Jung, weiblich, ambitioniert: Politikerinnen diskutieren in Schwabach

14.1.2020, 15:03 Uhr
Jung, weiblich, ambitioniert: Politikerinnen diskutieren in Schwabach

© Foto: Thomas Correll

Vor den Augen der rund 70 Zuschauerinnen und Zuschauer (die Männer waren in der Minderheit), inklusive der lokalen Politprominenz, durften die Teilnehmerinnen sich zunächst vorstellen und ein bisschen Werbung für ihre jeweilige Partei machen. Dann wechselten sich Themenblöcke mit Fragen aus dem Publikum ab. Es folgt der Versuch eines Destillats der Meinungen und Persönlichkeiten dieses interessanten Abends.

Carina Waldmüller (CSU)

Für die CSU tritt Carina Waldmüller an. Die 26-jährige Steuerberaterin engagiert sich unter anderem bei der Freiwilligen Feuerwehr in Wolkersdorf. Deren in die Jahre gekommenes Feuerwehrhaus zu sanieren, nennt Waldmüller als eine konkrete Forderung. Konservative und christliche Werte sowie ehrenamtliches Engagement sind ihr wichtig. Außerdem bestehe beim ÖPNV Verbesserungsbedarf, insbesondere was die Verbindung mit den Ortsteilen angeht. Waldmüller steht auf Platz 19 der CSU-Liste.

Magdalena Reiß (SPD)

Weiter oben, auf Rang 6, startet Magdalena Reiß (SPD). Sie ist nicht die jüngste Frau auf der SPD-Liste, sondern vertrat Carina Astafjev, die nicht kommen konnte. Die 28-jährige Reiß ist nicht nur die Schwester von OB-Kandidat Peter Reiß, sondern auch Mitglied des Vorstands der Schwabacher SPD und des Stadtjugendrings. Nicht "mit dem Kopf in den Wolken", will sie Politik machen, sondern orientiert an der Lebenswelt der Menschen und der Umsetzbarkeit der Ideen. Als ideale Voraussetzung für den Stadtrat nannte sie mit Augenzwinkern, dass sie nachts nur vier Stunden Schlaf brauche. Bestes Zitat zum Thema Frauen im Stadtrat: "Wir wollen nicht ein Stück des Kuchens, wir wollen die halbe Bäckerei!"

Nadin Moustafa (Grüne)

Jüngste Teilnehmerin der Diskussion war Nadin Moustafa von den Grünen – 18 Jahre alt und auf Platz 27 der Liste. Der Klimaschutz ist ihr wichtig: Als sie bei diesem Thema von Moderatorin Kaiser-Biburger etwas eingebremst wird, entgegnet sie schlagfertig: "Es geht um Klimaschutz, das ist kein Kurzes-Antwort-Thema." Konkret einsetzen will sie sich für die Sanierung der – ihrer lebhaften Schilderung nach – schauderhaften Toiletten im Adam-Kraft-Gymnasium. Ihr Abi dort liegt noch nicht lange zurück. Ihr bemerkenswerter Satz zum Thema Migrationshintergrund: "Ich werde mein ägyptisches Temperament nicht verstecken, aber ich bin deutsch – und da bin ich auch stolz drauf."

Sara Holzhäuser (FDP)

Auf Platz 4 der FDP-Liste steht die 22-jährige Sara Holzhäuser. Die Jura-Studentin will sich für die Demokratie einsetzen, auch wenn es manchmal anstrengend sei. Sie hebt die Freiheit als Grundwert hervor: "Man sollte nicht immer alles vorgeschrieben bekommen." Konkret will sie in Schwabach die Idee eines Jugendparlaments stärker aufgreifen. Außerdem sympathisiert sie mit der Fridays-For-Future-Bewegung und stellte klar: "Die FDP ist nicht immer gegen den Klimaschutz."

Anette Lauterbach

Komplettiert wurde die Runde von Anette Lauterbach (Platz 3 der FW-Liste). Da ihre Parteifreundin Sonja Mack sehr kurzfristig ausfiel, fand sich nun die 55-jährige Lauterbach in der Riege der jüngsten Kandidatinnen und probte erfolgreich die Flucht nach vorne: "Auch abends muss gelebt werden!" Die Ausdünnung der Kneipenlandschaft mache ihr Sorgen, eine Diskothek stehe weit oben auf ihrem Wunschzettel. Ihre generelle politische Einstellung: "bürgerlich-konservativ mit progressiven Einflüssen". Die Themen Wirtschaft, Verkehr und Klimaschutz gehören für sie zusammen, "sie sollten sich nicht gegenseitig behindern".

Schade fürs Publikum, gut für die Demokratie

Ein Kommentar von Redakteur Thomas Correll:

Der größte Vorteil der Podiumsdiskussion im Bürgerhaus war gleichzeitig ihr größter Nachteil.

Der Nachteil: Es kam keine wirkliche Diskussion zustande. Zwischen Vorstellungs- und Schlussrunde wurden zwar Argumente ausgetauscht, man konnte in Nuancen auch Unterschiede der Parteirichtungen erkennen. Aber in der Grundhaltung waren sich alle einig: Die Politik braucht Frauen und die Politik braucht junge Menschen. Das stimmt zwar. Aber wenn fünf Vertreterinnen konkurrierender Parteien miteinander diskutieren, dann dürfen sie auch einmal aneinander geraten – auf dem Podium herrschte geradezu freundschaftliche Stimmung. Auch am Applaus des Publikums war nicht festzumachen, wer am besten ankam, weil die Beifallsbekundungen zu offensichtlich aus der jeweiligen Partei-Ecke stammten. Für den neutral zuhörenden "Souverän", wie Moderatorin Kaiser-Biburger die Zuhörer einmal ansprach, etwas enttäuschend.

Der Vorteil: In einer bundesweit oft vergifteten Atmosphäre tut es gut, wenn der politische Nachwuchs höflich miteinander umgeht. In der Diskussion wollte keine Schärfe aufkommen. Das liegt auch daran, dass die AfD nicht auf dem Podium vertreten war, weil sie Schwabach glücklicherweise (noch) nicht mit einer Liste und Kandidaten heimsucht.

Ob Frauen per Quote in Schaltstellen der Wirtschaft und Politik gehievt werden sollten, darüber scheiden sich die Geister. Die Überzeugung aber, dass mehr Frauen auch dem Schwabacher Stadtrat gut tun würden, ist – wie die Veranstaltung gezeigt hat – bei CSU, Freien Wählern, FDP, Grünen und SPD gleichermaßen zu finden. Und das ist gut so.

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