Hoffen und Bangen um den Chefsessel in 13 Rathäusern

15.3.2014, 07:17 Uhr
Hoffen und Bangen um den Chefsessel in 13 Rathäusern

© Gerner

Im Landkreis Roth wählen etwas mehr als 98000 Frauen und Männer ihren 60-köpfigen Kreistag. In allen 16 Gemeinden des Landkreises finden zudem Stadtrats- beziehungsweise Gemeinderatswahlen statt. In zwölf Gemeinden stehen Bürgermeisterwahlen an.

Egal ob Schwabach oder Landkreis: Noch nie sind so viele Bürger zu den Wahlurnen gerufen worden. Das ist vor allem auf die EU-Erweiterung der letzten Jahre zurückzuführen. Im Gegensatz zu den Bundestags- und Landtagswahlen haben EU-Bürger bei den bayerischen Kommunalwahlen nämlich Stimmrecht.

Briefwahl oder Wahllokal

Im Schwabacher Stadtgebiet gibt es 41 Wahllokale. Zudem wurden 15 Briefwahlbezirke gebildet. Schließlich hat mehr als ein Fünftel aller Wahlberechtigten – rund 7000 bis gestern Vormittag – Briefwahlunterlagen angefordert. Briefwahlanträge werden bei nachgewiesener plötzlicher Erkrankung im Wahlamt auch noch bis zum Wahltag, 15 Uhr, entgegengenommen.

Am Wahltag sind in der Stadt etwa 500 Wahlhelfer notwendig, die in den ab 8 Uhr geöffneten Wahllokalen einen geregelten Ablauf sicherstellen. Die Wahllokale schließen landesweit um 18 Uhr, danach wird ausgezählt, oft bis in den frühen Montagmorgen hinein. Am frühesten stehen die Ergebnisse der Oberbürgermeister- beziehungsweise Bürgermeisterwahlen fest.

Hier könnte es schon ab etwa 18.30 Uhr erste Resultate aus einzelnen Wahlbezirken geben.

Amtsinhaber ist der Favorit

Der Wahlkampf zumindest in Schwabach kam vergleichsweise schleppend in Gang. Angesichts einer ganz großen Koalition bei vielen Punkten im Stadtrat fehlten die polarisierenden Themen. Amtsinhaber Matthias Thürauf (CSU), der auch von den Freien Wählern zur Wahl empfohlen wird, geht deshalb als Favorit in die Abstimmung.

Als einzige gefährlich werden kann ihm Doris Reinecke (SPD). Bis Thüraufs erster Wahl 2008 hatten die Sozialdemokraten schließlich immer den Oberbürgermeister in Schwabach gestellt. Klaus Neunhoeffer (Bündnis 90/Die Grünen) und Bayerns jüngster Oberbürgermeisterkandidat Axel Rötschke (FDP) sind krasse Außenseiter.

Kommt kein Kandidat im ersten Wahlgang auf mehr als 50 Prozent der abgegebenen Stimmen, müssen die Schwabacher in zwei Wochen noch einmal ran: Dann stünde eine Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters an.

Fünf Parteien kämpfen um die Sitze

Spannung verspricht auch die Stadtratswahl. Hier hat die CSU (17 Sitze) vor sechs Jahren die früher so starke SPD (13) deutlich abgehängt. Grüne (6), Freie Wähler (3) und FDP (1) komplettieren das 40-köpfige Gremium. Diese fünf Parteien treten auch diesmal wieder mit einer Liste an.

Anders als in Schwabach wurde in einigen (wenn auch längst nicht in allen) Gemeinden im Landkreis Roth mit harten Bandagen gekämpft.

In Schwanstetten wurde in den vergangenen Wochen und Tagen kräftig ausgeteilt. Wie immer bei einem Streit kurz vor der Wahl, geht es um die Deutungshoheit zu strittigen Themen. Dass in Schwanstetten innerhalb eines Jahres ein Viertel der achtköpfigen CSU-Fraktion abgesprungen ist, spricht allerdings nicht unbedingt für die Christsozialen.

Rustikale Kurznachrichten

Für Aufsehen hat zuletzt auch ein anderer CSU-Mann gesorgt, beziehungsweise der erste CSU-Mann im Landkreis Roth. Der Kammersteiner Landtagsabgeordnete und CSU-Kreisvorsitzende Volker Bauer hatte mit einer ganzen Reihe von WhatsApp-Nachrichten versucht, die ELJ-Landesvorsitzende Daniela Wirth von einer Kandidatur bei der Kammersteiner SPD abzuhalten ("SMS-Terror": CSU-Abgeordneter drangsaliert Landjugendchefin). Weil die rustikal formulierten Botschaften kurz vor der Wahl das Licht der Öffentlichkeit erblickt haben – so ist das nun einmal bei den schönen, neuen social medias – erwies sich Bauers Versuch aber als ziemliches Eigentor.

In Erinnerung bleibt im Wahlkampf auch der Versuch einiger bisheriger Wendelsteiner SPD-Marktgemeinderäte, ihren eigenen Kandidaten Klaus Vogel mittels eines Leserbriefs als nicht wählbar bloßzustellen. Hier sollten wohl alte Rechnungen aus der verlorenen Bürgermeisterwahl des Jahres 2008 beglichen werden.

Nachfolgend noch einmal der Überblick über die Bürgermeisterwahlen im Landkreis Roth:

Wendelstein: Bürgermeister Werner Langhans (CSU) gegen Klaus Vogel (SPD) und Helmut Mederer (FW).
Schwanstetten: Bürgermeister Robert Pfann (SPD) gegen Richard Seidler (CSU).
Rednitzhembach: Bürgermeister Jürgen Spahl (parteilos, von NB/PW und CSU nominiert) gegen Gabriele Müller (Freie Wähler).
Rohr: Richard Witt (CSU), Felix Fröhlich (SPD), Klaus Popp (Freie Wähler); der seit 24 Jahren amtierende Rathauschef Herbert Bär tritt nicht mehr an.
Kammerstein: Der 60-jährige Bürgermeister Walter Schnell (Freie Wähler) ist der einzige Kandidat.
Abenberg: Bürgermeister Werner Bäuerlein (parteilos, von SPD nominiert) gegen Manfred Lunkenheimer (CSU) und Anton Friedrich (Freie Wähler).
Büchenbach: Bürgermeister Helmut Bauz (UWG) gegen Beate Adolphi (CSU).
Röttenbach: Bürgermeister Thomas Schneider (Freie Wähler) gegen Anton Schmidpeter (CSU).
Hilpoltstein: Bürgermeister Markus Mahl (SPD) gegen Ulla Dietzel (CSU) und Michael Greiner (Freie Wähler).
Heideck: Bürgermeister Ottmar Brunner (CSU) gegen Ralf Beyer (FW) und Thomas Schubert (CWG).
Thalmässing: Bürgermeister Georg Küttinger (Thalmässinger Liste) gegen Sabine Ronge (parteilos, von der CSU nominiert).
Greding: Bürgermeister Manfred Preischl (Freie Wähler) gegen Stefan Greiner (CSU).

Keine Bürgermeisterwahlen gibt es in Roth, Allersberg, Georgensgmünd und Spalt. Ralph Edelhäußer aus Roth (CSU), Bernhard Böckeler aus Allersberg (CSU) und Ben Schwarz aus Georgensgmünd (SPD, auch von der CSU nominiert) müssen sich erst wieder 2017 dem Wählervotum stellen, der Spalter Udo Weingart (CSU) regiert sogar bis 2020. Ebenfalls bis 2017 währt die Amtszeit von Landrat Herbert Eckstein (SPD).

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