Hetzkampagne? Gülle-Streit in Beerbach geht weiter

23.12.2016, 05:56 Uhr
Hetzkampagne? Gülle-Streit in Beerbach geht weiter

© Foto: Gerner

Werner Heider gehört zu den über 50 Beerbachern, die gegen die Pläne unterschrieben haben. Es gehe nicht darum, den Landwirt in seiner Entwicklung zu behindern, betont der Rentner. „Es geht nur darum, dass wir der Überzeugung sind, dass ein solcher Behälter am geplanten Standort nicht hinpasst.“ Sein Alternativvorschlag: „am besten am Ortsrand, wo es niemanden stört. Andere größere landwirtschaftliche Betriebe siedeln doch auch aus.“

Mit dem Antrag von Bernd Meister hat sich der Abenberger Stadtrat jetzt schon zweimal beschäftigt, obwohl in einem solchen Fall nicht der Stadtrat, sondern das Landratsamt Genehmigungsbehörde ist. In der Novembersitzung war die Unruhe im Gremium noch sehr groß. Da hatten einige Stadträte ganz ähnlich argumentiert wie jetzt viele Beerbacher. Eine Güllegrube passe nicht so nah ans Wohngebiet und an den Kinderspielplatz. Wenn überhaupt, dann müsse das Becken wenigstens mit einem Deckel versehen werden.

Stadtrat zufrieden, Bürger nicht

Vier Wochen später schien dann die Luft raus zu sein. In dem Betonbecken solle keine tierische Gülle zwischengelagert werden, sondern nur Abfallstoffe aus Biogasanlagen, auch Gärrest oder Substrat genannt. So hieß es jetzt. Auch Substrat ist nicht geruchsneutral. Aber: „Da riechst du schon in zehn Metern Entfernung nichts mehr“, hatte 2. Bürgermeister Hans Zeiner in der Stadtratssitzung erklärt. Und die nähesten Häuser sind wohl über 100 Meter entfernt.

Die Stadträte waren also einigermaßen zufrieden, viele Beerbacher sind es aber nicht. Und zwar aus mehreren Gründen.

Erstens sind sie nicht recht überzeugt vom Kursschwenk von Bernd Meister. Wenn die Grube erst einmal gebaut sei, dann könnte die Nutzung jederzeit wieder geändert werden, fürchtet Brigitte Heider. Im Antrag, das hat die Abenberger Bauamtsleiterin Gudrun Leng bestätigt, sei zwar ausdrücklich von Substrat und von Gülle die Rede. Doch der Landwirt habe zugesagt, einen Dreizeiler nachzuliefern, in dem das Lagern von tierischer Gülle ausgeschlossen werde. Leng hat keinen Grund, daran zu zweifeln: „Ich kenne den Herrn Meister. Auf ihn kann man sich verlassen. Sein Wort gilt.“

Problem Lärmbelästigung

Zweitens geht es den Beerbachern nicht nur um die Geruchsbelästigung. Sie finden auch die Zufahrt zum beantragten Projekt über eine recht schmale Wohnstraße bedenklich.

Drittens fürchten die Anwohner große Lärmbelästigungen. Das Substrat müsse schließlich mit großen Pumpen in die Betongrube gepumpt und später von dort wieder herausgepumpt werden.

Viertens bezweifelt Werner Heider, dass es erlaubt ist, in einem und dem selben Becken abwechselnd Substrat aus Biogasanlagen und Regenwasser zwischenzulagern. Denn mit dem Regenwasser würden doch bestimmt Substratreste auf die Felder kommen zu einem Zeitpunkt, wo das gar nicht erlaubt sei.

„Deshalb habe ich ja eine Voranfrage gestellt. Das Landratsamt wird das entscheiden“, entgegnet Bernd Meister. Wenn es rechtlich nicht möglich ist, muss ich halt zwei Becken bauen“, so der Landwirt. Auch die Befürchtungen ob des Verkehrs und ob des Lärms kann Meister nicht recht nachvollziehen. Erstens gebe es solche Becken überall in den Dörfern, ohne dass es irgendwo Probleme gebe. Zweitens seien auch schon große Lastwagen durch die betroffene Straße gefahren, als es in Beerbach noch die Firma Holzbau Heider (deren Halle Meister seit einigen Jahren nutzt) gegeben hat.

Verhärtete Fronten

Ob der Streit aus dem Weg zu räumen ist? Vorerst jedenfalls scheint es keine Chance zu geben, dass beide Parteien in irgendeiner Weise zusammenkommen. Und: Brigitte Heider lehnt nicht nur die Pläne ab. Sie ist auch enttäuscht von ihrem Bürgermeister. Werner Bäuerlein hatte in der Sitzung des Stadtrates die Art und Weise der Unterschriftensammlung hinterfragt und auch das Wort „Hysterie“ gebraucht. Heider weist das zurück („wir sind nicht hysterisch“) und versichert, dass sie bei der Sammlung niemanden unter Druck gesetzt habe. „Ich bin von Haus zu Haus gelaufen, fast alle haben unterschrieben.“

Wie dem auch sei: Die Voranfrage des Landwirts auf den Bau einer Halle (gegen den die Nachbarn nichts haben) und den Bau eines Substrat-/Regenwasserbeckens liegt derzeit beim Landratsamt Roth. Wann über ihn entschieden wird, steht noch nicht fest. Fest steht allerdings, dass es irgendwann nach den Feiertagen eine Versammlung zu dem Thema in Beerbach geben wird. Dazu will der Bürgermeister einladen. Das hat Werner Bäuerlein in der Sitzung des Stadtrates angedeutet und mittlerweile auch in einem Brief an Brigitte Heider zugesagt. Vielleicht trägt die ja dazu bei, den Dorffrieden wieder herzustellen.

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