Harald Pinzner ist Rektor am Adam-Kraft-Gymnasium

10.10.2015, 08:04 Uhr
Harald Pinzner ist Rektor am Adam-Kraft-Gymnasium

© Foto: Wilhelm

Es war ein leiser Einstieg. Eine offizielle Einführung ins neue Amt: Fehlanzeige. „Tja, tut mir leid, das ist nicht vorgesehen“, sagt Harald Pinzner entschuldigend. Der Grund liegt in der Logik kultusministeriellen Zeremoniells. „Ich bin ja schon einmal als Schulleiter eingeführt worden. Das kann man nur einmal werden.“

Das war 2005. Damals wurde er Chef des Nürnberger Martin-Behaim-Gymnasiums. Nach zehn Jahren nun der Wechsel in eine andere, in seine alte Schule. Warum?

Zwei Gründe für den Wechsel

„Das war keine Entscheidung gegen das Behaim. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt“, betont Pinzner. „Aber damals war ich ein relativ junger Chef. Mir war klar, dass ich keine 25 Jahre bis zur Pensionierung bleiben möchte. Das wollte ich der Schule nicht zumuten. Eine Schule braucht auch neue Impulse.“ Mit jetzt 54 Jahren sei es ein guter Zeitpunkt für einen Wechsel gewesen.

Der zweite Grund sei ein ganz praktischer: „Ich wohne in Schwabach und spare mir täglich über eine Stunde Fahrtzeit.“

Trotz dieser eher nüchternen Überlegung — ein bisschen Nostalgie hat ihn doch beschlichen. „Bei meinem ersten Unterrichtsbesuch war ich im Altbau im zweiten Stock in meinem ersten Klassenzimmer am AKG.“ Da werden Erinnerungen wach: „1971 waren wir in der fünften Klasse 40 Schüler. Damals mussten wir uns immer ordentlich aufstellen. Und ein Lehrer hat uns gerne gefragt: ,Mogst a Watsch’n oder an Verweis.’“

Harald Pinzner ist um beides herumgekommen. Dabei sei er „nicht der bravste Schüler“ gewesen. Eine Erfahrung, die als Direktor sogar helfe. „Die Lehrer mal aufs Kreuz zu legen, das ist das ewige Spiel zwischen Schülern und Lehrern. Damit kann ich umgehen.“

Die Vergangenheit hat ihn aber auch in seinem Büro im ersten Stock des Atriums sofort eingeholt. An der Wand hing eine Art „Ahnengalerie“. Alle AKG-Chefs im Porträt. Die Bilder hätten durchaus etwas. Und doch hat er sie abgenommen. Er werde einen geeigneteren Platz finden. Momentan ist die große Wand deshalb noch ungemütlich leer. Das wird sie aber nicht bleiben. „Da hänge ich das hier auf“, sagt er, steht auf und holt vom Boden neben dem Besprechungstisch ein Bild mit zwei Rappern. „Das hat unsere Kunsterzieherin Lisa Lang gemalt.“ Die trifft er kurz darauf zufällig im Flur, spricht noch kurz mit ihr etwa ab. Beide sind per du.

Aus seinen neun Jahren als Lehrer am AKG kennt er noch mindestens jeden fünften der rund 100 Lehrer. Nun ist er deren Vorgesetzter. Ein Rollenkonflikt? Pinzner sieht das nicht: „Die meisten meiner früheren Kollegen sind schon in einem Alter, in dem ich sie nicht mehr beurteilen muss.“

Diese Beurteilungen gehören zu den Hauptaufgaben eines Direktors. Eine weitere ist die Leitung des Lehrer-Seminars mit 56 Referendaren, von denen 28 im Zweigschuleinsatz in ganz Bayern sind.

Wo geht es hin?

Er selbst hat Geographie und Englisch studiert, später dann auch noch Ethik unterrichtet. Aber zum Unterrichten ist er schon am Behaim-Gymnasium allenfalls mal als Krankheitsvertretung gekommen. Da sei er gerne eingesprungen, denn: „Es fehlt mir schlicht und ergreifend.“ Und doch: „Ich stehe nicht mehr vor der Klasse.“

Als Chef muss er sich nicht um einzelne Klassen, sondern um die ganze Schule kümmern. „Das Kollegium erwartet und wünscht Zielvorgaben. Es will wissen, wo es hingeht.“

Naturwissenschaftliches Profil

Und wo geht es hin mit dem AKG? Räumlich wurden entscheidende Weichen noch unter seiner Vorgängerin Dr. Angelika Fuchs gestellt. Nach der Sanierung des Alten DG zieht dort die Berufsschule ein, und das AKG ins jetzige Berufsschulgebäude. Dann muss die Oberstufe nicht mehr ins Alte DG ausgelagert werden. „Das AKG bekommt eine Arrondierung. Damit kann ich gut leben und gut planen.“

Und konzeptionell? „Ich will jetzt nicht so tun, als wollte ich alles ganz anders machen“, sagt Harald Pinzner. Dazu sieht er auch gar keinen Grund. Das AKG sei bereits sehr gut aufgestellt. Sein Credo lautet deshalb: „Die Stärken stärken. Was gut ist, kann sicher noch besser werden.“

„Das AKG war und ist eine Schule mit starkem naturwissenschaftlichem Profil. Diesen Charakter möchte ich weiter ausbauen“, erklärt Pinzner. In Deutschland gebe es bei den Ingenieuren „eine Riesenlücke“. Seine Schlussfolgerung: „Es ist der gesellschaftliche Auftrag von Schule, naturwissenschaftlichen Nachwuchs auszubilden.“ Deshalb ist ihm die Zusammenarbeit mit heimischen Firmen und der Ohm-Hochschule sowie der Uni Erlangen so wichtig.

Zweiter Schwerpunkt bleiben die Sprachen. Schon jetzt können am AKG selbst Italienisch und Chinesisch Abiturfach sein. Pinzner schwebt für die Zukunft sogar Fachunterricht in Fremdsprachen vor. Geschichte in Englisch zum Beispiel. Förderung von Sprachkompetenz in einer globalisierten Welt.

Doch Schule sei mehr als Wissensvermittlung. „Schule lebt auch von außerunterrichtlichen Aktivitäten, von Musik, Kultur, Sport.“ Deshalb denkt Pinzner etwa an die Gründung einer Chorklasse. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Schüler, die zum Beispiel bei einem Auftritt ein Erfolgserlebnis haben, auch eine Motivation fürs Lernen erfahren.“

Leistungswillen fördern

Und das ist ihm besonders wichtig: „Ohne die anderen zu vergessen, wollen wir leistungsstarke und leistungswillige Schülerinnen und Schüler besonders fördern“, betont Harald Pinzner. „Die, die gut sind, und die, die gut werden wollen.“

Konturen eines Schulprofils, mit dem er aber nicht in Konkurrenz treten will. Weder zum musischen Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasium: „Wir ergänzen uns vielmehr.“ Noch zum neuen Gymnasium in Wendelstein, an das das AKG Schüler verloren hat. Pinzner hält 1200 bis 1400 für „eine solide Größe“. Je mehr Schüler, desto breiter könne das Angebot etwa an Seminaren in der Oberstufe und damit die Wahlmöglichkeit jedes einzelnen Schülers sein. So bleibe das AKG attraktiv. „An unserer Schule wird so gute Arbeit gemacht — wir müssen uns nicht verstecken.“

www.akg-schwabach.de

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