Jäger wollen nicht auf Muttertiere schießen

24.3.2018, 15:38 Uhr
Jäger wollen nicht auf Muttertiere schießen

© Foto: Fredrik von Erichsen/dpa

"Aus Angst vor dem Risiko einer Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) hat jetzt der Bundesrat in Berlin die Schonzeit für Bachen und Keiler aufgehoben", so der Jagdverband. Der Muttertierschutz werde zwar erwähnt, aber nicht konkret erläutert. Die bayerischen Jäger sehen die Aufhebung der Schonzeit kritisch.

Franz-Josef Weber, erster Vorsitzender der BJV-Kreisgruppe Roth-Hilpoltstein betont: "In der Praxis ist es oft schon schwierig, Keiler und Bachen zu unterscheiden. Wie viel schwieriger ist es da, die Zitzen einer Bache zu erkennen, die sie als säugendes – und damit als geschütztes – Muttertier identifiziert. Wird eine solche Bache geschossen, müssen die Kleinen, die sie im schützenden Kessel zurückgelassen hat, elendig und unter großen Qualen verhungern."

Grundlage Tierschutz

Das aber verstoße gegen das Tierschutzgesetz und stelle eine Straftat dar. Franz-Josef Weber weiter: "Der Tierschutz darf nicht auf der Strecke bleiben, er ist die Grundlage für eine waidgerechte Jagdausübung." Für die Jäger dürfe die Schonzeitaufhebung bei Schwarzwild kein Freibrief sein, unbegrenzt auf alles zu schießen. "Nicht jedes Mittel ist recht, deshalb", so Weber, "muss der Finger gerade bleiben, wenn die Bachen nicht richtig identifiziert werden können. Das heißt, aus Rotten mit gestreiften Frischlingen dürfen keine Bachen geschossen werden."

Leitbache muss leben

Auch für den Kreisjagdberater Ernst Heinlein ist der Muttertierschutz unverhandelbar: "Frischlinge, die nicht mehr gestreift sind, werden zwar nicht mehr gesäugt, aber sie brauchen ihre Mutter auch über die Säugezeit hinaus. Denn diese führt die Kleinen und leitet sie an, damit sie genügend Futter finden."

Der BJV fordert deshalb, dass mindestens eine führende Bache, im Idealfall die sogenannte Leitbache, für die Betreuung der Jungtiere in der Rotte verbleiben muss, um die wichtige Leitungsfunktion zu übernehmen. Die Leitbache sorgt dafür, dass die Rotte zusammenbleibt und nicht auseinandergesprengt wird. Denn das, so der BJV, wäre fatal für die Ausbreitung der Schweinepest, weil versprengte Frischlinge dann ein wesentlich größeres Streifgebiet hätten und die Krankheit im Falle eines Ausbruchs erst recht verbreiten könnten.

Risiko Mensch

Noch einmal betont Franz-Josef Weber mit aller Deutlichkeit: "Das größte Risiko einer Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest geht vom Menschen aus: Mangelnde Hygiene im Umgang mit Speiseresten und der gewaltige Transitverkehr spielen eine wesentlich größere Rolle in der Verbreitung des ASP-Erregers als die Forderung nach einem verstärkten Bachenabschuss."

Dadurch lasse sich eine mögliche Einschleppung von ASP auf jeden Fall nicht verhindern. "Infizierte Wildschweine können keine großen Strecken mehr zurücklegen und verenden nach kurzer Zeit." Unachtsam weggeworfene Lebensmittel, wie zum Beispiel mit dem Erreger infizierte Rohwurst aus Seuchengebieten, würden also ein wesentlich höheres Einschleppungsrisiko bergen.

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