieser (2), sammelten zusammen nur sechs Unterstützer ein.

Die beiden gingen allerdings mit einem dicken Handicap ins Rennen: Beide kommen aus Wendelstein, der Heimat des hiesigen Landrats und Wahlsiegers Herbert Eckstein. Der greift vor Ort natürlich besonders viele Stimmen ab, sodass für die lokale Konkurrenz nicht allzu viel Platz bleibt.

Uckermark statt Untersteinbach

Du, liebe Angela, hättest dagegen von Außen viel leichter angreifen können. Aber das mit Angriff, ich habe es schon erwähnt, liegt Dir nicht besonders. Es kann aber natürlich auch sein, dass Dir die Uckermark besser gefällt als Unterheckenhofen, Untersteinbach und das Untere Schwarzachtal. Aber das hättest du auch gleich sagen können. Denn so waren unsere sieben Stimmen bei der Landratswahl leider total verschenkt.

Hochachtungsvoll

ROBERT GERNER

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