Glosse: Zehn gute Gründe den Sommer zu hassen

1.8.2020, 05:58 Uhr
Eigentlich würde man den Sommer ja genießen - wenn es nicht so furchtbar heiß wäre...

© Sebastian Kahnert Eigentlich würde man den Sommer ja genießen - wenn es nicht so furchtbar heiß wäre...

Wann wird's mal wieder richtig Sommer? Ein Sommer wie er früher einmal war. Mit Nieselregen und 17 Grad im Schatten. Und nicht so heiß und so tropisch wie im letzten Jahr.

Der Rhythmus ist etwas holprig, ich gebe es zu. Rudi Carrells Text klingt flüssiger. Was mich zu dieser Cover-Version inspiriert hat? Das sogenannte Sommerhassen liegt im Trend! Vor etwa einer Woche stand es auf der Internetseite des Focus, der Speerspitze des deutschen Investigativ-Journalismus’: Sommerhasser treffen sich in den sozialen Medien, um über den Sommer zu lästern.

So hat der "Sommerhasser Spezial Club" auf Facebook fast 500 Mitglieder, der "Club der aussätzigen Sommerhasser" sogar über 1000. Der Focus zitiert eine Psychologin. Ihr zufolge fühlen sich Sommerhasser oft ausgegrenzt. Schließlich werde schon beim Wetterbericht über hohe Temperaturen positiv berichtet, Kälte und Regen dagegen mit Bedauern bedacht. Sogar ein Dermatologe kommt zu Wort, der vor Hautkrebs warnt.

Schweiß und Tränen

Also, sind wir doch mal ehrlich: Sommer ist scheiße! Ich habe beschlossen, mich der Gruppe der Sommerhasser anzuschließen und habe dafür zehn gute Gründe:

1. Man schwitzt beim Schlafen.

2. Busse und S-Bahnen, die generell keine Klimaanlagen zu haben scheinen, werden zu Hochöfen, in denen Atmen etwa so schwer fällt wie in der finnischen Sauna – und das mit Mundschutz! Autos haben zwar Klimaanlagen, wenn man sie aber zu sehr aufdreht, holt man sich eine Erkältung.

3. Jeden Sommer setzt man sich aus Versehen auf mindestens drei Sonnenbrillen, die dann kaputt sind. Mit zusammengekniffenen Augen geht man neue kaufen und gibt dann viel zu viel Geld aus für etwas, auf das man sich bei nächster Gelegenheit wieder aus Versehen draufsetzt.

4. Man schwitzt beim Treppensteigen.

5. Man muss sich immer wieder eincremen und hat dann fettige, von der Hitze aufgedunsene Hände, die nach Sonnencreme stinken.

6. Ständig grillt irgendjemand. Macht man nicht mit, ist man ein Außenseiter. Macht man mit, braucht man danach Unmengen an Schnaps, um den Magen einigermaßen zu beruhigen, und dann Unmengen an Schlaf, um am nächsten Tag halbwegs zu funktionieren. Trotzdem läuft man nur auf Autopilot, riecht nach Schweiß, Alkohol und Holzkohle und schafft die einfachsten Sachen nicht. Schließlich wird man zum Chef bestellt und gefeuert. Und warum das alles? Weil es so heiß war! (Bis auf einige Kleinigkeiten basiert dieser Punkt auf persönlichen Erfahrungen)

7. Man schwitzt beim Schuhebinden.

8. Der umgekehrte November-Effekt. Im November fährt niemand Fahrrad, weil es regnet. Im Sommer fährt niemand Fahrrad, weil es im Auto so schön kühl ist. Die Folge sind endlose Blechlawinen. Fahren Sie mal nachmittags über die Südliche Ringstraße, dann wissen Sie, was ich meine.

9. Überall liegen Halbnackte herum. Wer hier einwendet, das sei doch ein schöner Anblick: Sorry, meistens ist es das nicht.

10. Man schwitzt, wenn man einfach nur so dasitzt.

So, das hat gut getan. Wie bitte, Sie lieben den Sommer? Warum lesen Sie dann immer noch dieses Gejammer? Gehen Sie doch raus an die Sonne!

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