Klaus Rogoll wurde indirekt Zeuge der Terrorattacken in Paris

17.11.2015, 08:20 Uhr
Klaus Rogoll wurde indirekt Zeuge der Terrorattacken in Paris

© Foto: dpa

Cutter Klaus Rogoll schneidet die Beiträge, die in der Sportschau und in der Tagesschau über die Mattscheibe flimmern. Manchmal ist er auch bei Länderspielen im Einsatz. So wie am Freitag, 13. November, beim Spiel zwischen Frankreich und Deutschland. Dann kann aus einem Traumjob schon einmal ein Albtraum werden.

Als die erste Bombe nahe des Stadions gezündet wurde, glaubten Klaus Rogoll und seine Kollegen noch an einen überlauten China-Böller. Wenige Minuten später der nächste Donnerschlag. „Da hat der Boden des Stadions vibriert. Da wussten wir, dass das nicht nur Feuerwerk ist“, sagt der 48-Jährige.

Terror statt Sport

Klaus Rogolls Aufgabe an diesem Freitag, 13., war es, das Material, das 18 fest installierte Kameras im Stadion und zwei Kameramänner mit mobilen Kameras lieferten, für die Spätausgaben der Tagesschau und der Rundschau zu sichten und zu schneiden. Spätestens in der Halbzeit wurde den Technikern aber klar, dass es dabei nicht mehr um Sport gehen würde.

Die Cutter saßen in Paris nicht direkt im Stadion neben dem Spielfeld. Sie sind in den Katakomben untergebracht, tief im Bauch der riesigen Betonschüssel. Dort, wo die vielen Übertragungswagen aus aller Herren Länder parken. „50 Meter von den Mannschaftsbussen der beiden Teams entfernt“, erklärt Klaus Rogoll. Immerhin: Er war damit zwar bei der furchtbaren Terror-Anschlagsserie zwar irgendwie live dabei, aber glücklicherweise nicht mittendrin.

Normalerweise ist bei Fußballspielen die Arbeit getan, wenn der letzte Spieler interviewt und die Trainer ihre abschließende Pressekonferenz absolviert haben. In der Nacht von Freitag auf Samstag haben Rogoll und seine Kollegen aber durchgemacht bis 3.30 Uhr. Die großen Stationen blieben auf Sendung, und so flimmerten zum Beispiel Bilder der Menschen über die Mattscheibe, die zu tausenden zurück ins Stadion strömten, weil ein Teil der Ausgänge gesperrt war. So waren die Männer mit den mobilen Kameras bis spät in der Nacht unterwegs, um Stimmen von Funktionären und Fans einzufangen.

Angst? Nein, Angst habe er während der Arbeit nicht gehabt, sagt Klaus Rogoll. „Während dieser Zeit funktioniert man.“ Er hat zwischendurch seiner Frau auch eine Nachricht schicken können, dass bei ihm soweit alles in Ordnung ist.

Mit einigem Abstand wird es dem 48-Jährigen, der während des Kosovo-Krieges als Kameramann auch ganz nah dran war an den Kampfhandlungen, aber doch ein wenig mulmig. An dem kleinen Stand direkt vor dem Stadion, an dem sich Klaus Rogoll vor dem Spiel noch einen Burger genehmigt hat, hat sich später einer der Attentäter in die Luft gesprengt. „Das gibt einem schon zu denken.“

Die Rückkehr nach Deutschland gestaltete sich für den 48-Jährigen schwierig. „Zunächst wussten wir nicht, wie wir vom Stadion ins Hotel kommen sollten“, erzählt er. Dieses Problem wurde dank eines „Bekannten eines Bekannten eines Bekannten“ gelöst, der den Chauffeur spielte. Im Hotel blieb gerade noch Zeit zum Packen, doch am Flughafen ging es nur schleppend voran. „Da hat man schon gemerkt, dass die Sicherheitsvorkehrungen eminent verstärkt worden waren.“

Mittlerweile ist Klaus Rogoll aber wieder zurück in Deutschland. Es bleibt ja auch nicht viel Zeit zum Durchschnaufen. Am Samstag wartet schließlich das nächste Stadion: Samstag, 15.30 Uhr, schwäbisches Derby zwischen dem VfB Stuttgart und dem FC Augsburg. Dann ist der Job des Cutters hoffentlich wieder ein Traumjob.

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