Gutgelauntes Musik-Muskelspiel eines Elitechores

21.5.2012, 08:00 Uhr
Gutgelauntes Musik-Muskelspiel eines Elitechores

© Hans von Draminski

Dieser Chor kann es sich leisten, aus dem Kirchenmusik-Einerlei auszubrechen: Walter Zangl hat seine Sängerinnen und Sänger auf kultivierte Kraftentfaltung, sichere Höhe und klare Artikulation getrimmt. Was Motetten und Chorälen gut tut, kann alten deutschen Filmschlagern, Musicalsongs, Spirituals und Popklassikern nicht schaden.

Mit dem Ilse-Werner-Ohrwurm „Wir machen Musik“ steigt das „Vocalensemble“ ein, gibt dem Affen ordentlich Zucker, hat spürbar jegliche Bravheit an der Garderobe abgegeben. Stattdessen regiert anarchischer Humor, wie er von den „Comedian Harmonists“ seinerzeit versprüht wurde: Die unverwüstliche „Veronika“ und die „Kleine Frühlingsweise“ kommen in großer beziehungsweise Männerchorbesetzung strahlkräftig und knackig daher, sind gutgelauntes Muskelspiel einer Elitetruppe.

Passend zum Thema hat man sich Gäste eingeladen, deren Niveau die Leistungen des Chors auf Augenhöhe ergänzt: Das A-cappella-Quartett „V!erstimmt!“ mit Lisa Müller (Sopran), Monika Fischermeier (Mezzosopran), Sebastian Köller (Tenor) und Klaus Regelsberger (Bass) ist aus dem „Vocalensemble“ hervorgegangen und hat sich auf mitreißende Popnummern in querständigen Arrangements spezialisiert. Das kratzbürstige Liebeslied „Radio“ von den „Wise Guys“ hat Gänsehaut-Potenzial, der Italofetzer „Donne“ wirkt sogar hitverdächtig, zumal „V!erstimmt!“ ihn mit ein paar Pop-Versatzstücken anderer Gruppen so verschränkt, dass alle Popkenner schmunzeln müssen.

Eine Portion Swing zwischendurch kredenzen Matthias Rösel (Klarinette), Jochen Pfister (Klavier) und Gunther Rissmann. Bei diesem Trio sind die Perlen des American Songbook wie Fats Wallers „Honeysuckle Rose“ oder George Gershwins „S’Wonderful“ in den allerbesten Händen.

Der Frauenchor des „Vocalensembles“ revanchiert sich mit frisch gebackenen „Chocolate Chip Cookies“, in der Schürze serviert, mit ein paar besonders vollmundigen Noten und einem höchst charmanten Lächeln.

An den Schluss stellen Walter Zangl und Co. ein Laune machendes Pilzkopf-Medley, das es beim bloßen Nachsingen der bekanntesten Beatles-Stücke nicht bewenden lässt.

Nein, beim „Vocalensemble Schwabach“ hat man sich zu Pophymnen wie „Michelle“, „Penny Lane“ und „Let it be“ ein paar eigene Gedanken gemacht. Und kommt zu spannenden Ergebnissen, die den Originalen keine Gewalt antun und dennoch höchst individuell ausfallen. Dass diese Experimente ab und an schon an klassische Kunstlieder erinnern, ist durchaus gewollt.

 

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