Handball-Derby in Wendelstein: SG wie im Rausch

17.12.2013, 09:50 Uhr
Handball-Derby in Wendelstein: SG wie im Rausch

© Gerner

Überragender Mann bei den Gästen war Benny Götz, der „Sechser“, „Zehner“ und „Neuner“ in Personalunion war. Er nahm bei Wendelsteiner Angriffen den wurfgewaltigen Tobias Hönig in Manndeckung, verteilte in der Offensive mit unglaublicher Übersicht die Bälle und traf selbst 14 Mal in den Kasten des Gegners – immer aus dem Spiel heraus. So gut hat man den 23-Jährigen wohl noch nie gesehen.

Dabei waren die Voraussetzungen für den Rangvierten eigentlich nicht besonders gut. Nachdem sich Rückraumschütze Sebastian Zschunke krankheitsbedingt hatte abmelden müssen, schien die SG ihrer stärksten Waffe beraubt. Wendelstein versuchte mit Christian Lutsch auch den zweitbesten Schwabacher Torschützen in Form einer Manndeckung aus dem Spiel zu nehmen. Das gelang nicht. 12 Mal traf der Sohn von Trainer Georg Lutsch in die Maschen, sechs Mal davon vom Siebenmeterpunkt. Götz und Lutsch waren damit die dominierenden Spieler ihrer Mannschaft. Entscheidend war jedoch, dass bei den Gästen ein Rädchen ins andere griff. Das Team wirkte eingespielt, fokussiert und hochmotiviert. Vor dem Wechsel im Angriff, nach dem Wechsel in Offensive und Defensive gleichermaßen.

Zuvor erst einmal verloren

Und die bislang so starken Hausherren, die vor dieser Derbypleite erst eine Niederlage auf dem Konto gehabt hatten? Nun, sie hatten vor einer tollen Kulisse sieben, vielleicht acht starke Minuten. In dieser Zeit machten Hönig & Co. aus einem frühen 2:7-Rückstand (11.) ein 11:11 (19.). Eine Minute später die einzige Wendelsteiner Führung durch Tobias Hönigs Siebenmeter zum 12:11.

Diese Szene war jedoch auch Wendepunkt im Spiel. Zuvor hatte SG-Routinier Andreas Mari den durchgebrochenen Ludwig Gallus unfair gestoppt. Doppelte Strafe für die SG: Mari sah „Rot“, Gallus stürzte beim Foul in den Wurfkreis und kollidierte dort mit SG-Torhüter Falkner, der mit einer Handverletzung ausschied. Doch die personelle Schwächung des Gastes war nicht etwa für Wendelstein das Signal zum Aufbruch, sondern für die SG ein Weckruf der besonderen Art. Ersatzkeeper Stefan Haßferter lief zu großer Form auf, seine Vorderleute spielten jetzt wie aus einem Guss. Bis zur Halbzeit sahen gut 200 Fans nicht nur eine irrwitzig temporeiche Begegnung, sondern auch schon 39 Tore, 22 davon für die SG.

Ohne Plan

Wer nach dem Wechsel auf eine Wendelsteiner Aufholjagd gewettet hätte, hätte sein Geld genauso gut zum Fenster hinauswerfen können. Den Hausherren gelang jetzt so gut wie gar nichts mehr. Sechs Tore in den zweiten 30 Minuten – ein Witz angesichts der sonst so starken Wendelsteiner Offensive. „Kein Plan, keine Ideen, keine Chance“, analysierte hinterher Trainer Marcus Grüßner. Der Gast spielte sich dagegen weiterhin wie im Rausch durch die behäbige Wendelsteiner Abwehr und traf aus allen Lagen. 21:29 hieß es nach 43 Minuten, 23:33 nach 54 Minuten, 23:38 beim Schlusspfiff. Schwabach/Roth feierte einen ebenso überraschend hohen wie verdienten Auswärtssieg.

Für das Feuerwerk nach Spielende war trotzdem die unterlegene Mannschaft zuständig. Ein paar Wunderkerzen garnierten das Geschenk der TSV-Spieler für ihren Trainer Marcus Grüßner, der am Sonntag 30 Jahre alt wurde. „Eine große Party wird es angesichts dieses Ergebnisses sicher nicht geben“, prophezeite der Übungsleiter. „Aber ein Bier genehmige ich mir schon, alleine um den Frust zu bewältigen.“

TSV Wendelstein: Hügel, Kurz (beide Tor), T. Hönig (7/2), A. Hönig (4), Gallus (3), Hölzl, Schemm (1), Meier (4), Miller, Freller, L. Müller, A. Steigerwald (4), Rink.

SG Schwabach/Roth: Falkner, Haßferter, Klöpfer (alle Tor), Geck (2), Scheibel (3), Seidling (2), Schöner, Mari (1), Benny Götz (14), Reichel (2), Lutsch (12/6), Kloching, Jonas Götz (2).

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